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Diethelm P. Krause schrieb am 7.9. 2003 um 18:46:11 Uhr über

Blumenverkäufer

»Da! Ich halte an!«, ruft plötzlich der Kunde des Blumenverkäufers auf der Fahrt zur Geburtstagsfeier seines Chefs aus. »Warum? Wo?«, fragt der Blumenverkäufer neben ihm. »Dort ist eine Waschstraße. Das Auto muss einfach sauber sein, wenn wir vor dem Haus meines Chefs parken«, entgegnet der Kunde. »Nein, nein, fahren Sie weiter, ich habe ein ungutes Gefühl«, sagt der Blumenverkäufer. »Aber es ist eine Waschstraße mit Lappentechnik. Sehen Sie das große Reklameschild!«, erläutert der Kunde. »Wir waren aber doch übereingekommen, daß der Nieselregen für eine ausreichende Sauberkeit Ihres Fahrzeugs sorgen wird. Lassen Sie uns die Fahrt besser ohne Unterbrechung fortsetzen. Auch entgehen wir damit der Gefahr, uns zur Geburtstagsfeier Ihres Chefs zu verspäten«, wirft der Blumenverkäufer ein. »Niemals aber kann ein einfacher Nieselregen die Leistung einer in Lappentechnik betriebenen Waschstraße ersetzen«, verteidigt der Kunde seine Entscheidung, die Fahrt an der Waschstraße zu unterbrechen. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können! Ich aber rate Ihnen schon jetzt von einer Pause in einer Waschstraße ab. Das Risiko einer Verspätung bei Ihrem Chef scheint mir entschieden zu groß zu sein«. Der Blumenverkäufer ist etwas beleidigt wegen der Störrigkeit des Kunden. »Das tue ich auch«, sagt der Kunde und wendet sein Auto in die Einfahrt der Waschstraße, wo der Waschstraßenmeister sofort im Eilschritt auf ihn zuläuft. »Sehen Sie nur, mit welcher Eilfertigkeit wir hier bedient werden. Drehen Sie die Scheibe hinunter, der Waschstraßenmeister scheint uns selbst in seine Obhut nehmen zu wollen«, erläutert der Kunde dem Blumenverkäufer, der seiner Aufforderung sofort Folge leistet. »Wir haben geschlossen«, ruft der Waschstraßenmeister kurz angebunden in das Auto. »Sehen Sie, fahren Sie weiter«, freut sich der Blumenverkäufer über diesen sich ankündigenden Misserfolg der Fahrtunterbrechung. »Aber wie ist das möglich? Auf Ihrem Schild steht, daß Ihre Waschstraße bis 20 Uhr geöffnet ist und es ist gerade erst 19 Uhr 30. Auch sehe ich das Einfahrtstor in die Waschstraße noch halb geöffnet«, erwidert der Kunde fragend dem Waschstraßenmeister. »Heute ist aus besonderen Gründen, die ich Ihnen nicht zu erläutern habe, die Waschstraße früher geschlossen«, antwortet der Waschstraßenmeister dem Kunden kurz und bündig. »Damit kann ich mich unmöglich zufrieden geben. Wenn es so wäre, haben Sie es versäumt, schon an der Einfahrt auf Ihr Gelände auf diesen besonderen Umstand hinzuweisen. Ich verlange daher in diesem Moment eine Wagenwäsche in Ihrer Waschstraße«, bringt der Kunde aufgebracht hervor. »Der gegenwärtige technische Zustand meiner Waschstraße macht eine ordnungsgemäße Wagenwäsche unmöglich«, erwidert der Waschstraßenmeister, sichtlich um Fassung ringend. »Aber dies ist doch eine mit ausgereifter Lappentechnik betriebene Waschstraße, wie Ihr Raklameschild an der Geländeeinfahrt es anpreist«, wirft der Kunde ein. »Aber wir haben eben gerade ein technisches Problem, das die generelle Überlegenheit der Lappentechnik über jede andersartig installierte Waschstraße nicht in Frage stellen kann«, schreit der Waschstraßenmeister plötzlich wütend und fuchtelt mit einem Wagenheber in der Luft herum, den er schon die