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Yadgar, am 23.3. 2020 um 15:40:00 Uhr
Zara-Thustra

Plattentalk mit Yadgar, Folge 1: Eiskalt - Zara-Thustra

Am Abend des 12. März 1983 rief mich mein Vater ins Wohnzimmer, wo gerade die Fuchsberger-Show »Auf los geht's los« im Fernseher lief, dort trat eine Band auf, die »Musik von Bach... Wagner...« mit der damals bereits im Abflauen befindlichen Neuen Deutschen Welle vermischte...
Das hörte ich interessant an, »Zara-Thustra« hieß die Kapelle und sie spielte (im Playback natürlich) das Titelstück ihres aktuellen Albums, »Eiskalt«. Der Text war seltsam melancholisch-düster, damals grub sich mir besonders die Zeile »Du kannst nicht mehr, du kannst nicht mehr zurück« mit den zwei absteigenden gebrochenen Dur-Akkorden in der Melodie ins Gedächtnis... und dann das Waldhorn! Das hörte sich SEHR interessant an!

Zara-Thustra. Was für ein Name. Halb mythische altiranische Frühzeit (Religionswissenschaftler, Althistoriker und Iranisten sind sich bis heute nicht einig, wann und wo der historische Zarathustra eigentlich gelebt und gewirkt hat - 600, 1200 oder gar 1800 Jahre vor unserer Zeitrechnung, in Aserbaidschan, Nord-Afghanistan oder am Südufer des Aralsees?), Licht aus dem Osten, und da war doch auch was in Deutschland, im späten 19. Jahrhundert... ja, richtig, Richard Strauß und Nietzsche.

Das war heißester Sehnsuchts-Stoff für den 13jährigen Jörg Bleimann (die altiranische Connection, weniger Nietzsche, über den ich damals rein gar nichts wusste - und was ich dann etwas später im Lexikon über seine berühmt-berüchtige Schrift »Also sprach Zarathustra« las, machte ihn mir nicht gerade sympathisch...), also fuhr ich zwei Wochen später zu Saturn am Kölner Hansaring, damals noch »die größte Schallplatten-Schau der Welt«, um mir von meinem Taschengeld »Eiskalt« zu kaufen - meine allererste selbstgekaufte Schallplatte.

Einsortiert war die LP - wohl mangels passenderer Genre-Schubladen - unter »Neue Welle«, was natürlich gewisse Erwartungen bei mir weckte...

...die dann zuhause auf dem Plattenteller (noch nicht mein eigener, sondern die hochheilige Stereoanlage im Wohnzimmer, die ich offiziell nur im Beisein meiner Eltern bedienen durfte) rabiat enttäuscht wurden. Keine Spur von fetzig-flippig-frecher NDW, das Schlagzeug stolperte hölzern-ungelenk daher (wie überhaupt die ganze Produktion knochentrocken rüberkam), über weite Strecken rockte da rein gar nichts.
Dass die 1979 angeschaffte Musiktruhe vier Jahre später schon nicht mehr 100 %ig in Ordnung war und die Tonabnehmernadel gerne mal sprang machte das alles auch nicht besser...

Sollten Zara-Thustra rocken? Laut Besetzungsliste auf der Cover-Rückseite verwendeten die vier Weindorf-Brüder (plus Walter Schwarz und Maximilian Spenger) nicht einmal E-Gitarren! Im Ausklang von »Jubilate« ist so etwas Ähnliches wie eine jazzig improvisierende Stromklampfe zu hören, allerdings könnte es sich dabei durchaus auch um einen Fairlight oder ein Synclavier gehandelt haben, mit Hermann Weindorfs Hintergrund als vormaliger Keyboarder bei Klaus Doldinger's Passport und entsprechenden Verbindungen in die Münchener Studio-Szene sollte Zugang zu diesen Super-Synthesizern für Zara-Thustra nicht unmöglich gewesen sein...

