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Mitteilung von Schmidt (22.1.2012 14:33:20):

So nicht, höre ich sie alle in ihren verwichsten Tonlagen, und oho, und aha, und nadann, und sogar sogar die „wer hat Interesse an“- Wegschmeisserin mischt sich ein.
Mir würde diese Rolle auch gefallen, wenn deine Eltern mal im Heim sind.
Und weg damit.

Der Tablettenkonsum hat sich erhöht nachdem ich wieder alleine bin.
Ein halbes Milligramm Risperidon am Morgen, gegen Mittag fünfundzwanzig Milligramm (eine Viertel Tablette) Modafinil. Anschließend schmiere ich mir den Schwanz und den Sack mit Rheumasalbe ein.
Das brennt bei mir nicht mehr sondern gibt mir nur ein warmes Gefühl. Weshalb habe ich dem Mädchen nicht geantwortet, ich liebe Inga über alles, warum erzähle ich einen solchen Mist, ich hätte einen männlichen Freund und die Hauptsache wäre, er würde viel Geld verdienen. Warum sage ich so einen Scheiß. Sie hatte eine solch sanfte Stimme, ich glaube ich habe niemals ein lieberes Mädchen gekannt.
Diese Aussagen auf der Kasette schmerzen mich. Ich schäme mich ein solcher Idiot zu sein. Das soll nun zwanzig Jahre her sein, da war sogar im Bett alles ganz wunderbar. Warum habe ich sie so verletzt. Und sie hat noch Jahre danach immer wieder zu mir gestanden. Kein Wunder daß auch die Mädchen nachher nicht gut auf mich zu sprechen waren.

Was will ich eigentlich. Ich habe doch alle Ziele des Herbstes erreicht. Ich wollte diese Tabletten und eine neue Matratze. Und den Winter einigermaßen gut überstehen. Und neue Schuhe. All das habe ich bekommen. Warum beklage ich mich. Marco trinkt ein bißchen weniger. Wutanfälle hat er noch immer, vielleicht nicht mehr ganz so heftig. Einmal ist es ihm sogar gelungen mitten im Anfall eine selbstironische Wendung zur Erleichterung aller Anwesenden hinzubekommen, nur eine Nuance im Tonfall. Micheli trinkt beim weissen Mohr zwei Retzina, Cocnac und ein wenig Ouzo, sagt, ich fühle mich ein wenig betrunken und sagt, ich brauche das manchmal. Nichts dagegen. Bei ihm ist manchmal wirklich manchmal. Bei Marco ist manchmal bisher jedenfalls noch öfter aber nicht so oft wie bei Marcellino. Marcellino sagt, wenn die Homöopathin nicht hilft könnt ihr mich auf dem Eichberg besuchen. Der Eichberg ist eine zur Psychoklinik umgebaute amerikanische Kaserne mit ziemlich unmotiviertem Personal. Da klebt schon mal die Scheiße einige Tage lang an der Patientenklowand während die Nachtschicht die ganze Nacht vor dem Fernseher verbringt und auf Anfragen unwirsch reagiert. Das haben wir nicht. Und nächste Woche kriegen wir es auch nicht wieder rein. Da müssen sie morgen die Tagschicht fragen. Wollen Sie nicht doch noch eine Nachtmedikation. Das ist alles was sie dort tun. Rohhypnol verteilen damit sie ihre Ruhe haben.

Ich kann da gar nichts rückgängig machen Ich schäme mich sehr. Wenn es ihr heute so geht wie es ihr geht, so rechne ich daran einen Anteil zu haben. Red’ Dir das nicht ein sagt Marcellino. Ich umgebe mich mit einer komischen Schutzschicht. Die kaleidoskopartige Anordnung von grotesken Szenen. Ich gebe Mädchenplaudereien ein in die allwissende alleshabende Suchmaschine meines Weltcomputers. Ich möchte Stimmen zweier zwölf bis vierzehnjähriger Mädchen hören die ins Spiel vertieft so vor sich hinalbern: Ich besitze solch eine Aufnahme die nun zwanzig Jahre alt ist. Die betroffenen Mädchen sind über dreissig und lange erwachsen. Solange ruhte diese Aufnahme im Keller. Auch zwei Sätze mit der Stimme von Inga sind dabei. Eine Stimme zum Verlieben. Man findet keine Mädchenstimmen im Internet. Höchstens assoziiert mit kleinen Filmchen. Nur Stimmen. Ich möchte Stimmen hören. Unbefangene Stimmen. Normale Stimmen. Haben Sie einen Freund, ich meine einen männlichen Freund, ich meine solch einen männlichen Freund wie sonst nur Mann und Frau zusammen sind. Was ist an dieser Fragestellung unklar. Deutlicher kann man sich nicht ausdrücken. Ich habe dem Mädchen erstens keine Antwort auf die Frage gegeben und auf wiederholte Nachfrage gebe ich ihr eine unsinnige und falsche Antwort. Ja, ich habe einen solchen Freund und mir ist wichtig daß er viel Geld verdient. Was soll das. Und Inga steht dabei die ganze Zeit im Zimmer. Dabei ist es sie die ich über alles geliebt habe.

Wieder habe ich eine Kopie von ihr gesehen. Das heißt, eine Frau die ihr in Figur und vielleicht Gestus ähnlich ist, beim Einkaufen. Ich schaue diese Personen dann immer etwas auffällig an, denke, ist sie das vielleicht doch, und, wenn sie es ist, ist sie vielleicht derart verändert nur weil sie starke Tabletten einnimmt, und schuld daran, daß sie starke Tabletten einnimmt bin ich und mein verletzendes idiotisches Verhalten. Damit sie Distanz zu mir bekommt, Abstand. Weil ich sie immer wieder verletzt habe. Wir passen einfach nicht zusammen sagt der Psyschiater. Auf keinen Fall sagt er noch. Und, völlig ungeeignet. Wenn ich eine Kopie von ihr sehe bin ich durcheinander. Ganz selten sehe ich sie in echt, mit dem Auto meinen Weg kreuzen. Ich versuche dann einen kurzen Blick von ihr zu erhaschen, um mich zu überzeugen daß alle die vorher gesehenen Kopien wirklich Kopien waren. Aber der Moment den man eine Person anschauen kann wenn sie rasch im Wagen vorbeifährt ist recht kurz.

Gemeinsam könnten wir fliegen, verwandte Seele. Stopf ihn Dir in deinen Mund. Ich reite Dich. Weißt Du wer ich bin. Du weißt es nicht. Ich dusch dich blau. Du, lange hat mich nichts berührt.
Das hast Du davon. Zukunft. Die Freiheit der Schrift haben wir praktiziert. Wir meinten, nur aus dem poetischen Werk erwächst die Zukunft. Und haben die Szenen, die Worte, die Plots, aus höheren Spähren heruntergerotzt.
Wir halten das aus.