Führer

Was halten Sie eigentlich vom Führer ?
Mit ironischem Grinsen stellte mir der GESTAPO Beamte diese Frage. Vorsichtig versuchte ich bei
meiner sehr diplomatisch abgefaßten Erklärung leichte Kritik am Führer anzubringen, natürlich so
vorsichtig und zurückhaltend wie möglich.
Es nützte mir alles nichts ich wurde grausam mißhandelt und verschwand bis Kriegsende in einem
»Konzertlager« wo ich durch weitere Folterungen
als Krüppel endete. Nach Kriegsende wurde ich von
den Bolschewiken gleich übernommen, da ich in dem neuen Führer (Woscht) Stalin keinen Erlöser erkannte. Als das KZ aufgelöst wurde verurteilten mich die deutschen Kommunisten unter Hilde Benjamin zu 25 Jahren Bautzen, da ich den neuen
sächsischen Führer Walter Ulbricht ablehnte und zu behaupten wagte, daß der Aufstand am 17.6.1953 nicht von Westberlin gesteuert worden wäre. Eigentlich wollte die Führerin Hilde mich für diese Äußerung
mit dem Tode bestrafen, aber durch den Tod des Führers Stalin wurde ich zu 25 Jahren begnadigt.
Diese habe ich dann bis Sommer 1978 voll abgesessen. Inzwischen hieß der neue Führer
Erich Honecker. Zu der Zeit hatte ich insgesamt
seit 1938 40 Jahre in KZ und Zuchthäusern aus
politischen Gründen verbracht. 1978 wurde ich Hilfsarbeiter, da ich nie Gelegenheit bekommen hatte einen Beruf zu erlernen und dem Staat gegenüber zu kritisch war. Nach 1990 wurde ich dann arbeitslos, so daß ich kein Geld hatte
für meine Rehabilitierung zu kämpfen. Die neuen
Führer Kohl und Schröder lehnten meine Anträge
auf Haftentschädigung ab, da sämtliche Fristen
verstrichen wären und die »Sache« doch verjährt
sei. Nun kann ich als jetzt 90 jähriger sagen, daß
ich aber trotzdem ein schönes Leben geführt habe,
allerdings keine Ahnung habe, was es bedeutet einmal keinen Hunger zu haben. Immerhin habe ich über die Hälfte meines Lebens in Freiheit, wenn auch in bitterster Armut verbracht. Ich danke den den Führern!