Der Grund für dieses musikalische Missverständnis war natürlich meine - mangels eigenem Zimmer und folglich eigenem Radio recht begrenzte - bisherige Erfahrung mit Popmusik. Vom sagenhaften britischen Popsommer 1982 (ABC, Heaven 17, Spandau Ballet, Haircut 100...) konnte ich mit ZDF-Hitparade und RTL (im elterlichen Autoradio) schwerlich etwas mitbekommen haben, also hieß Pop, in diesem Fall eher Rock('n'Roll - das war 1982/83 das große Revival-Ding, back to the fifties, der Soundtrack zu Helmut Kohls »geistig-moralischer Wende«) für mich damals Shakin' Stevens und die Spider Murphy Gang... und da es bekanntlich die Zeit der Neuen Deutschen Welle war, gerne auch Hubert Kah, Trio (mein damaliger Musiklehrer am Gymnasium: »...Scheiße in Dosen!«) und Joachim Witt. Mit ihren deutschen Texten hatten besagte NDW-Musiker den Vorteil, mehr oder weniger regelmäßig auch in Dieter-Thomas Hecks Fernseh-Hitparade vorzukommen, endlich mal frischer Wind nach der klebrigen Schlagersoße der 70er Jahre, ich amüsierte mich regelmäßig über das konsternierte Gesicht meiner Mutter, wenn ich freitagabends vorm Fernseher meine Sympathie für die minimalistischen Musikrebellen bekundete...

...und das war eben Musik, bei und mit der die Post abging, die durchaus auch zum Tanzen gedacht war - und bei Zara-Thustra davon dann rein gar nichts, alles Mögliche, nur kein simpler Rock'n'Roll zum Abhotten.

Ich war derart enttäuscht, ein kompletter Griff ins Klo, 10 Mark in den Sand gesetzt, ich flehte meinen Vater an, mir den Schaden zu ersetzen... was er auch tat.

Meine Mutter, die zwischendurch mal einen Blick auf die Textbeilage von »Eiskalt« geworfen hatte, sprach von den Zara-Thustra-Musikern als »älteren Semestern« (viel älter als 30 dürfte damals aber keiner der sechs gewesen sein) und die Musik (wahrscheinlich dachte sie an das getragene, bereits erwähnte »Jubilate« mit seinem Chorgesang) erinnere sie an Kirchenmusik...

Zara-Thustra waren die nächsten Monate für mich erstmal kein Thema... das änderte sich erst, als ich im Spätsommer 1983 von dem neuen Album »Psychopoly« erfuhr, dessen Veröffentlichung kurz bevorstand. Aber davon wird erst in der übernächsten Folge von »Plattentalk mit Yadgar« die Rede sein - hier geht es um »Eiskalt«.

Nachdem ich im Januar 1984, seit Weihnachten im Besitz eines schicken, wattstarken Ghettoblasters (Sharp GF-7300), an einem unbeobachteten Nachmittag eine (nach wie vor nicht nadelsprungfreie) Cassettenkopie von »Eiskalt« anfertigen konnte, wurde ich vertrauter mit der Musik des Albums und lernte sie soweit schätzen, dass »Eiskalt« bis zum heutigen Tag ein regelmäßig gehörter Dauergast in meinen Stereoanlagen und Soundkarten ist.

Tracklist:

A-Seite:

1. Eiskalt (4:14)
2. Schattenspiel (3:36)
3. Alpenglühn (2:55)
4. Ausverkauf (3:42)
5. Neue Fronten (5:38)

B-Seite:

1. Chemiegen (4:07)
2. Schidel didel dei (4:44)
3. Jubilate (5:02)
4. Walpurgis (4:14)
5. Widmung (1:30)

Beginnen wir mit »Eiskalt«, dem Titelstück; viele Jahre später erfuhr ich, dass dieser Titel seinerzeit auch als Single ausgekoppelt worden war - und die B-Seite dieser Single enthält ein Stück namens »Erntezeit«, das - wie es das in den 1980er Jahren oft gab - auf keinem regulären Album veröffentlicht worden war (dazu dereinst ein eigener Artikel!).

