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Mitteilung von Die Leiche (15.12.2011 23:20:01):
>>Mittwoch

>>Im vollbesetzten Jahresabschlußkirchenkonzert klingelte heute während der Aufführung der Flötengruppe ein Handy das allereiligst abgestellt wurde und zu einem Kicheranfall zweier Bänke voll Mädchenfünftklässler führte, die Flötengruppe war höchstens leicht irritiert und das Lachen setzte sich quer durch alle verstreut sitzenden Kinder fort, ein weiteres Mal klatschte eine in genau diesen Bänken kräftig los woraufhin die nähere Umgebung in das Klatschen mit einfiel und das mitten in einer kleinen Pause vom geistlichen Lied des Lehrerchors. Der allerdings ließ sich dadurch nicht aus dem Takt bringen.
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>>Ich selbst habe diesen Streich einmal in Eltville im Burgkonzert gespielt, als Zwillinge eine vierhändige Schubertfantasie spielten deren Ende ich kannte, es ist wie ein Ende, dann kommt ein längeres Innehalten, dann werden zwei drei Takte kurz und schnell wiederaufgenommen und dann erst ist Ende. Ich nutzte also dieses erste Ende um von ganz hinten kräftig loszuklatschen woraufhin der halbe Saal erst mitzog, dann erstarb, da die beiden Pianisten unbeweglich niedergebeugt über den Tasten blieben. Als wieder Ruhe war spielten sie ihre drei Takte zu Ende und dann war der Jubel endlich erlaubt..
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>Argh, Kirchenchöre – meine Vorstellung von Biederness und Spiessbürgertums. Aber dann wiederum für die Musiker sicherlich sehr angenahm da es im Gegensatz zu versoffenen Rockkonzerten keine fliegenden Bierflaschen oder Buhrufe aus dem Publikum gibt, da ist dann ein Klatscher noch verschmerzbar – ob nun von einem »Heckler« (Was ist eigentlich das deutsche Wort dafür, gibts eins?) oder unabsichtlich kam ist dabei dann ja auch egal.

1) Chormusik kann ultra-mega-infragalaktisch geil sein. Mein einzigartiges diesbezügliches Erlebnis war die monströse h-Moll-Messe von Bach, in der »Gasgebläsehalle« des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, noch tiefer ! Nicht in Bochum, sondern im Saarland, das Bundesland, daß fast soviele Einwohner hat, wie Bochum. Je nun.

Wegen zuvor im »Café Umwalzer« genossener Biere kamen das Lehrerehepaar, an daß ich mich angehängt hatte, und myself leicht zu spät, und konnten nur noch aufgrund der Findigkeit des Lehrerinnengatten ein paar Plätze an der Seite ganz vorne ergattern – unmittelbar an den Kesselpauken und dahinter ein Chor in Kompaniestärke.

Als dieser Chor zur berühmtesten Stelle, dem »SANCTUS« – fortissimo: SAAAA-NCTuuuuuuuhs, SAAAAhaaaahanctuuuuhs ... Atem holte, war es, als fegte es mir von hinten das Toupé übern Kopf, und niemals zuvor und danach in meinem Leben habe ich eine derat donnernde Anbetung des deus sabaoth erleben dürfen. Es war im wahrsten Wortsinne atemberaubend, und hat mich dazu gebracht, mir eine CD dieser Messe zuzulegen, die ich auf langen Autofahrten hunderte Male gehört habe.

2) Kirchenkonzerte können ultra-mega-geil sein. Als ich zum ersten Male Fulda besuchte, jenen äussersten Aussenposten katholischen Konservativismus am Rande der Rhön, und den hochinteressanten Dom besichtigen wollte, trat mir so ein typisches, rotblondes Kirche-von-unten-Mädel (Nicht Mädchen, nein: MÄDEL!!!) entgegen, in Naturfilz und Schafwolle gewandet, John-Lennon-bebrillt und verkündigte mir, den Dom könne ich jetzt nicht besichtigen, weil es gleich ein Konzert gebe. Orgel und Trompete. Wann denn das Konzert begänne, wollte ich wissen. So in 20-30 Minuten, hieß es. Und was kostet es ? 7,8 DM waren es gewesen (so lange ist es schon her). Und in Großmannssucht zückte ich mein Portemonnaie, und erlebte zunächst einen wundervollen, völlig menschenleeren Dom (bis auf das Kirche-von-unten-Mädel), der sich erst nach einer guten Viertelstunde mit dem üblichen Kirchenkonzertpublikum bekleckerte (befüllte kann man bei der Handvoll Pengsionähre wohl kaum sagen), und sodann ein anmutig-stimmiges Konzert, sozusagen als musikalische Untermalung dessen, was ich zuvor so wunderbar intensiv in Augenschein hatte nehmen können !

Gelobt sei Jesus Christus ! In Ewigkeit -

Aaaah-men !