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»Hier ist nicht kalt. Damals, als wir Deutschen vor Moskau standen, da war's kalt.«
Bibbernd stand Markus in der Ecke. Seine blitzblauen, dunkel umrahmten, eingesunkenen Augen starrten die Passanten an. Braune Scheisse quoll durch seine Hirnwindungen wie durch anderer Leute Darm. Markus war 16, damals. Nicht, als die Deutschen vor Moskau standen, nein. Als er vor knapp 2 Jahren an der S-Bahn-Haltstelle stand und Tag für Tag seine rechten Parolen vor sich hinbrabbelte, ohne wirklich eine Ahnung zu haben.
Kurz vor Weihnachten letzen Jahres ist Markus dann gestorben. Auch an der S-Bahn. Es war wirklich nicht kalt, aber als Markus den langen, schlacksigen Inderjungen von der Realschule verprügeln wollte, rutsche dieser so ungeschickt(?) aus, daß beide vom Bahnsteig auf die Gleise fielen. Der Inder war durch den Schwung ein Stück weiter gefallen, hatte sich einen Arm gebrochen, Markus lag direkt auf dem rechten Gleis, direkt am Bahnsteig. Er hatte sich den Kopf angeschlagen, blutete stark, rührte sich nicht. Seine Nazi-Freunde fenterten immer noch dort herum, so daß sich niemand von den anderen Schülern traute, zu Markus und dem Inder herunter zuklettern, als das Signal grün wurde und so die hinter der Kurve nahende S-Bahn ankündigte. Der Inderjunge war in die Mitte zwischen den Gleissträngen gerobbt und zögerte einen Moment. Markus lag still. Dann torkelte der Inderjunge zu Markus, zerrte an ihm, zog ihn von den Gleisen, während die Markus' Nazi-Freunde stattdessen oben auf einen Dunkelhäutigen einprügelten. Die S-Bahn bremste einige Meter vor dem Bahnsteig, der Fahrer sprang ab, die Nazis, außer Markus, flohen, ließen den Inder, den Dunkelhäutigen und den Fahrer allein. Markus war nicht mehr da. Er hatte den Sturz nicht überlebt.
»Es ist nicht kalt in Deutschland.«
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