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Mitteilung von Schmidt (5.6.2012 22:23:42):
>JWH-018 in den Slums von Tokyo

>Naja vielleicht kann man Minami-Senju nicht wirklich als Slum bezeichnen, der Begriff will so gar nicht auf irgendwelche Stadtteile von Tokyo passen, dennoch ist Minami-Senju (Minami = Süden; Sen = Eintausend; Ju = Behausungen) als das Viertel um den ehemaligen Hinrichtungsplatz nicht die beste Gegend von Tokyo.
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>Hier kann man manchmal im Viertel nördlich der Bahnlinien nachts betrunkene alte Obdachlose treffen die nackt auf der Strasse laufen oder irgendwo in der Gosse liegen. Auch der einzige mir bekannte Stadtteil mit einem jährlichen Wettbewerb im Wettrinken.
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>Hier war mein kleines Hotelzimmer, ein ungefähr 2x3 Meter großer Raum mit Bett Klimaanlage und Flachbildfernseher – zu haben für knapp 25 Euro die Nacht. Es gibt sogar noch billigere Hotels dort.
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>Der junge Deutsche den ich dort antraf klärte mich auf – in Akihabara gibts einen »Herbs« shop. Die »Kräuter« die dort verkauft werden (1 bis 3 gramm packungen, zwischen 1000 und 5000 Yen, je nach Sorte und Menge) sind bedruckt mit witzigen Namen die eher wie Rockalben klingen und aussehen, der Kenner sieht jedoch den Hinweis »Nur als Räucherwerk« und »kein Verkauf in die USA«. Beide wohlgemerkt auf Englisch.
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>Der Deutsche klärte mich dann auf – natürlich ist das irgendein scheiss Unkraut ohne Wirkung – es sieht zwar aus wie grass aber macht allein nix. Der Gag ist daß dem zeug JWH-018 zugesetzt ist, also »nahezu synthetisches THC«. Chemisch eben nicht ganz THC aber verdammt nah dran.
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>und so haben wir rumgekifft wie die Bekloppten – in einem land in dem sogar Paul McCartney nur wegen exzessivsten diplomatischen Bemühungen einer 20-jährigen haftstrafe entgangen ist weil er etwas Grass mitbringen wollte.
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>Am letzten Abend hatte ich noch knapp eine drittel Tüte von dem Zeug übrig und wollte es natürlich nicht mitnehmen, also Hälfte davon in einen dicken Joint.
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>Mir drehte sich alles, ich hatte Mühe am leben zu bleiben. Sicher nicht Lagos, aber dennoch den Slums von Tokyo würdig.


Ich versuche so gut es geht dem Schwindel zu entgehen. Ich muß akzeptieren, ich werde immer wieder rückfällig und ich habe das Hinzufügen von »bis jetzt« noch nicht völlig aufgegeben und sogleich flüstert es mir, doch, hast Du. Nein schreie ich. Ich will nicht sarkastisch und ironisch sein. Sind sie dafür gestorben. Wer soll sich wirklich schämen. Dem Klang des Textes zu folgen. Warum ich gerade diesen Text genommen habe ist keine intelligente Frage. Wie der Klang eines Textes dessen semantischen Gehalt umkehren kann. Die Unterminierung angestammter Hörhaltung. Mitten hinein in den philharmonisch vorgeprägten Bau. Jazz Jazz. Ein kostenloser Hörtest. Von den im Papierkorb gefundenen neunundneunzig hundert Milligramm Tramadoltabletten nehme ich allenfalls ein Drittel, das hält den Schwindel gerade an der Grenze und wirkt ein wenig auf die pheriphere Durchblutung. Die letzte Tetrazepamtablette fünfzig Milligramm hebe ich auf für wirklich unerträgliche Nackensteife die aber nur auftrat wenn ich von den Modafinil eine ganze Tablette mehrere Tage hinweg nehme. Dagegen vetrage ich eine fünftel tablette Modafinil einhundert Milligramm über mehrere Monate hinweg dauerhaft gut. Sie regt ein wenig das Sexualempfinden an das durch die Nullkommafünf Milligramm Risperidon täglich ziemlich niedergehalten wird. Die zehn Tabletten Vesparax mit insgesamt zwei Gramm Barbiturat hebe ich gut versteckt auf falls ich mich eines Tages im Wald erhängen möchte, man weis ja nie was noch so kommen kann und ich habe mich dort in der Nähe schonmal aufgehalten. Die Tetrazepamtabletten habe ich von einer Schwägerin, die Modafiniltabletten von einem Bruder der sie von einem befreundeten Notarzt bezieht, das Vesparax und das Tramadol aus öffentlichen Papierkörben und das Risperidon wurde mir von der Klinikleitung empfohlen.

Ich weis nicht, aber all diese Kombinationen befriedigen mich nicht. Es gibt wesentlich bessere Medikamente die mir leider nicht zugänglich gemacht werden. Ich soll wohl den alten Schrott testen bevor ich am Ende meiner Tage etwas Gutes bekomme das es mir vergessen macht wie sehr ich mein Leben an Substanzen vergeben habe anstatt in die Gesichter der Frauen zu sehen zu üben. Das ist meine heimliche Leidenschaft. Und der Tanz. Vor allem der Tanz.