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Mitteilung von Höflich (5.10.2011 00:02:37):
>>>Die Leiche über »holocaustlüge«

>>>[zum Original-Text]
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>>>> Der Holocaust war einzigartig – muß er sein, sonst könnte man ja nicht mehr sagen, daß Mao, Stalin, Pol Pot und Ceaucescu ja garnicht so schlimm gewesen wären.
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>>>> Die schlimmste Verhöhnung der Opfer der Nazis ist ihre Instrumentalisierung durch die Linke.
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>>Das überzeugt mich nicht. Dass einige Linke die Opfer instrumentalisieren, weil sie nicht die von den obigen Schlächtern geschaffenen Vernichtungsuniversen sehen wollen, stimmt zwar. Aber das relativiert nicht die Einzigartigkeit des Holocaust, und »schlimmste Verhöhnung« dürfte wohl die Leugnung und Relativierung sein.
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>>"Die Deutschen waren einzigartig genug, weil sie so radikal wie sonst niemand seit Jahrtausenden die Vorstellung einer menschlichen Gemeinschaft theoretisch wie praktisch leugneten. Diese Leugnung einer menschlichen Gemeinschaft verkörperten sie in der Art und Weise, wie sie bei ihrem Versuch, die Welt von den Juden zu befreien, Erniedrigung und Vernichtung miteinander verschmolzen. Diese einzigartigen Aspekte des Holocaust haben sich auf zweierlei Weise als zentral für die Nachkriegskultur erwiesen. Zunächst ist der Holocaust zur Geschichte eines konstitutiven Ereignisses geworden, zu einem Punkt historischen Beginns. Zweitens wird Geschichte seit dem Holocaust als radikal diskontinuierlich betrachtet. Die Erinnerung besitzt die deutliche und neue Rolle, das Gefühl von dieser Diskontinuität am Leben zu erhalten. " Lies mal den Aufsatz in Lettre 94 von Avishai Margalit und Gabriel Motzkin:
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>>http://www.lettre.de/archiv/35_margalit_motzkin.html
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>Danke für den Tip!
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>Nunja, auch ich bin nicht überzeugt. Was ist der Unterschied zwischen einem Nationalfaschisten, der in Juden »auszumerzendes« Ungeziefer sieht und einem Kommunisten, der die standrechtliche Erschießung von Kapitalisten fordert?


Naja, das ist wohl etwas simpel. Der große Unterschied zwischen den Verbrechen d. deutschen NS und den Opfern der kommunistischen Systeme in China und Russland fängt schon mal bei der Tatsache an, dass der Nationalsozialismus bzw. dessen Träger alle Juden derer sie habhaft werden konten als Menschen 'ausmerzen' wollten. Die Kommunisten wollten 'den Kapitalisten' als Klasse abschaffen. Das schloss nicht zwingend die physische Vernichtung des 'Klassensubjekts' mit ein.

Dann kommt natürlich hinzu, dass man die Masse der Toten unter Stalin und Mao in der Tat als »systemische« Opfer bezeichnen könnte die in aller Regel einer Hungersnot zum Opfer fielen. Es ist schon ein Unterschied, ob ich alle Räder in Bewegung setze, um Millionen Menschen zu töten, oder ob Millionen von Menschen sterben, weil man sich im ideologischen Wahnwitz hinsichtlich der Folgen der eigenen Maßnahmen verkalkuliert hat. Weil man Beispielsweise die gesamte Landbevölkerung en gros zum Eisenerz verkoksen schickt während die Felder brach liegen (Mao) oder ein paranoides System eine Eigendynamik entwickelt, in dem noch dem letzten ukrainischen Bauern das letzte Saatgut wegrequiriert wird (Stalin). Auf der Individuellen ebene ist es in gewisser Hinsicht natürlich fast egal (aber auch nicht ganz) ob man 1943 im Warschauer Ghetto oder 1935 im Umland von Kiev verhungert. Wenn man von der Einzigartigkeit der Shoa als Massenmörderisches 'Event' spricht trägt dieses Urteil aber gerade auch der besonderen Verquickung von Quantitivität UND (insbesondere auch) Qualität Rechnung.

Das sind von daher Äpfel und Birnen.



>Ich sehe da keinen. In beiden Fällen nehmen sich Menschen heraus, ein absolutes Meinungsprimat zu haben – und zwar in so krasser Weise, daß sie selbst mit der Vernichtung von Andersartigen kein Problem haben.
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