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wuming schrieb am 6.6. 2010 um 13:52:26 Uhr über

FlashMob

Der Begriff Flashmob (englisch: Flash mob; flash = Blitz; mob [von mobilis beweglich] = aufgewiegelte Volksmenge, Pöbeldeutsch etwa Blitzpöbel) bezeichnet einen kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen sich die Teilnehmer üblicherweise persönlich nicht kennen und ungewöhnliche Dinge tun. Flashmobs werden über Online-Communitys, Weblogs, Newsgroups, E-Mail-Kettenbriefe oder per Mobiltelefon organisiert. Flashmobs gelten als spezielle Ausprägungsformen der virtuellen Gesellschaft (virtual community, Online-Community), die neue Medien wie Mobiltelefone und Internet benutzt, um kollektive Direkte Aktionen zu organisieren.

Obwohl die Ursprungsidee ausdrücklich unpolitisch[1] war, gibt es mittlerweile auchFlashmobsmit politischem oder wirtschaftlichem Hintergrund. Diese müssten auf Grund ihres Sinns und ihrer Zielrichtung Smart Mob heißen.[2][3] Der Begriff Smart Mob geht auf einen Bestseller des US-amerikanischen Psychologen Howard Rheingold aus dem Jahr 2003 zurück.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Ablauf
2 Geschichte
3 Prominente Beispiele
4 Rechtliche Beurteilung
5 Siehe auch
6 Video
7 Literatur
8 Weblinks
9 Einzelnachweise


Ablauf [Bearbeiten]
Einem Aufruf aus dem Internet folgend treffen sich die Teilnehmer an einem Ort, an dem sie weitere Instruktionen über den eigentlichen Aktionsort und Ablauf des Flashmobs bekommen. Typisch für Flashmobs sind die blitzartige Bildung des Mobs aus dem Nichts, das identische Handeln im Mob (z. B. applaudieren, telefonieren mit gleichen inhaltlichen Texten), und die abrupte Auflösung nach wenigen Minuten.

Die Beteiligten, Blitzaufläufer, Smart Mobber oder Flash Mobber genannt, tauchen am vereinbarten Ort zur vereinbarten Zeit auf, um dort kurz und für die unwissenden Passanten völlig überraschend einer gänzlich sinn- und inhaltslosen Tätigkeit nachzugehen.

So schnell wie die Menschen zusammengekommen sind, löst sich ihre Gruppe vor den Augen der verdutzten Zuschauer dann auch wieder auf. Dieses merkwürdige Verhalten wird vor allem durch die immer schnelleren zwischenmenschlichen Kommunikationsmöglichkeiten beeinflusst und unterstützt.

Geschichte [Bearbeiten]
Das ProjektZebra Fußgängertheater“[4] des Niederländers Will Spoor (Anfang der neunziger Jahre) kann als ein früher Vorläufer der Flashmobs betrachtet werden. Spoor rekrutierte (über Flugblätter, Telefonketten etc.) die Darsteller jeweils vor Ort in der Stadt, in der das Fußgängertheater gastierte. Gemeinsam wurden unangekündigte Darbietungen im öffentlichen Raum geprobt und durchgeführt, die von Konzept und Anmutung stark an heutige Flashmobs erinnern.

Als ein früher zweckloser und damit vom Smart Mob unterscheidbarer Flashmob gilt eine Aktion des Journalisten Bill Wasik am 3. Juni 2003 in New York. Mehr als hundert Teilnehmer versammelten sich in einem Kaufhaus um einen Teppich. Kaufhaus-Mitarbeitern teilten sie mit, dass sie einen „Liebesteppich“ suchten und Kaufentscheidungen grundsätzlich gemeinsam träfen. Danach versammelte sich eine noch größere Gruppe in einer Hotel-Lobby und applaudierte exakt 15 Sekunden, schließlich strömten die Teilnehmer in ein Schuhgeschäft und gaben sich dort als Touristen aus.[5] Bill Wasik hat in einem Artikel im März 2006 bekundet, seine Absicht sei gewesen, hippe Leute vorzuführen, die in einer Atmosphäre der Konformität nur danach strebten, Teil dernächsten großen Sachezu werden, egal, wie sinnfrei diese sei.[6]

Die Freude an den sinnfreien Aktionen und der öffentlichen Aufmerksamkeit dafür führte rasch zu Nachahmungen ohne den ironischen Hintergrund. Bald darauf schwappte eine Flashmob-Welle von den USA auch nach Europa über, wo es Ende Juli 2003 erste Aktionen in Zürich, Rom und Wien gab. Das Phänomen erlangte für einige Monate große Medienaufmerksamkeit, bis im Herbst 2003 das Interesse zurückging.

Im Sommer 2007 wurde die Idee wiederbelebt, anfänglich von Organisationen, die mit Aktionen auf gesellschaftliche Ziele aufmerksam machen wollen. Durch die neue Berichterstattung in den Medien wurden auch wieder reine Spaßaktionen inspiriert.

