»Daß [...] der Verstand nicht das subtilste, machtvollste, geeignetste Instrument für die Erfassung der Wahrheit ist, kann nur ein Grund mehr sein, mit dem Verstand und nicht mit dem Intuitionsvermögen unseres Unbewußten, mit einem vorgefassten Glauben an Vorahnungen zu beginnen. Das Leben selbst führt uns nach und nach, von Fall zu Fall, zu der Wahrnehmung, daß all das, was uns für unser Herz oder für unseren Geist das allerwichtigste ist, uns nicht durch vernunftmäßige Überlegung zuteil wird, sondern durch andere Mächte. Dann aber ist es der Verstand selbst, der vor jenen im Gewahrwerden ihrer Überlegenheit aufgrund vernünftiger Einsicht die Waffen streckt und sich darein ergibt, nur ihr Mitarbeiter und ihr Diener zu sein. Ein auf Erfahrung beruhender Glaube.«
Marcel Proust, 'Die Flüchtige' (S. 14)
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