Sie war eine Frau, der Liebe stets nur gleichermaßen peinvoll wie erfüllend begegnete, und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Details ihres Leidens in Form sehr offenherziger Schilderungen als geheime Briefchen dem alternden Bischoff Mossano zukommen zu lassen. Dieser litt fast noch mehr als die Urheberin der Bekenntnisse und verstarb im für Geistliche unbefriedigenden Alter von 53 Jahren, manche sagen: an Mitleid, andere: an Neid, wieder andere: an Wollust. Am Ende also eine durchaus zufriedenstellende Attacke auf den Katholizimus, der für dieses Mal zumindest auch ein Opfer auf der richtigen Seiten forderte und den dieser schwachen Frau niemand zugetraut hätte.
Anna Kuliscioff, aus dem Nachlass
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