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Mitteilung von baumhaus (26.8.2011 13:02:58):
>>>>Peter K. über »Geisteswissenschaftler«

>>>>[zum Original-Text]
>>Weil ich mich frage, welcher relevante Unterschied zwischen »Geistes-« und Gotteswissenschaftler existiert. Beide wenden wissenschaftliche Methodiken auf faktisch nicht greifbare, d. h. nicht sinnlich erfahrbare Phänomene des menschlichen Geistes an, operieren also losgelößt von jeder messbaren Realität in Theorie- und Dogmengebäuden, die – zu allem Überfluß – häufig ohne rationales Fundament dastehen. (Die Mathematik sei hier eine Ausnahme.)
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>Da muss ich doch in aller Höflichkeit widersprechen. Meines Erachtens wäre es sehr wohl möglich, zumindest Sozialwissenschaften mittels Empire und Statistik zu untersuchen. Die Interpretation würde das nicht leichter machen, aber es gebe, wie bei den Historikern, ein Fundament aus Fakten, auf das sich jeder berufen könnte.

Wird ja zweifelsohne praktiziert. Mir war vielleicht nicht ganz klar, daß man Soziologie oder Psychologie auch zu den Geisteswissenschaften zählt.

Unter Geisteswissenschaften zähle ich so Sachen wie Literatur-, Politik- und Theaterwissenschaft.

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>Die Mathematik, darauf muss ich ebenfalls bestehen, _hat_ sehr wohl ein rationales Fundament.

Nichts anderes habe ich oben behauptet.

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>>>Der Text sagt, dass die Theologen auf die »Geisteswissenschaftler« herabblickten. Also tate sies. Ob das denn so sinnvoll oder gerechtfertigt war ist eine andere Frage, aber seit wann tun Menschen nur das, was sinnvoll und gerechtfertigt ist?
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>>>In Übrigen kann ich mir einen grund denken: Ein Theologe hat mit der Bibel eine feste Grundlage, während Geisteswissenschaftlern (klischeehafterweise) oft eine Beliebigkeit der Argumentation vorgeworfen wird. (Mit anderen Worten: Jeder kann alles behaupten.) Kann ja so gesehen der Theologe und der Jurist in seinem Auslegungsdogmar grade nicht. Er muss bestimmte Dinge behaupten, auch wenn sie nicht bewiesen oder hergeleitet werden.
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>>>Wobei das auch nicht stichhaltig ist, denn was steht mehr fest als eine historische Tatsache?
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>>Eine mathematische Gleichung. Dafür braucht man weder Zeugen noch Dokumente.
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>Zeugen werden in der modernen Geschichtswissenschaft sowieso nicht so gerne Rezipiert wie Schriftquellen. Dafür gibt es einige nachvollziehbare Argumente, man könnte es aber auch als Zeichen der Textgebundenheit unserer Kultur werten.

Die Geschichtswissenschaft ist ja mit ihren Schriftquellen dann mehr oder weniger an die jeweiligen Auslegungen der Autoren gebunden. Interessant in diesem Zusammenhang finde ich immer wieder das stark umstrittene Bild des Deutschen Zivilisten in der Zeit zwischen 33 und 45. Da reicht die verbriefte Expertenaussage von: »Die Greuel waren für den politisch Uninteressierten nicht erkennbar« bis: »Mit gesundem Menschenverstand mußte jeder erkennen, was vor sich geht.«

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>Was die matematische Gleichung angeht. Seltsamerweise gibt es sogar da Gegenpositionen und zumindest bei Computerbeweisen untersucht man sehr sorgfältig, ob die maschine korrekt gearbeitet hat.
>Zweifellos kann man Mathematik quasi »aprioisch« betreiben, aber offenbar muss man nicht.