Flashmob-Aktionenwurden von der Handelsgewerkschaft ver.di gezielt zur Besetzung und Blockade von Geschäften bei Tarifauseinandersetzungen im Einzelhandel eingesetzt.[7] [8] Gegen eine Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes, die derartige flashmobs für eine zulässige Arbeitskampfform hält, hat der Handelsverband Deutschland nach eigenen Angaben im Dezember 2009 Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingelegt.[9]

In Philadelphia wurde im Frühjahr 2010 ein Trend beobachtet, dass Jugendliche hierbei wie einechterMob ihre Gewaltbereitschaft ausleben.[10]

Prominente Beispiele [Bearbeiten]
Am 20. Januar 2008 versammelten sich ca. 700 Menschen auf dem Odeonsplatz in München, stürmten eine Filiale von McDonalds am Stachus und kauften dort auf einmal 4.385 Hamburger und Cheeseburger. Auf diese Art wurden bereits in vielen deutschen Großstädten Flashmobs veranstaltet. Bei einer ähnlichen Aktion am 29. März 2008 wurden in einer Berliner Filiale von McDonalds in einer Bestellung 10.355 Burger gekauft. [11][12]
Am 4. April 2009 um 16:00 Uhr trafen sich mehrere tausend Jugendliche (Angaben schwanken zwischen 1000 und 5000 Personen) aus Anlass des Pillow-Fight-Day zu einer Kissenschlacht vor dem Kölner Dom.[13]
Am 8. Juli 2009 trafen sich in Stockholm mehr als 300 Menschen zu Ehren von Michael Jackson. Diese versammelten sich an verschiedenen Orten der Stadt und tanzten zu Jacksons LiedBeat it“. [14]
Rechtliche Beurteilung [Bearbeiten]
Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern.

Smart Mobs werden unter Umständen alsVersammlung unter freiem Himmel“[15] interpretiert und fallen in Deutschland dann unter die Bestimmungen des Versammlungsgesetzes.[16] Ein Smart Mob ist daher wie jede Versammlung unter freiem Himmel anzumelden. Der Flashmob gilt auf öffentlichem Gelände als öffentliche Vergnügung, diese sind bei der Gemeinde anzuzeigen. Wird hier die Straße mehr als der Gemeingebrauch es zulässt genutzt, liegt eine Sondernutzung[17] vor. Werden Hindernisse bereitet so sind die §§ 32 und 33 StVO einschlägig.

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

Siehe auch [Bearbeiten]
Mobile Clubbing
Critical Mass (Protestform)
Smart Mob
Die-in
Video [Bearbeiten]
Ein Flashmob-Tanz in Ankara mit Musik von Michael Jackson, „Beat It
20000-Menschen-Flashmob bei Black-Eyed-Peas-Konzert
Literatur [Bearbeiten]
Volker Rieble: Flash-Mob - ein neues Kampfmittel? In: Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht 2008 Seite 796.
Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts vom 22. September 2009, Aktenzeichen 1 AZR 972/08 (veröffentlicht z.B. in Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht 2009 Seite 1347 ff.); Pressemitteilung: [1]
Weblinks [Bearbeiten]
Commons: Flash mobsSammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Der kurze Sommer der Anarchie, Die Zeit, 11. September 2003
Flash Mobs: Wenn dir plötzlich Hunderte applaudieren, Spiegel Online, 28. Juli 2003
Einzelnachweise [Bearbeiten]
↑ Webster's New Millennium Dictionary of English: flash mob. „“a group of people who organize on the Internet and then quickly assemble in a public place, do something bizarre, and disperse.“, abgerufen am 30. Oktober 2009 (Englisch).
Stefan Janke und Bülend Ürük: Nächtlicher Ausnahmezustand an BFT-Tankstelle Der Westen, Waz-Mediengruppe 11. Januar 2008
↑ Bundesarbeitsgericht: Streikbegleitende „Flashmob-Aktion - Urteil vom 22. September 2009 - 1 AZR 972/08 - Vorinstanz: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg, Urteil vom 29. September 2008 - 5 Sa 967/08 -. In: Pressemitteilung Nr. 95/09. 22. September 2009, „Der Erste Senat des Bundesarbeitsgerichts wies daher, wie bereits die Vorinstanzen, die Klage eines Arbeitgeberverbands ab, mit welcher der Gewerkschaft ver.di der Aufruf zuFlashmob-Aktionenim Einzelhandel untersagt werden sollte. Die Gewerkschaft hatte im Rahmen eines Arbeitskampfes eine einstündige Aktion organisiert, bei der etwa 40 Personen überraschend eine Einzelhandelsfiliale aufgesucht und dort mit Waren vollgepackte Einkaufswagen zurückgelassen sowie durch den koordinierten Kauf vonPfennig-ArtikelnWarteschlangen an den Kassen verursacht hatten.“, abgerufen am 24. September 2009.
↑ Festivalprogramm „Glashauskultur 1992
Flashmob-Revival: Die Verhaftung der lautlosen Ruhestörerin, Spiegel Online, 16. April 2008
My Crowd, or, Phase 5: A report from the inventor of the flash mob, Harper's Magazine, März 2006 (zahlungspflichtig)
youtube-Video
Aus: Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften, Streikaktionen Einzelhandel Stuttgart: Menschenkette und Flash Mob
↑ Verfassungsbeschwerde gegen Laden-Blockaden
Ian Urbina: Mobs Are Born as Word Grows by Text Message. The New York Times, 24. März 2010.
Bestellung von 10.355 Cheeseburgern - Foto des Kassenbons
Die neue Burger-Bewegung
Artikel aus dem KÖLNER STADTANZEIGER
↑ Offizielles Youtube-Video, in Deutschland aufgrund von Urheberrechtsbeschränkungen nicht verfügbar.
vgl. Versammlungsgesetz, Abschnitt III
vgl. „Neonazis planen Flash Mob in Unna“, auf derwesten.de, abgerufen 5. April 2010
Flash-Mobs in Braunschweig verboten, von autor auf indymedia.org, abgerufen 5. April 2010
Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Flashmob
Kategorien: Aktionskunst | Handlung und Verhalten | Netzkultur


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