RUSSISCHE KNAST-»SUPERSTARS« Singen für die Freiheit Fünf russische Strafgefangene haben sich im Rahmen eines offiziell genehmigten Liederwettbewerbs in die Freiheit gesungen. Die Gewinner der zweiten Staffel der Song-Konkurrenz »Roter Schneeballstrauch« konnten noch auf der Bühne in Rostow am Don ihre Entlassungspapiere in Empfang nehmen. ANZEIGE Rostow am Don - Nicht Reisen, Geld oder ein brandneues Auto sollten der Preis für eine gute Stimme und etwa Rhythmusgefühl sein. Für die aus ganz Russland stammenden Häftlinge war die Prämie für den Gewinner des von der Gefängnisverwaltung selbst initiierten Song-Wettbewerbes um Längen verführerischer: Die Freiheit lockte, offiziell abgesegnet, mit Stempel und Vollzugsgarantie. Kein Wunder also, dass sich viele der Gefängnisinsassen in die Brust warfen und schmetterten, was das Zeug hielt. 20 stimmgewaltige Knastbewohner schafften es bis in die Endausscheidung zum russischen »Superstar« - dann wurde die Luft unter den Konkurrenten dünn. Nur fünf der Aspiranten schafften den Durchbruch und konnten als freie Menschen nach Hause gehen. »Die meisten Teilnehmer sangen Lieder, die ihre Schicksalsgenossen in den Lagern geschrieben haben«, erklärte der Sprecher des russischen Justizministeriums, Igor Schelebin. Aus den Songs solle nun eine CD für den öffentlichen Verkauf entstehen. Die russische Gefängnisverwaltung hatte im vergangenen Jahr zum ersten Mal den Sängerwettstreit unter Häftlingen veranstaltet. Die Bedingung: Die Teilnehmer mussten mindestens die Hälfte ihrer Haft abgesessen haben und wegen guter Führung für eine Amnestie in Frage kommen.