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Enie schrieb am 2.5. 2004 um 00:34:26 Uhr über

Erwachen

Erwachen ist grausam. Dem Erwachen gilt die größte Angst meines Lebens. Schon als kleines Kind konnte ich immer und überall schalfen, kein Problem. Nur das Erwachen war ein Horror. Ich habe geschrien und wollte weiter schlafen. Wollte meine Augen nicht öffnen. Für nichts und niemanden. Meine Träume waren mir immer am heiligsten. Noch heute kann ich auf jeder Party, in jedem Fortbewegungsmittel, in jedem Wartzimmer ungestört schlafen. Doch das Erwachen missfällt mir noch genauso wie früher. Ich habe dann immer eine Gesichtshälfte komplett voll Sabber. Ich liege, bzw. sitze gerne in unmöglichen Posen und wenn ich dann schlafe klappt mien Kiefer runter und ich besabbere mich. Mein optischer Zustand ist allerdings nicht das eigentliche Übel. Es ist meine Seele. Sie versucht der Konfrontation mit der Realität gezielt aus dem Weg zu gehen. In solchen Situationen ist man schon verdammt nah am echten Leben, ausserhalb meiner heilen, friedlichen, privaten Traumwelt. Doch das erwachen des Körpers aus dem Teifschlaf ist nicht das Schlimmste, es ist das Erwachen der Seele aus der Traumphase. Und das ist der Moment, vor dem ich mich am meißten fürchte. Meine eigene Welt nicht mehr gegen die der anderen schützen zu können. Einen kleinen Vorgeschmack auf dieses Horrorszenario erhällt man beim Erwachen aus einem Drogenrausch. Eben war die Welt noch in Ordnung. Alles war friedlich. Man hatte viele lustige Freund wie die gelben Männlein mit den roten Antennen auf den Köpfen und die Fische die auf einem Bein mit den Wieseln auf Speed Walzer tanzen und dabei aussehen wie Teebeutel. Die Welt ist genaus so, wie sie seien soll. Doch plötzlich kracht man mitten in die Realität. Nicht wirklich mitten rein, wo man immer vermieden hatte zu landen. Doch recht nah an den Rand. Man ist allein, hilflos. Doch man kann sich noch einen Joint rauchen und der Friede wird wieder über die Welt herein brechen. Die Freunde werden wieder kommen; vielleicht nicht die gleichen, aber die neuen werden genauso smpathisch sein. Es wird wieder alles in Ordnung. Doch eines Tages wird das einzige, das wahre Erwachen auch zu mir kommen. Das, wovor ich nicht flüchten kann. Ich werde mit einem lauten Bums in das wahre Leben krachen. Nicht nur ein wenig an der Realität vorbei schrammen und mir ein paar Kratzer und Beulen holen. Nein, mitten rein. So weit Weg von zu Hause, von meiner behüteten Traumwelt, dass ich den Weg zurück nicht mehr finde. Alle dort werden sterben. Und ich mit ihnen. Die Realität wird mich hinrichten. Erst wird sie mich foltern, langsam, qualvoll. Und dann auf zur Guillotine. Es gibt kein Entkommen, keinen Ausweg. Fast keinen. Es gibt den goldenen Schuß. Dann kann mich niemand mehr zum erwachen zwingen. Auch ich selbst nicht. Dan werde ich in Friede bleiben können. Einsam aber glücklich. Die Realität und das Leben weit weg von mir. Doch die Bewohner meiner Traumwelt sind schon tot. Es wird nie wieder das selbe. Einmal mit dem wahren Leben in Berührung gekommen haftet es wie eine Krankheit, eine Seuche an mir. Ganz los werde ich es nie mehr, wenn ich einmal mit Realität infiziert wurde. Auch der goldene Schuß kann mich nicht retten. Nur trösten. Trösten vor dem Erwachen.


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