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Ringo schrieb am 17.1. 2003 um 15:30:04 Uhr über

Samstagsarbeit

Samstagsarbeit

In Kindertagen hasste ich die Samstagsarbeit meines Vaters.
Er musste samstags immer ran, denn er war im Büro eines Lebensmitteleinzelhändlers beschäftigt, was ihn verpflichtete, bis nach Ladenschluss im Geschäft zu bleiben, also an »langen Samstagen« sogar bis 19Uhr.
Im Divya-Ashram im Steigerwald, wo ich als 22jähriger Sannyassin 7 Monate lang experimentierte, meditierte, arbeitete, liebte und lebte, hatten wir das freie Wochenende abgeschafft um unsere Produktivität zu steigern: Besucher und Gästinnen, die zur Mitarbeit verpflichtet waren und meist am Wochenende kamen, konnten uns so helfen, manches (Bau-) Projekt schneller oder überhaupt erst fertigzustellen.
Wir Ashramiten (feste Bewohner) hatten den Mittwoch als freien Tag gewählt.
Als ich genug vom Klosterleben hatte, und in der freien Wirtschaft der Frankenmetropole Nürnberg nach nur 2-tägiger Suche meinen Traumjob gefunden hatte, war für mich klar: samstags nie - ich will mein Wochenende! Ich will tanzen, feiern, Frauen, Parties, Festivals!
Ich arbeitete im 3-4 Mann-Team einer kleinen Landschaftsgärtnerei. Mein Chef, ein 70jähriger Gärtnermeister mit Leib und Seele »aus altem Schrot und Korn«, hatte sich darauf spezialisiert, die über ganz Nürnberg verstreuten Anlagen einer Wohnbaugesellschaft zu pflegen - rasenmähen, unkrautjäten, hekenschneiden und ähnliches, ab und zu war ein Villengarten zu bepflanzen und gärtnerisch zu betreuen.
Der hohe Arbeitsanfall brachte es manchmal mit sich, dass wir zur Samstagsarbeit überredet wurden.
Doch diese war meistens lustig: Wir liessen freudig Freundin, Schwimmbad und Freitagsdisco sausen und fanden uns am Samstagmorgen inmitten eines fröhlichen Haufens junger Männer, zuweilen auch Mädchen ein, die begierig darauf warteten, ihre überschäumenden Energien in gut entlohnte Bewegung umzusetzen. Es waren Schüler (innen) oder Büromenschen, für die die Gartenarbeit eine willkommmene und noch dazu bezahlte Abwechslung bot.
Bei der Samstagsarbeit ging es lockerer zu als wochentags.
Es kam kein Leistungsstress auf, denn die vielen Helfer schafften auch mit lässiger Arbeit in ein paar Stunden ein gutes Tagespensum. Am frühen Nachmittag oder bereits um die Mittagsstunden begann der Feierabend. Man hatte etwas geleistet und trotzdem noch genug Freizeit. Die Stimmung am Arbeitsplatz zu beschreiben übersteigt meine schriftstellerischen Fähigkeiten und würde Rahmen sprengen. Kurz gesagt, Samstagsarbeit bei Meister Scheuerer half mir meine Abneigung gegen Samstagsarbeit im Allgemeinen zu überwinden, die heute, da ich als selbstständiger Landschaftsgärtner tätig bin, es zur Pflanzsaison manchmal nötig wird samstags zu arbeiten.
Die Samstagsarbeit sollte natürlich kein Dauerzustand werden, denn die Nachteile liegen ebenso klar auf der Hand: Das Wochenende wird kürzer (halbiert sich), es gibt kein Ausschlafen, keine Kurzreisen und nicht zuletzt zuwenig Zeit für die Liebe <3.
Doch zur Hochsaison ist sie sehr willkommen, denn sie hilft den Termindruck lindern und die Kontostände aufzufüllen.
Samstagsarbeit ist (zumindest bei mir) immer spielerischer und oft gelingt es, das spielerische Element mit in die Wochenarbeit einzubringen.
Abschliessend wäre noch zu bemerken: Bei aller Kritik an der Samstagsarbeit ist sie auf jeden Fall der Sonntagsarbeit vorzuziehen, welche nur etwas für MOPs ist (Menschen ohne Privatleben)



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