Am gestrigen Sonntag saßen wir zu siebt um einen großen runden Tisch, und zwar, im Uhrzeigersinn, Tilda (Gastgeberin und Alexanders Großmutter), ich, Adrian, Ilyas (Adrians Sportskamerad), Alexander, John (Alexanders intimer Freund), sowie eine Freundin der Tilda, deren Name mir entfallen ist. Jedoch der schönste Moment gestern war dieser. Mein Donnerstagsbub Adrian und ich standen früh morgens, im Schlafanzug noch, am Fenster und schauten in die Stanislausgasse hinab. Indem ich lange den Adrian anschaute, von der Seite, wie er jetzt träumerisch auf die schadhaften alten Dächer hinüber sah, kam er mir ganz fremd vor mit einem Mal, wie man überhaupt von vielen Menschen im Profil einen ganz anderen Eindruck gewinnt als von vorn. Wie es denn sein müsse, wenn er ein ganz fremder Bub wäre, begann ich mir vorzustellen. Und wenn ich jetzt diesen unbekannten Buben umarmen würde, mit einem Mal, einfach so. Doch da hatte dieser fremde Bub mich selbst bereits derb am Po gepackt, indem er dassselbe Gedankenexperiment unternommen hatte wie ich! Wie es denn wäre, wenn neben ihm ein wildfremder Mann stünde, im Schlafanzug!
Wie wir lachen mussten zuerst, als wir uns diese Gedankenspiele offenbart hatten. Dann aber besannen wir uns und waren uns nahe wie noch nie.
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