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Mitteilung von Die Leiche (17.9.2011 18:20:57):
>JammereiEins

>Ich kann Ihnen nur sagen, Chemiker sind die normalsten Leute der Welt, vielleicht mal abgesehen von diesem Djerassi dem Babypillenentwickler, der redet etwas arrogant daher. Ich meine, können Sie sich vorstellen wie das ist, man bekommt alle gelben Säcke der Republik angeliefert, also einen großen Haufen Müll, und soll eine Fabrik planen die daraus Wertstoffe, exportierbare Wertstoffe, herstellt. Da vernachlässigt man schon mal die wöchenliche Sockenwäsche oder vergisst den Kühlschrank aufzufüllen. Nur deshalb wäre eine Hilfskraft für genau diese Dinge ganz angenehm.
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>Zu den Tabletten. Können Sie sich die Demütigung für einen Chemiker vorstellen der jahrelang tagtäglich mit den tödlichsten und giftigsten Stoffen hantiert und dann vom Wohlwollen eines verschreibenden Arztes, diesem chemischen Nichtskönner, abhängig ist, wenn er ein kleines Belebungsmittel verschrieben bekommen möchte. Ich würde die Sache wirklich gerne an Mutter ausprobieren die apathisch im Rollstuhl sitzt. Ohne es der übrigen Familie mit ihren sehr dezidierten Ansichten herauszuposaunen.
>Mein Problem ist, alle meine Familienmitglieder sind Nichtfachleute, und alle vertrauen dem Arzt mehr als dem Chemiker. Wenn ich schon höre, wenn der Arzt der Ansicht ist daß, dann könnte ich....aber das mach ich nicht. Oder doch. Vielleicht ist es ganz nützlich Idioten ein wenig im Unklaren zu lassen. Ich bin nicht verzweifelt. Ich bin bockig. Den schießen wir ab. Ja, macht doch. Behörde gleich Idiotensitz wurde aus dem Register entfernt.
>Es interessiert mich einen Scheiss für was das Medikament zugelassen ist oder was in den Empfehlungen darüber steht. Ich war an der Testphase 2005 beteiligt. Außerdem korrigiert die sogenannte Fachwelt ihre Einschätzungen am laufenden Band. Darüber hinaus liegen für meine persönliche Dosierung sowieso keine relevanten Daten vor. Kotzbrocken, allesamt.
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>Keiner meiner Geschwister hat in seinem erwachsenen Leben eine Zeit ohne Auto oder Partner verbracht, in einem Ort der recht weit von Einkaufsmöglichkeiten entfernt ist. Also heuchelt nicht irgendetwas von meiner Situation zu verstehen.
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>Die täglichen Verrichtungen fallen mir zunehmend schwerer. Ulrike, die Schwägerin die immer etwas Hektik verbreitet, lobt einen abwesenden Bekannten mit beginnender Geisteskrankheit dafür, daß er nicht jammert. Die Bachsuite hast Du sehr schön gespielt. Leichthändig, präzise und beidstimmig.
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>Die ARD-Nachmittagsserie Sturm der Liebe propagiert weiterhin kräftig die Vorhersagekraft der Karten mit Hilfe von Debby und Tanja. Die Karten haben ein Unglück für Eva vorhergesehen, aber Eva ist nicht ertrunken wie alle glauben, nein, Eva lebt noch, ihr ist etwas anderes zugestoßen. Währenddessen weiss der Zuschauer schon, Eva liegt entführt und gefesselt in einer Scheune. Arme Eva. wahrscheinlich entspringt die Szene der Phantasie des Bräutigams, so hätte er gerne seine Eva. Das muß Liebe sein, über Nacht gefesselt und frierend auf seinen Liebsten zu warten. Oder es ist nur die Gewißheit, auf die Entbehrung und Qual folgt eine gewisse Euphorie. Meine Eva war nicht bereit dieses Spiel zu spielen. Ich wollte über Nacht gefesselt und geknebelt auf meine Liebste warten. Aber meine Liebste mußte zur Arbeit, empfing Freunde oder hatte zu bügeln. Das ist ja auch alles wichtig. Und wie soll man das alles den Kindern erklären. Die Kinder. die nun schon im gerade beginnenden Erwachsenenalter eine Art fürsorglichen Tonfall pflegen. Oh, ich beginne sie zu hassen. Sie sind nicht mehr klein und putzig. Nicht mehr lustig. Das mit der Liebe, das kann man nicht in irgendeiner Therapie nachholen. Dieser Mangel wird Sie ihr ganzes Leben begleiten. Aber trösten Sie sich, so wie Ihnen geht es sehr Vielen. Das ist kein Trost. Vielleicht sollte ich Risperidon von einem halben Milligramm auf ein Milligramm täglich erhöhen. Aber woher nehmen. Mir verbleiben exakt siebenunddreissig halbe Tabletten. Der Beginn des ungewissen Experiments wäre dann Ende nächten Monats. Macht nur so weiter, das wäre dann das zweite Mal das ich eine bestimmte Portion wirksame Tabletten bekomme bei diagnostizierter Polytoxikomanie und man lässt mich völlig alleine damit. Wirklich völlig alleine.
>Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen euch Ärzten und den kriminellen Drogendealern. Von den beiden Endverteilern wurde ich einerseits gebeten nicht zu sagen von wem ich die Tabletten bekommen habe, der Zweite sagte, ich habe nichts gesehen und ich weis von nichts, als ich sie mitnahm, sie lagen auf dem Küchenschrank. Partiell einsichtsfähig, ja das mag zutreffen. Sind wir das nicht alle. Mehr oder weniger. Müssen wir das nicht sogar sein? Welche Frage? Wollen sie an ihrem objektiven Befinden oder an ihrem subjektivem Befinden etwas ändern.
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Tjaja, das Leben eines Chemikers ist doch komplizierter, als man denkt. Ich meinte immer, ein Chemiker müsste problemlos imstande sein, mit einem Esbit-Kocher, ein paar Reagenzgläsern, Erlenmeyer-Kolben und einem alten Stück Fahrradpumpenschlauch sowie ein paar Brocken Kaliumpermanganat jedwede geile Droge zuzusammenzubrutscheln, ohne sich den Unwägbarkeiten des Schwarzmarktes anheim geben zu müssen.