?  
  Hoch: [8]
Links: [4]Liste: [5]Rechts: [6]
Runter: [2]
Mitteilung von Die Leiche (3.5.2012 11:47:39):
>>>>Berta über »Universität«

>>>>[zum Original-Text]
>>>>
>>>>> Ich bin leidenschaftlich befangen von der Wissenschaft. Ich genieße es die Möglichkeit zu haben mich tiefgreifender mit diversen Thematiken auseinanderzusetzen. Dazu musste ich erst einmal meinen Platz an der Universität finden. In meiner anfänglichen Studienzeit empfand ich das System Universität als elitär und mir missfielen ihre Strukturen. Ich konnte in meinem jugendlichen Idealismus nicht begreifen, dass Universität nicht unbedingt prinzipiell anders funktoniert als das, was mich in der Schule schon annervte. Auch jetzt nerven mich StudentInnen, die studieren um zu studieren und nicht um die Welt zu verstehen, gesellschaftliche Prozesse zu verstehen. Mit Sicherheit ist mein Interesse an der Wissenschaft so wie an wissenschaftlichem Arbeiten ein Stück weit narzistisch motiviert. Narzistisch, weil mir die Wissenschaft die wunderbare Möglichkeit bietet mich und meine Umgebung verstehen zu lernen.
>>>>
>>>>Narzismus als die Fähigkeit, sich selbst und seine Umgebung zu verstehen !
>>>
>>>
>>>Da fällt mir spontan ein Ausschnitt aus dem kommenden Film »The dictator« ein wo die junge Dame von ihrem Studium erzählt und der Dikatator Alladin nur lapidar erwiedert »Ah ja Frauen auf der Schule. Das ist wie ein Affe auf Rollschuhen, es bedeutet ihnen selber nichts aber es ist niedlich anzusehen«.
>>
>>Mir fällt da stets – wenn auch manchmal mit etwas Verspätung – ein klassisches Zitat von Kant, Hegel oder Schopenhauer ein: unreife Hirne spielen mit einer Terminologie herum, wie Kinder mit Mantel, Hut, Stock und Degen des Vaters, wenn dieser aus dem Hause ist.
>
>Kant, meiner Meinung nach. hegel und Schopenhauer sind meiner Meinung nach ungleich Faszinierender. Gerade Schopenhauer. Ein großer Fehler meines Lebens war, Schopenhauer, Kierkegaard und Nietzsche erst vor kurzem, also zu Beginn meines vierten Lebensjahrzehnts entdeckt zu haben. Naja, wobei, Kierkegaard, das interessanteste bei dem ist wohl noch die Biografie, ein reicher Erbe, Junggeselle, der pünktlich zum Zeitpunkt des Verzehers der letzten Krone auf der Straße tot umfällt. Sehr ähnlich wie Nietzsche, obwohl der sein Dasein ja größtenteils einer sehr sehr großzügigen Krankengeldpolitik der Baseler Universität verdankt. 10 Jahre ohne Gegenleistung laufendes Gehalt bezogen, während er irgendwo in Italien und Südfrankreich den Finsterling gemimt hat. Nicht schlecht. Sehr gut verstanden hätten die beiden sich wohl aber nicht, Kierkegaard war ja eine Art christlicher Fundamentalist. Naja.

In einem meiner alten Lieblingsbücher »Die Nackten und die Toten« erklärt ein alter Soldat in der Nacht einem Jüngeren, wie man in der Dunkelheit sehen kann: man muß vermeiden, die Dinge direkt anzustarren, von wegen dem blinden Fleck im Zentrum der Netzhaut. So kommen mir all diese Säulenheiligen vor, diese Direkt-drauf-los-Denker: sie starren durch dunkele Nacht direkt aufs Ziel, und sehen nichts.