Dieses Stück hatten Zara-Thustra in »Auf los geht's los« vorgestellt - nennenswerte öffentliche Resonanz blieb jedoch aus, ich erinnere mich an einen Leserbrief im »Gong« (oder war es die »HörZu«?), der von der »müden Berufsgruppe Zara-Thustra« sprach. Berufsgruppe? Soweit ich weiß, sind alle Mitglieder von Zara-Thustra klassisch ausgebildete Orchestermusiker, also alles andere als - wie nicht selten in der Neuen Deutschen Welle - dilettierende Amateure, die kaum ihr Instrument richtig halten können. Aber müde? Nun gut, »Eiskalt« ist - wie auch sonst nichts auf dem Album - keine ekstatische Abrocknummer, aber ein durchgehender Midtempo-Beat ist allemal vorhanden, und durch geschickten Einsatz von Synthi-Flächen und Zara-Thustras Charakter-Instrument, dem von Clemens Weindorf gespielten Waldhorn wird auch ein Spannungsbogen aufgebaut, der dann im RefrainAch, wie eiskalt ist dein Händchen« - eine Anspielung auf eine Arie aus der spätromantischen Oper »La Bohème« von Giacomo Puccini) zu cembaloähnlichen Sequenzerklängen (wie sie ganz ähnlich auch in »Zwischen den Bäumen« von Molzahn zu hören sind) kulminiert. Es folgt ein Zwischenspiel mit Marschtrommel-Getöse und solierendem Horn, an das sich die letzte Strophe anschließt, noch einmal der Refrain, der mit wuchtigen Militärtrommeln und wirbelnden (Synthesizer-)Streichern ausklingt: »Komm' zieh' mit uns, komm' zieh' mit uns in' Krieg- was ich seinerzeit leicht irritierend fand.

Das LP-Cover spielt in Teilen auf den Text des Titelstücks an: ein kleines blondes Mädchen im Nachthemd an einer düsteren, aus Feldsteinen roh gefügten Mauer, im Vordergrund des Bildes züngelt aus einem Loch am Fuß der Mauer eine mannshohe Flamme.

Von »Eiskalt« (wie auch von vier weiteren Titeln aus ihrem Gesamtwerk) nahmen Zara-Thustra fünf Jahre später (dann nur noch als »Zara« ohne »Thustra«), 1987, eine englische Version auf, »Fairytales«, die auf dem Album »Head Over Heels« erschien.

Mir kommt es mittlerweile so vor, als wären sich Zara-Thustra damals ihres Musikkonzeptes - nämlich der Verschmelzung von New Wave bzw. Synthipop mit deutscher und italienischer (Spät-)Romantik (man könnte es »neudeutsch gewellten Wagnerpop« nennen) noch nicht völlig sicher gewesen und hätten sich daher bei der Wahl des Titels für die Single (es sollte eine weitere Auskopplung folgen, dazu gleich) für einen Kompromiss zwischen NDW und »Wagnerpop« entschieden - womöglich wäre die Karriere der Band ganz anders verlaufen, wenn statt »Eiskalt« das zweite Stück auf dem Album, »Schattenspiel« ausgekoppelt worden wäre.

Denn während »Eiskalt« doch noch recht verhalten mit einem monotonen Synth-Bass einsetzt (der übrigens sehr an den Anfang von »Wissenswertes über Erlangen« von Foyer des Arts erinnert!), gehen Zara-Thustra bei »Schattenspiel« gleich von vornherein in die Vollen: orchestrales Vorspiel mit Horn und Saxophon, ein Thema, das durch mehrere Tonarten wandert, dann die erste Strophe, vorwärtsgetrieben durch mächtiges Schlagzeug und Synthbass im 6/8-Takt. Das Tempo ist um einiges schneller als in »Eiskalt«, was der Musik einen ungleich mitreißenderen Charakter gibt. Im Refrain laufen Zara-Thustra dann erstmals zur neoromantischen Hochform auf: zum erneut aufgegriffenen Waldhorn-Thema aus dem Vorspiel singt Berthold Weindorf als klassischer Tenor von einem König, der ohne Degen, nur mit Harfe der Zeit vorausreitet - ein interessanter textlicher Kontrast zur ersten (und auch folgenden) Strophe, wo die bekannten NDW-Klischees von emotionaler Kälteund wie das Gefühl ausbleicht«) und Illusionslosigkeit dominieren, wo sich »phänomenal« auf »dimensional« reimt (hat da jemand »Rheingoldgerufen?!?). Zum Abschluss steigert sich das Vorspiel- und Refrainthema, erst ohne, dann mit Text, zwei Halbton-Rückungen aufwärts, bis das Waldhorn seine Klimax im Fanfaren-Stakkato mit Paukenbegleitung erreicht. Grandios, ein erster Höhepunkt des Albums! Auch von »Schattenspiel« gibt es eine leicht poppig aktualisierte englische Zara-Version von 1987: »Passion Play«

