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Mitteilung von Die Leiche (25.2.2012 11:29:28):
>>>>>>Gewalterfahrungen - »Disclaimer«

>>>>Was ich oben geschrieben habe, erhebt – ich muß es nochmals betonen – nicht den Anspruch einer vollständigen, richtigen und ausschließlichen Erklärung. Sie beruht auf oberflächlicher Lektüre einer Handvoll Bücher von Sigmund und Anna Freud. Es sollen Denkansätze sein, mehr nicht. Auch über die Lückenhaftigkeit der Darstellung bin ich mir im Klaren. Ein Problem der Psychoanalyse als geistige Disziplin glaube ich, identifziert zu haben: man kann sie nur als Ganzes verstehen – oder garnicht. Sich einzelne Teile davon wie Rosinen aus dem Kuchen herauszupicken, führt zu gefährlichem Halbwissen – meiner Meinung nach. Aber es ist unmöglich, mir zumindest, hier einen Abriss der Psychoanalyse ins Forum zu tippen.
>>>
>>>man muss es schon an der praxis anprobieren
>>>durch häufige anwendung wird professionalität geschaffen
>>
>>Wenn jemand etwas professionell macht, heißt das nur, daß er damit Geld verdienen will – sonst nix.
>wohl wahr

Eines kann man aber aus der Psychoanalyse mitnehmen: unser heutiger Umgang mit Gewalt ist falsch. Er beruht auf der ethisch motivierten Annahme, Gewalt sei grundsätzlich schlecht und unser ganzes Leben müsse »gewaltfrei« sein. So passiert im Kleinen das, was im Großen schon mit der »Ächtung des Krieges« geschehen ist: aus einer »gehegten« (Carl Schmitt) und kontrollierten, kultivierten Gewalt – oder wenn man so will: einer Kultur der Gewalt – wird eine unkontrollierte, schrankenlose Gewalt, die sich in immer mörderischeren Erruptionen, zB den Schulamokläufen, äussert – weil Aggression und damit Gewalt, die ja nichts anderes ist, als die körperliche Umsetzung von Aggression, nun mal zu uns Menschen dazugehört. Der Mensch ist nun mal nicht edel, hilfreich und gut – solche Ansprüche in ihrer Totalität an den Menschen anzulegen, ist der Weg, der – frei nach Goethe – stets das Gute will, und doch das Böse schafft. Aber das Problem ist, daß diese Gottspieler, die den Menschen nach dem Bilde ihrer intellektuellen Glasperlenspiele umformen wollen, derzeit noch die politische Macht haben.