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Liquidationsdefensive schrieb am 5.5. 2003 um 23:29:52 Uhr über

Optimismus

Neulich war ich einmal nicht pessimistisch. Eigentlich bin ich fast nie wirklich pessimistisch, so wenig wie ein ungestörter Optimismus in mir ist, jedenfalls im Hinblick auf grundlegende Fragen, wie die, wie es überhaupt weitergeht, ob es eine entschiedene Wende gibt und ob es irgendwann leichter wird, usw. blabla. »Wie gehts?«-Fragen beantworte ich dann immer entsprechend diffus, also kein Heidewitzka, aber auch nicht mit einem vor den Kopf stossenden »Fürchterlich- jedenfalls meistens nicht, nur manchmal, dann ist noch schlechte Laune im Spiel und ein geheimer Groll gegen den Fragenden. Allerdings haben diese direkten Antworten den Nachteil, eine Rechtfertigung zu fordern. Und, wie gesagt, stimmen sie meistens nicht in dieser Schärfe, und wenn sie wirklich einmal treffend sind, so sind die Gründe dann doch belanglose, tagesaktuelle, und miesepetriger, vielleicht einfach memmeriger Art. Der Bodensatz darunter, welcher der Grund dafür ist, dass solche spitzen Antworten und ihre diffusen Verharmlosungen vielleicht eben doch den Nagel haarscharf auf den Kopf treffen, ist da viel kritischer, jedoch auch schwerer auszusprechen, weil er für mich selbst im Halbdunkel liegt. Aber neulich habe ich mich, ohne viel zu überlegen, schwarz-weiß-malerisch verhalten. Da ich nicht pessimistisch war, blieb nur das Gegenteil übrig, was ich dann auch sagte: »Ich bin optimistischDas bezog sich natürlich nur auf einen kleinen Teil des persönlichen Bereichs, in dem ich überhaupt nur eine Chance auf Einflussnahme habe, alles andere wäre Prophetie, die mir fern liegt. Jedenfalls war die Reaktion ein sehr schnelles, direktes und freundliches »Das ist gut. Das freut mich«, beinahe erleichtert und aufatmend, »Gott sei Dank, nicht wieder so ein verschwommener Eiertanz, man kann es doch zugeben, wenn man optimistisch ist, man muss optimistisch sein, alles andere wäre dumm und Wahnsinn«. Diese Gedanken meines Gegenübers sind natürlich eine Unterstellung, aber ich hatte den Eindruck, der Pessimimus, der doch ebenfalls eine klare und eindeutige Haltung ist, war in seinen Augen weniger verboten als die Grauzone des Zweifels, in der ich mich üblicherweise immer bewege. Es gelang mir dann auch, das ungute Gefühl abzuwerfen, das mich fast aufrufen ließ, »Moment, so war das auch wieder nicht gemeint«, eine willkommene Ablenkung half da weiter. Aber ich glaube, ich sage es trotzdem nie wieder, außer mit voller Überzeugung, ja, das wär mal was.


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