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Der Elefant schrieb am 3.5. 2014 um 17:32:36 Uhr über

Erziehung

Das Lob der römischen Freunde, welches dem jungen Meister gefährlich süß im Ohre klang, fand einen merklich schwächeren Widerhall in den Nachrichten aus der Heimath, wohin das Bild alsbald abging. Kurfürst Friedrich, dernicht ganz mit Unrecht, wie S. selbst zugab – die Farben matt fand, nahm es als Entgelt für die gewährte Reiseunterstützung ohne besondere Belohnung entgegen; doch hatte er S., noch ehe dasselbe ankam, ein neues Reisegeld anweisen lassen. Dieser erhielt hierdurch, sowie durch Porträt-Aufträge, zunächst aus der Familie Humboldt, die Mittel, um länger in Rom zu bleiben. Schon im Frühjahr 1804 fing er ein neues Bild mit vielen lebensgroßen Figuren anDas Opfer Noahs“. Zur Rechtfertigung der abermaligen Wahl eines religiösen Stoffes schrieb er an Dannecker: „Ich wähle gern bekannte Gegenstände, dazu noch solche, die ehrwürdig durch den Volksglauben sinddie man heilig nennt. Jeder erkennt sie auf den ersten Blick und überläßt sich ruhig dem Eindrucke, den das Bild auf ihn macht“. Bei der Arbeit hörte er auf den Rath einiger italienischer Maler, des V. Camuccini und des P. Benvenuti, welche, wie er selbst, von der französischen Schule ausgegangen durch ernsteres Studium der Antike und der alten Meister ihre Kunst zu vertiefen suchten. Die von S. mit Vorliebe getriebenen Raphael-Studien waren allmählich in Fleisch und Blut bei ihm übergegangen und führten zu einer Stilwandlung, die ihm die Arbeit sichtlich erschwerte. Daneben störte der Kampf mit einer heißen Liebe zu der Tochter eines Hausmitbewohners, des englischen Landschaftsmalers Wallis, jahrelang die Ruhe seines Gemüthes. Zum Glück fand er Stärkung in anregendem Umgange mit Neuankömmlingen wie A. W. Schlegel und Frau Bernhardi, der geistreichen Schwester der beiden Tieck. Neben manchen Bildnissen und einigen kleinen Bildchen vollendete der rastlose Arbeiter sein Gemälde mit 98 Figuren im Juni 1805. Auch diesmal hatte es der Meister, in welchem etwas vom dramatischen Poeten steckte, verstanden, durch energische Zusammenfassung der Handlung eine große Wirkung zu erzielen. Alles in dem Bilde geht auf in dem Ausdruck des hochfeierlichen Gefühles, welches die Opfernden beim plötzlichen Heranschweben Gottes und seiner Engel ergriffen hat; auch die großartige Landschaft, worin die Frucht der Freundschaft mit Koch nicht zu verkennen ist, zeigt sich in Linien und Farben durchaus auf diese Grundstimmung angelegt. Das Colorit dieses Werkes ist weit lebhafter als das seines ersten; aber es steckt darin etwas von der unruhigen Stimmung unter der Arbeit. In den Gestalten der Frauen und Kinder entfaltete S. jene vorwiegende Befähigung für das Anmuthige und Liebliche, die ihm vorzüglich als Maler von weiblichen Bildnissen zu statten kam und dem Zeitgeschmack ganz besonders entsprach. Bei einer vierzehntägigen Ausstellung im Pantheon labte er sich mit vollen Zügen an dem reichlich gespendeten Lobe. Doch darf man neben den oft fast französisch klingenden Aeußerungen der Eitelkeit und Ruhmsucht die vielen Ausdrücke der tiefsten Entmuthigung nicht übersehen, die ihn oft bei dem harten Ringen mit der Arbeit überschlichen hatte. Fanden beide doch auch in seinem eigenen Humor ihre Ausgleichung!


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