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Mitteilung von baumhaus (27.7.2012 08:42:50):
>>>Die Leiche über »mitleid«

>>>[zum Original-Text]
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>>>> »Du tust mir leid!« oder »Du kannst einem nur noch leid tun!« ist eine postmoderne Formel der Verfluchung, die etwa dem atavistischen »Fahr zur Hölle!« entspricht – und damit zu einer absoluten Pervertierung ihres semantischen Inhaltes geworden ist. Mitleid kann doch sinnvollerweise nur als eine Ausdrucksform der Liebe verstanden werden: Deus Caritas est – Gott ist Liebe, spricht Benedikt XIV. so wahr. Mich deucht auch, daß der Kern der Liebe wirklich die Caritas ist – die Sorge (»care«) um irgendjemanden, ob es nun der Nächste, der Nächstbeste oder der Allerfernste ist, dem diese Liebe zuteil werden soll. Doch alldies ist Lichtjahre entfernt von dem, der da sagt: »Du kannst mir (oder «einem") nur noch leidtun!" – Denn mit diesem Ausdruck der Zuwendung, Hingabe und Liebe – wendet sich der Sprecher ja gerade von dem Angesprochenen ab, lässt ihn zur Hölle fahren, will nichts mehr mit ihm zu tun haben, verweist ihn auf eine soziale Stufe weit unterhalb der zivilisierten Menschheit ins Prekariat (sic!), mit dem man nicht mehr, sondern nur noch über das man spricht, und das allenfalls noch mit polizeilichen Mitteln verwaltet werden kann.
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>>Der Richtung dieser Interpredation stimme ich schon weitgehend zu.
>>Nur eine Verfluchung (im heutigen Sprachverständnis i.S.v. Verwünschung) o.ä. ist es m.E. eher nicht.
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>>Das Verfluchen erfolgt heutzutage ( ganz im Gegensatz zu früher, insbesondere auch im kirchlichen Zusammenhang ) aus einer gefühlten Position der Unterlegenheit, meine ich.
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>>Mit dieser angeblichen Mitleidsbekundung soll indes wohl eher eine Position der Überlegenheit demonstriert werden.
>>Dieser Auspruch, der zumindest vorgibt Empathie zu bekunden, wird zeitgeistgemäß statt dessen eher dazu verwendet, den anderen zu exkludieren, ihm eine gewisse Verachtung und Ausgrenzung spüren zu lassen, ja, ihm das eigene Mitgefühl geradezu zu verweigern !
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>Insofern zeigen sich auch hier wieder mal schön die Gründe der Metakommunikation, die ja bekanntlich über 90 % jeder »Kommunikation« ausmacht !
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>Das Entscheidende und Beabsichtigte daran ist eben nicht der scheinbare Austausch von Inhalten sonderen dieser »Austausch« ist primär dazu generiert, eine Rangordnung zu etablieren oder zu festigen !
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>Das ist im Blaster offenbar ganz besonders ausgeprägt, ist mir von (meinem) Anfang an extrem aufgefallen und steht ja eigentlich schon im Widerspruch zum reizvollen Konzept und gewissen Ansprüchen ...

Wo's keine Schranken gibt, herrscht der Naturzustand. Wer kann, wird unverschämt. Fight Club.