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Mitteilung von Die Leiche (18.10.2011 13:44:08):
>Macht

>Ich wollte die macht abbilden
>und die größte Macht die mir auffiel war das fernsehen
>gefolgt vom Radio
>so begann ich Abschriften des dort Gesagten anzufertigen
>
>doch bald fiel mir auf
>das material ist zu viel und komplex dazu
>die Wahrheit steckt in Phantasiefilmen
>und in den Nachrichten die Lüge, die Manipulation
>das Strategische,
>das wofür uns Papa ohrfeigen wollte
>falls er einen Fetzen davon verpasste
>
>also begann ich eine statistische Methode anzuwenden
>auf die Abschriften,
>das tat ich zwei Jahrzehnte
>bis zum elften September, dem Neverforget, dienstag
>dann entzog man mir das Wohnrecht, Radio und Fernseh'
>und schleppte mich in die psychiatrische Klinik.

Max Webers berühmte Definition: Macht als jede Möglichkeit, den eigenen Willen gegen gesellschaftlichen Widerstand durchzusetzen – ist in der gutaufklärerischen Diktion geschrieben und geht dem rationalitätsgläubigen Menschen daher runter wie Olivenöl. Sie ist indessen leider falsch.

Macht hat nichts mit Willen, Interessen oder Vorstellungen zu tun, die gegen Widerstände durchgesetzt werden wollen – Macht ist Wert an sich: das unglaubliche, elektrisierende Gefühl, von Menschen umgeben zu sein, die einem nur mit Servilität und Angst begegnen, deren Hoffen und Bangen auf den Mächtigen gerichtet ist und nur auf diesen, das Glück, daß darin besteht, andere zu knechten und ins Unglück zu stürzen – oder sie aber nach seiner reinen Willkür glücklich und – scheinbar – frei zu machen: das ist Macht, und der Mächtige badet und suhlt sich in ihr, wie Onkel Dagobert in seinem Geldspeicher. Ob das nun im Namen Gottes, der proletarischen Weltrevolution, des Schutzes des Weltklimas oder der Verantwortung für künftige Generationen erfolgt, ist völlig gleichgültig.