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solarschule schrieb am 27.2. 2003 um 23:57:13 Uhr über

ausweg

re und trostlosere Viertel der Stadt vorzuarbeiten. Ist das der Weg hinaus? Gesichter wenden sich den Fenstern zu, aber keiner wagt eine Frage, jedenfalls nicht laut. Vom Himmel fällt Regen. Nein, das ist kein Freikommen, sondern ein immer heftigeres Sichverstricken - es geht in Bogengänge hinein, geheime Einfahrten aus verwittertem Beton, die nur so aussahen, als wären sie die Schleifen einer Unterführung ... Gerüste aus rußgechwärztem Holz sind langsam über ihren Köpfen vorübergezon, imprägniert vom Geruch uralter Kohle, vom Geruch nach aphthalinwintern, nach Sonntagen, an denen hier kein Verehr durchkam, nach dem korallenart'gen, geheimnisvoll lebenigen Wachstum um blinde Kurven herum, entlang einsamer benstrecken, ein säuerlicher Geruch nach verschwundenen gen, nach wucherndem Rost, der durch die immer leereren ge wächst, leuchtend und tief, vor allem zur Stunde der Dämerung, wenn blaue Schatten seinen Weg versiegeln, um die Erignisse auf Absolut Null zu bringen ... und es wird ärmlicher, e tiefer sie vordringen ... geheime Ruinenstädte der Armen, rte, deren Namen er nt'emals gehört hat ... Mauern brechen in, Dächer werden seltener, die Hoffnung auf Licht schwindet. ie Straße, statt in eine breite Verkehrsader einzumünden, ist mer enger geworden, immer winkliger, hat sich immer stärker krümmt, bis sie alle plötzlich, viel zu früh, unter dem letzten aduktbogen angelangt sind: Bremsen greifen, der Wagen ockt und schüttelt heftig. Das ist der endgültige Urteilsspruch: ine Berufung.
Die Karawane hat angehalten. Endstation. Alle Evakuierten üssen aussteigen. Sie bewegen sich langsam, doch ohne Widerand. Die Ordnungskräfte tragen bleifarbene Kokarden und rechen nicht. Es ist irgendein riesiges, sehr altes und düsteres tel, eine eiserne Fortsetzung all der Schienen und Weichen, ie sie hierhergelenkt haben ... Kugellampen hängen, dunkeln gestrichen, von verzierten, schmiedeeisernen Trägern, seit hrhunderten unangezündet... ohne zu murren oder zu husten,
egt sich die Menge durch Korridore, die schnurgerade ver-

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laufen, funkt'onell wie die Galerien in einem Warenhaus ... samtschwarze Wände fassen den Strom: Es riecht nach altem Holz, nach entlegenen Zimmerfluchten, verwaist und nur geöffnet, um diesen Ansturm verlorener Seelen aufzunehmen, nach feuchtem Stuck, wo alle Ratten verendet und nur ihre Geister, lautlos wie Höhlenmalerei, starrsinnig und erleuchtet in die Mauern gebannt sind ... gruppenweise werden die Evakuierten nach oben transportiert, in einem Lift, einem Holzgerüst, das nach allen Seiten offen ist und an alten, teerigen Seilen mit gußeisernen Flaschenzügen läuft, deren Radspe'chen S-förmig gekrümmt sind. In jedem braunen Stockwerk steigen Fahrgäste ein und aus ... Tausende solcher schweigenden Räume ohne Licht ...
Manche warten allein, andere teilen ihre unsichtbaren Zimmer mit anderen. Unsichtbar, 'a, was macht denn Mobiliar noch aus in diesem Stadium der Dinge? Unter den Füßen knirscht uralter Straßendreck, letzte Kristallisationen all dessen, was die Stadt zurückgewiesen hat, womit sie ihre Kinder bedroht und belogen hat. jeder hat eine Stimme gehört, von der er glaubte, daß sie nur zu ihm alleine spräche: Du hast doch nicht im Ernst gedacht, daß du gerettet werden würdest. Komm, komm, wir alle wissen mittlerweile schließlich, wer wir sind. Kein Mensch würde sich jemals die Mühe machen, ausgerechnet dich zu retten, alter Knabe ...
Es gibt keinen Ausweg. Leg dich hin und warte, lieg still da und sei ruhig. Das Heulen hält sich am Himmel. Wird es, wenn es kommt, in Dunkelheit kommen, oder wird es sein eigenes Licht mitbringen? Wird das Licht vorher oder nachher kommen?
Aber da ist schon Licht. Wie lange ist da schon Licht? Die ganze Zeit überist Helligkeit hereingesickert, gemeinsam mit derkalten Luft des Morgens, die jetzt über seine Brustwarzen streicht. Das Licht hat begonnen, eine Rotte besoffener Figuren aus der Dunkelheit herauszuschälen, einige von ihnen tragen Uniform, andere nicht, sie umklammern leere oder beinahe leere Flaschen. Hier

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