ganze Zeit in Händen gehalten hat. »Nehmen Sie doch endlich zur Kenntnis, daß es keinen Sinn hat, und fahren Sie zurück auf die Straße«, unterstützt nun der Blumenverkäufer den Waschstraßenmeister in seiner Rede gegen den Kunden. Da wird das Einfahrtstor in die Waschstraße von innen ganz aufgerissen und der Waschstraßenkunde erscheint aus dem Dunkel der Waschstraße. »Da sehen Sie mein Problem«, ruft der Waschstraßenmeister und reckt den Wagenheber drohend in Richtung des Waschstraßenkunden. »Ihre Waschstraße ist ein Saustall«, nähert sich der Waschstraßenkunde brüllend dem Auto des Kunden und wirbelt zwei Waschstraßenlappen in der Luft herum. »Seien Sie nun endlich still vor den Kunden meiner Waschstraße, sonst wende ich mich dem Kofferraum Ihres Fahrzeugs zu, daß es ihm ebenso ergehe wie seiner Kühlerhaube«, schreit der Waschstraßenmeister aufgebracht dem Waschstraßenkunden entgegen. »Widerliche, stinkende und schmutzige Smerlappen! Aus nichts als Smerlappen besteht Ihre ganze gepriesene Lappentechnik!«, schreit der Waschstraßenkunde außer Fassung und schleudert die Lappen auf die Windschutzscheibe des Autos des Kunden. »Lassen Sie uns schleunigst von hier verschwinden«, fleht der Blumenverkäufer ängstlich seinen Kunden an. »Der Umgangston in dieser Waschstraße scheint nun auch mir bedenklich zu sein«, erwidert der Kunde, mittlerweile seine eigene Entscheidung anzweifelnd. »Dreschen Sie nicht noch einmal auf die Fahrzeuge meiner Kunden mit den Lappen meiner Waschstraße ein«, brüllt der Waschstraßenmeister den Waschstraßenkunden an, läuft mit erhobenem Wagenheber auf das in der Einfahrt zur Waschstraße abgestellte Auto des Waschstraßenkunden zu und schleudert den Wagenheber mit voller Wucht auf den Kofferraum. »Nun fahren Sie doch endlich, um Gottes willen! Sehen Sie nur die zertrümmerte Kühlerhaube des Fahrzeugs des Waschstraßenkunden! Wollen Sie, daß es Ihrem Auto nicht anders ergeht und damit vor dem Haus Ihres Chefs vorfahren?«, ruft der Blumenverkäufer flehend dem Kunden entgegen. »Sie haben ja recht. Ich bin Prokurist«, entgegnet der Kunde. »Also, fahren Sie schon!«, bittet der Blumenverkäufer den Kunden. Der Kunde wendet sein Fahrzeug, während beide sehen, wie der Waschstraßenkunde stürmend in die Waschstraße läuft und sich an den letzten noch in seiner Verankerung hängenden Lappen klemmt und mit aller Gewalt an diesem zerrt. Als der Kunde und der Blumenverkäufer auf die Straße einbiegen, sehen sie durch das immer noch geöffnete Seitenfenster, wie der Lappen von der Decke reißt und der Waschstraßenkunde mit dem umklammerten Lappen in eine Pfütze stürzt. »Sehen Sie jetzt die hässlichen Lappenstreifen auf der Scheibe!«, sagt der Blumenverkäufer vorwurfsvoll zum Kunden. »Sie hatten wieder einmal völlig recht. Hätte ich nur auf Sie gehört! Diese Unterbrechung hat uns nichts als zusätzliche Verschmutzung statt einer Wagenwäsche gebracht«, stöhnt der Kunde zerknirscht. »Ich hatte dieses ganze Übel geahnt. Wir müssen nun hoffen, daß der immer noch anhaltende Nieselregen die Spuren der Lappen beseitigt, bevor wir das Haus Ihres Chefs erreichen«, entgegnet der Blumenverkäufer. »Hoffentlich nur reicht die Fahrt, die nicht mehr lange dauern wird, aus«, stöhnt der Kunde des Blumenverkäufers und lehnt sich voller Selbstvorwürfe nach vorne, um sich auf die nasse Straße zu konzentrieren.


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