Mittelalter

Eine der Erfindungen des Mittelalters wirkt bis heute fort, nämlich die Pfründe: ein Amt, dessen Verpflichtungen nur auf dem Papier stehen (wenn überhaupt irgendwo), aber dem Amtsträger erkleckliche Einkünfte bescheren. Um derartige Pfründe wird selbstverständlich erbittert gerangelt und gestritten. Die aktuelle Diskussion um Frauenquoten in den Aufsichtsräten börsennotierter Firmen beispielsweise ist nichts anderes als einer Fortsetzung jener mittelalterlichen Streiterein zwischen Fürsten und Bischöfen über die Besetzung von Abteien, Probsteien und Vogteien. Sogar Kriege wurden seinerzeit darum geführt, jahrzehnte und jahrhundertelange Fehden wie den sogenannten »Investiturstreit«. Schon im Mittelalter verstand man es, dem Volk weiss zu machen, daß die Besetzung dieser Pfründe die elementaren Interessen des Volkes angehen würden. Es ist ja auch in der Tat ungeheuer wichtig, wer Steuern und Abgaben verprassen darf, und wer nicht. Nur die Bezeichnungen und Titel für die Pfründe und Abgaben haben sich in unserer aufgeklärten Gegenwart ein wenig verändert. Das nennt man den sogenannten »Fortschritt«.