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mcnep schrieb am 6.9. 2015 um 15:56:37 Uhr über

ausblutenlassen

Grossschweidnitz blieb im Besitze der Stadt Löbau bis zum Jahre 1547, wo es durch den sogenannten Pönfall der Sechsstädte ihr verloren ging. Die Sechsstädte hatten sich nämlich geweigert, dem König Ferdinand von Böhmen Truppen gegen den Churfürsten Johann Friedrich den Grossmüthigen zu senden. Als nun der Churfürst in der Schlacht bei Mühlberg von Kaiser Karl V. geschlagen und gefangen wurde, wussten es einige den Städten feindlich gesinnte Edelleute aus der Umgebung des Königs dahin zu bringen, dass dieser ihnen eine schwere Strafe für den gezeigten Ungehorsam aufzulegen beschloss. Am Tage nach Maria Himmelfahrt verkündete der Landeshauptmann Dr. Ulrich von Nostiz auf Unwürde, ein Todfeind der Städte, auf dem Landtage zu Budissin den versammelten Deputirten des Königs Ungnade und forderte sie auf, aus ihrer Mitte Bevollmächtigte nach Prag zu senden und dort wegen ihres Ungehorsams Antwort und Bericht zu geben, auch alle Privilegien und Zunftbriefe den Räthen Sr. Majestät einzuhändigen. Mit Furcht und Bangen reisten die Deputirten an des Königs Hofstatt und baten flehendlich um Gnade, vorgebend, dass sie das Kriegsvolk zum eigenen Schutz zurückbehalten und keineswegs wider der Majestät Gebot zu handeln geglaubt hätten. Alles Bitten fruchtete indessen nichts. Die Sechsstädter wurden im Schlosse zu Arrest gebracht und alsdann als Zeugen nach mehreren böhmischen Städten, die gleichen Vergehens beschuldigt waren, geführt, endlich aber in die Heimath entlassen. Die Strafe war sehr hart. Ulrich von Nostiz, begleitet von dem Hofrichter Nikolas von Metzrad und dem Vicekanzler Georg Mehl, nahm den Städten Geschütz, Munition und Rüstung, liess die Gemeinden der Stadtdörfer citiren, entband sie der Unterthanenpflicht gegen die bisherigen Herren und liess sie dem Könige Ferdinand einen Huldigungseid schwören. Ebenso nahm er im Namen des Königs alle Kirchenkleinodien, Werthpapiere, Privilegien und Zunftbriefe in Empfang und erzwang ausserdem noch eine beträchtliche Summe Geldes. Die bisherigen Bürgermeister und Rathspersonen wurden ihrer Aemter entsetzt und nur wenige Personen später wieder zugelassen. Zwar erfolgte nach einiger Zeit eine Versöhnung, aber bis auf die Urkunden und etliche unbedeutende Güter erhielten die Städte ihren Verlust nicht zurück. Die genommenen Rittergüter kamen grösstentheils in Besitz einiger am Prager Hofe beliebten Edelleute. Als der Erzherzog Ferdinand im Jahre 1554 die Lausitz besuchte und sich daselbst mit der Jagd divertirte, sahe er aus dem Bezeigen der Räthe und Gemeinden gar wohl, dass die armen Leute von den Edelleuten bei seines Herrn Vaters Majestät verunglimpft worden waren, sagt ein Lausitzischer Geschichtschreiber, und setzt hinzu, dass der Prinz sich mit einigen königlichen Räthen für die Städte verwendet und endlich auch wirklich den König dazu bestimmt hätte, ihnen seine Gnade wiederum zu schenken. Die Städte bekamen Erlaubniss, ihre verlorenen Landgüter gegen eine starke Geldsumme wieder einzulösen, ihre Mittel waren indess durch die vorhergegangenen Verluste dergestalt erschöpft, dass nur wenige Dörfer und in ziemlich langen Zwischenräumen zurückgekauft werden konnten.


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