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Tantalus schrieb am 1.10. 2007 um 08:15:01 Uhr über

Gutmenschen

Das Wort »Gutmensch«
Gutmensch - dieser Ausdruck der Verachtung für jemanden, der etwas für andere tun will. Er ist ein sehr typischer Ausdruck unserer neoliberalistischen Gesellschaft.

Was treibt Menschen, etwas für andere zu tun, anderen zu helfen, ohne selbst einen materiellen Vorteil davon zu haben? Gerechtigkeitssinn, das Bedürfnis, dass es anderen nicht schlecht gehen soll, wenn es einem gut geht, das Bedürfnis, nicht nur für sich selbst zu leben. Aber ich glaube, der Urantrieb für all das ist einfach unser eigenes Gefühl von Selbstachtung.

Man will sich in sich selbst wohlfühlen, und man fühlt sich wohl, wenn man das Gefühl hat, gut zu handeln. In jungen Jahren habe ich für mich herausgefunden, dass selbst Liebe eine besonders subtile Form von Egoismus ist; denn noch die unglücklichste Liebe gibt einem ein positives Gefühl für einen selber. Ich war stolz, als ich später denselben Gedanken bei einem bekannten Dichter oder Denker las, ich habe leider vergessen bei wem.

Da gibt es natürlich auch die, die aus dem uneingestandenen Bedürfnis nach Selbstachtung heraus einem ihre Hilfe aufdrängen. Ich habe im Leben häufig darunter gelitten, dass mir jemand mit dem Anspruch »ich helfe dir« eine Tätigkeit aus der Hand nahm oder nehmen wollte, die ich gern selbst erledigt hätte. Aber die echten Helfer sehen auch ihre Grenzen..

Und nun werden Menschen, die gerne etwas für andere tun, verächtlich belächelt.
Denn in der neoliberalen Gesellschaft bezieht man seine Selbstachtung nicht daraus, wie man handelt, wie man ist, sondern was man hat.
Möglichst viel haben, möglichst mehr als andere, großes Auto, schönes Haus, sogar die Kinder mit ihrem Bedürfnis nach Designer-Klamotten, und wer sie nicht hat, zieht sie anderen ab!

Mit solchen Menschen kann man natürlich gut eine Wirtschaft ankurbeln. Sie müssen konsumieren, kaufen weit über das hinaus, was man zum Lebensgenuss braucht, weil sie für sich und andere nur etwas wert sind, wenn sie materiellen Besitz in irgendeiner Form vorzeigen können. Und wenn sie nicht gerade zu den ganz Reichen gehören, geraten sie schnell an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten und werden manipulierbar. Das ist ganz im Sinne derer, die die Wirtschaft beherrschen.

Wer sein Selbstwertgefühl nicht aus seinem Besitz, sondern aus seinen Handlungen bezieht, der ruht in sich, den kann man nicht manipulieren. Damit sein Beispiel nicht womöglich um sich greift, muss man ihn lächerlich machen. Objektiv ist es ja ein guter Mensch, leider ? also erfindet man ein Wort, um ihn ins Lächerliche zu ziehen ? Gutmensch!

Nur, Pech gehabt! Den, der wirklich so in sich ruht, kümmert das überhaupt nicht. Er/sie wird weiter tätig sein, wie er/sie es für richtig hält.

Als Lektüre empfehle ich, mal wieder das alte Buch von Erich Fromm hervorzuholen: »Haben oder Sein«..

(Netzfundstück)


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