Danach geht es zum Runterkommen erstmal in seichte Gewässer, jedenfalls was die Musik angeht: »Alpenglühn«. Von »Weberscher Hornbehandlung und Wagnerscher Chromatik« (Döpfner und Garms im Zara-Thustra-Artikel in »Neue Deutsche Welle - Mode oder Kultur?«, Ullstein 1984) ist weit und breit nichts zu hören, stattdessen gibt es schläfrigen Soft-Jazz mit Synthesizer und Saxophon, was in Anbetracht der Vorgeschichte nicht nur Hermann Weindorfs, sondern eines guten Teils der Band nicht allzusehr überraschen sollte - Zara-Thustra sind nämlich zu einem wesentlichen Teil aus der ebenfalls von Hermann Weindorf gegründeten Jazzrock-Fusion-Formation »Oktagon« hervorgegangen. Diese dahinplätschernde Seichtigkeit beschränkt sich aber auf die Musik - textlich bleibt man den romantisch-mittelalterlichen Motiven treuMachtlos beim Glockenton/Sah ich den Königsthron«), fährt am Ende sogar Geschütze auf, die mich als 13jährigen Teenie doch ziemlich verstörten: »Traumlos um Mitternacht/Sah ich mich umgebracht/Ohne Blick zurück/Flucht ins südliche Glück«.

In »Ausverkauf« überwiegt dann wieder die Neue Deutsche Welle bei weitem, auf jeden Fall musikalisch: flotter Simpel-Rhythmus, kurze Synthesizerornamente, Saxophon statt Waldhorn. Zunächst auch beim Text (»Plastikbecheremotionen«, »Leidenschaft, klarsichtverpackt«), der jedoch in der zweiten Strophe wieder in Romantizismen umschlägt: »Ausgezogen wie ein Ritter/Heimgekehrt wie ein Knecht/Feuersglut erstickt in Schweigen/Weiß nicht mehr um ihr Recht«. Könige, Ritter, Feuer - also, ich denke, natürlich auch angesichts des Bandnamens, bei all dem eher an Achämeniden und Sassaniden statt an Nietzsches Übermenschenkult, nicht wenige Zara-Thustra-Titel schreien förmlich danach, in den Ruinen von Persepolis oder unter den Felsbildern von Naqsh-e Rostam aufgeführt zu werden, mit großem Orchester, versteht sich... wenn auch zugegebenermaßen nicht »Ausverkauf«.

Auf jeden Fall aber »Neue Fronten«, das letzte Stück der A-Seite (und mit 5'38 das längste des ganzen Albums), denn hier kippen Zara-Thustra ins entgegengesetzte Extrem ihres musikalischen Spektrums, es wird hochromantisch, um nicht zu sagen höchstromantisch. Es beginnt mit Gewitterkrachen, aus dem sich verhalten getragene Akkorde schälen, die in kompliziertem Harmonieverlauf zum Hauptthema streben, das sich schließlich orchestral mit Streichern und Waldhorn erhebt. Anschließend kommt auch das Saxophon zu Wort, diesmal aber nicht jazzig, sondern der romantischen Grundstimmung angepasst, in der reichlich Gebrauch von verminderten Akkorden gemacht wird, ein Zug der zara-thustrischen Musik, der uns in Zukunft noch oft begegnen wird.

Ob der TextIm Nebel Ergrautes färbt sich neu...«) »gelungene mystisch-naturalistische Stimmungsbilder« entwirft oder sich doch nur »in bemühten Neoromantizismen« ergeht (Döpfner & Garms, a. a. O.) kann ich mangels literaturgeschichtlicher Kenntnisse nicht beurteilen - Germanisten vor!

Nach dem Gesangspart wird das Hauptthema wieder aufgegriffen, jetzt auch mit Schlagzeug, bevor es dann in einen streicherglühenden Sonnenuntergang mündet. Sehr schön!

