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Mitteilung von Die Leiche (8.5.2012 11:55:07):
>Wenn nach Stalin's Pfeife getanzt wird...

>Das Leben in ständiger Todesangst war auch unter Stalin der quälende Normalfall. Er hielt allerdings große Stücke auf die Pianistin Marija Judina. Um Judina rankt sich eine Geschichte, wie sie nur in Diktaturen möglich ist: Der Tyrann habe sie eines Abends mit einem Mozart-Konzert im Radio gehört und sofort angeordnet, der Sender solle ihm umgehend die Platte schicken. Das Problem war, dass es sich um eine Live-Übertragung handelte und gar keine Aufnahme existierte. Die Verantwortlichen der Radiostation befiel größte Panik.
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>Weil Wünsche Stalins Gesetz waren, wurden in höchster Eile sowohl die Pianistin als auch ein Sinfonieorchester samt Dirigent aus dem Bett geklingelt, in ein Aufnahmestudio beordert und beauftragt, das Mozart-Konzert unverzüglich einzuspielen. Spät in der Nacht begann die Produktion, doch der Dirigent hielt dem enormen Druck nicht stand und brach schon im ersten Satz zusammen, ebenso der herbeigerufene Ersatzmann. Erst der dritte Dirigent schaffte es. Als der Morgen graute, war alles unter Dach und Fach, die Platte konnte gepresst und im Kreml abgeliefert werden. Stalin soll sehr zufrieden gewesen sein. Als er 1953 verstarb, soll auf seinem Nachttisch die Schallplatte mit Mozarts A‑Dur‑Klavierkonzert KV 488 erklungen sein, in der Aufnahme von Judina.

Den orthographischen Hirnwixern – augenscheinlich Studenten der Germanistik (Lehramt), die ihren Karriereknick unaufhaltsam auf sich zurasen sehen – zum Trotz beschäftigen wir uns mal mit der Sache und liefern, um das Feld auch auf der anderen Seite abzustecken, eine Gegenanekdote:

Das Wien des Kaisers Franz Joseph I. war eine Dauerbaustelle, auf der viele heute weltberühmte Gebäude und Ensembles entstanden sind wie zB die Ringstrasse. Der Kaiser hatte sich bei der Einweihung eines dieser Gebäude etwas kritisch zur Architektur geäussert, was den Architekten zunächst in die Verzeiflung und dann in den Selbstmord trieb. Der Kaiser Franz Joseph I. war wiederum davon so traumatisiert, daß er künftig bis zu seinem Tode auf ihm dargebotene künstlerische Leistungen mit einem sprichwörtlichen Stereotyp beantwortete: »Ich bedanke mich – es war sehr schön.«