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Mitteilung von Die Leiche (2.8.2012 19:55:26):
>Alice Zwergerl über »Selbstdarstellung«

>[zum Original-Text]
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>> Selbstdarstellung auf facebook oder einst auf studivz find ich wirklich furchtbar. Ich finde, der einzige Grund, da einen Account zu haben, ist die gelegentliche Kommunikation mit Leuten, die facebook zu ihrem einzigen Online-Kommunikationskanal auserkoren haben. Das Problem ist nur, wie Watzlawick sagte, dass man nicht nicht kommunizieren kann. Man versucht, sein Profil frei von Elementen der Selbstdarstellung zu halten, aber genau dadurch stellt man sich ja selber dar. AHH!
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>Das ist wie mit dem Mobiltelefon vor ca. 15 Jahren. Es gab strikte Gegner, die die Technik verteufelten. Ständige Erreichbarkeit, Umweltaspekt, gesundheitliche Aspekte – die Argumente waren streckenweise sogar nachvollziehbar. Dennoch haben von den damaligen mir bekannten Handy-Verweigerern mittlerweile alle so ein Gerät. Manche von ihnen sind sogar regelrechte iPhone-Frickler geworden. Ab einem gewissen Verbreitungsgrad eines Mediums oder einer Kulturtechnik hast du persönliche Nachteile zu erleiden, wenn du dich entziehst. Spätestens wenn deine Lebensqualität darunter zu leiden beginnt, weichst du deine steinernen Positionen auf. Es sei denn, du schaffst dir rechtzeitig einen gleichwertigen Ausgleich. Zum Beispiel eine Liebesbeziehung, bei der es dir genügt, mit deinem Partner zu kommunizieren und mit niemandem sonst. Isolation kann auch ein Vorteil sein. Solange deine Persönlichkeit stark genug ist.

Man kann sich aber die Rosinen aus dem Kuchen herauspicken, muß nicht unbedingt den armen Magen mit der ganzen Mehlpampe belasten. Schmonzette:

Ich hatte über viele Jahre einen Mandanten, mit dem die Zusammenarbeit recht intensiv war. Es hatte sich nach ein, zwei Jahren eine sehr eigene Form der Kommunikation ergeben. Wir haben Papier hin und her geschickt – und ansonsten fast nur gesmst, sehr selten Telefoniert, und wenn, dann hochgradig diszipliniert, mit Checkliste sozusagen. Ja ... und alle 3-6 Monate haben wir uns getroffen, und sind zusammen »in die Kneipe«, haben zusammen in irgendeinem Spesenrittertempel übernachtet (jeder in seinem Zimmer) und morgens gemütllich-genüsslich gefrühstückt bzw. gebruncht. Themata war nahezu ausschließlich »das Geschäft«. Diese sehr intensive und persönliche Form der Kommunikation hat dafür gesorgt, daß wir beide wußten, wie der jeweils andere denkt und »drauf ist« – und das hat die »Telegrammstil-Kommunikation« im übrigen überhaupt erst ermöglicht. Das war eine hocheffiziente Art der Zusammenarbeit.