Ich drehe die Platte um, was höre ich als Erstes? »Chemiegen«, das mit Abstand neudeutsch gewellteste Stück des Albums und A-Seite der zweiten ausgekoppelten Single - hier zielte man (wie auch das Coverdesign mit seinen geometrischen Strukturen in Neonfarben zeigt) offensichtlich auf ein Publiḱum, das mehr an NDW (und etwas Schmuse-Jazz auf der B-Seite, »Alpenglühn«) als an Spätromantik-Fusion interessiert war. Einfacher 4/4-Rhythmus, dazu stark synkopierte Melodie, mit Plastik-Bläsern akzentuiert - für Zara-Thustra-Verhältnisse geradezu funky! Der Text handelt ironisch von Genussgiften als Glücks-Surrogat des modernen Menschen, »Sorbin und Nikotin im Blut/Das tut uns allen doch so gut«, archaisierendes Pathos ist fern. Interessant: diesmal fügt sich das Waldhorn mühelos in den »funkigen« Kontext ein!

Danach wird es ganz schräg: Zara-Thustra goes Rock'n'Roll! Allerdings auf eine reichlich befremdliche Art... »Schidel didel dei« soll unverkennbar eine Persiflage auf das eingangs erwähnte Rock'n'Roll-Revival sein, mit wavig-skurrilen LyricsIch hab' den tollen Dünndarm/Bring' euch Industrie-Charme«, »Gummibärchen - heute und morgen!«), Comboorgel-Tupfern (keine Hammond, bewahre!) und bizarren Quietsch-Synthis... aber das Schlagzeug stolpert nirgendwo sonst auf »Eiskalt« so ungelenk und ungroovy daher wie hier, der Refrain will wohl rocken, verfehlt dieses Ziel aber deutlich. Mit Abstand das un-zara-thustrischste Stück, das Zara-Thustra je produziert haben! Eventuell noch aus »Oktagon«-Zeiten übrig geblieben - ganz und gar kein Wagnerpop, aber auch sonst nichts, mit dem sich viel anfangen ließe - hätte irgendein Radiomacher Zara-Thustra übel mitspielen wollen, »Schidel didel dei« wäre wohl in der Heavy Rotation gelandet (gab es das damals schon? Im WDR 2-Vormittagsprogramm mit »Hallo Ü-Wagen« und ähnlichen wortlastigen Formaten bestimmt...) und so lange rauf- und runtergenudelt worden, bis dem tolerantesten Hörer klar geworden wäre: die Truppe taugt nix! Dazu ist es allerdings nie gekommen, das Airplay von Zara-Thustra war zumindest auf WDR 2 minimal (das mag auf Bayern 3 anders gewesen sein...), allerdings dürfte wohl immerhin Winfrid Trenkler den einen oder anderen Zara-Thustra-Titel, eventuell sogar schon aus dem dritten Album, »Ritter der neuen Zeit« in seiner Mittwochs-Sendung »Rock In« gespielt haben - Anfang 1985 erwähnt er ein Interview mit Zara-Thustra beiläufig in »Schwingungen«.

Zurück zu »Eiskalt«: das nächste Stück, »Jubilate« funktioniert so ähnlich wie »Neue Fronten« (und ist auch fast genauso lang), mit dem Unterschied, dass diesmal ein schlittenglocken-ähnlicher Percussion-Teppich für rhythmische Dynamik sorgt und in der zweiten Hälfte, das langgezogen-getragene Hauptthema von mehrstimmigem Gesang mit der Titelzeile »Jubilate mea cordis eterna!« übernommen wird - die sakralen Assoziationen meiner Mutter waren in der Tat nicht ganz abwegig.

Nicht sakral, sondern eher okkult geht es weiter: »Walpurgis«. Hier kann man behaupten, dass dezenter Swing mit verspielten Synthesizern auf Wagner trifft, während von NDW nichts zu spüren ist. Der Übergang ist allerdings schroff: unvermittelt setzt ein mystisches Waldhorn ein, während düsterer Sprechgesang Zeilen deklamiert, die wohl mittelalterliches Hexenlatein darstellen sollen, »Ambar et sormi detunbur...«.

Mit »Widmung«, einem kurzen romantischen Klavierstück (auch wieder mit markanten verminderten Akkorden!) schließt »Eiskalt« auf durchaus geschmackvolle Weise.

Fazit: ein Album, das hinsichtlich der musikalischen Konzeption (NDW vs. Wagnerpop) noch etwas unentschieden wirkt (und zugegebenermaßen auch Mängel in der Produktion aufweist). Beides wird sich auf dem Nachfolgealbum »Psychopoly« wesentlich verbessern - aber mehr dazu in Folge 3!


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