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Mitteilung von baumhaus (3.11.2012 14:39:10):
>>>>Geld macht unglücklich!

>>>>Es ist wirklich so – es hilft Träume zu erfüllen aber das schlimme ist es werden immer weniger die übrig bleiben. Irgendwann erwischt man sich dabei daß man nach wirklich unnützem Scheiss sucht, wenn es nicht mehr die schlichte Rolex Datejust ist dann wird es die Uhr mit Volgelnest Automaton die ein paar hunderttausend Euro kostet die man sich im Web ansieht. Oder man fängt an nach Yachten jenseits der 15 Meter zu schauen. Dem intelligenten Zuschauer stellt sich aber dann die Frage nach dem Sinn. Ist es eigentlich das Ziel des lebens eine Sportwagensammlung zu vervollständigen oder einen Privatjet zu haben? Eiegntlich scheisse wenn man auf ebay geht und es fallen einem nur noch Luxusuhren, Yachten oder Sportflugzeuge ein die man sich ansieht. Es ist ein Fluch, ja das ist es. Selig sind die deren träume sich nie erfüllen denn sie haben noch welche übrig. Heute lese ich Charlie Sheen gibt geschätzte 1500 USD für Koks am tag aus. Der Mann hat mein vollstes Verständnis.
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>>>Wie wärs, wenn Du eine schöne Reise machst?
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>>>Oder investierst? Ich kenne einen Banker, ehemals Südamerika-Chef der *-Bank (er wurde damals mit einer richtig dicken Abfindung rausgelobt, weil er als gebürtiger Nicht-US-Amerikaner lt. Statuten der Bank nicht weiter aufsteigen durfte), der hat sich mittlerweile das dreizehnte mittelständische Unternehmen (bodenständig, Maschinenbau, max. 200 Angestellte, aber gerade etwas kriselnd) gekauft. Er macht es sich zum Sport, strauchelnde Unternehmen wieder aufzupäppeln, bis sie wieder ordentlich was abwerfen. Das ist doch eine schöne und sinnvolle Beschäftigung.
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>>Geld macht nicht unglücklich, aber auch nicht glücklich. Es ist ein Glückssubstitut wie Methadon für Junkies. Bis auf die Ebene der Luxusjachten bin ich zwar niemals aufgestiegen, aber darunter habe ich recht viel von diesem Luxus erlebt. Er ist, wenn der Reiz des Neuen sich verflüchtigt hat, von schalem Geschmack und ziemlich frustrierend. Geld und Luxus sind so, wie die Wirkung von Koks stets beschrieben wird: zunächst euphorisierend und belebend, aber nach dem Runterkommen fällt man in eine tiefe Depression: wenn der Porsche, RR, Ferrarri, die Luxusjacht auf allen mondänen Häfen, Golfclubs usw. vorgeführt ist, erweist sich sein Besitz als von lähmender Langeweile. Zumal ja auch die allermeisten Porschefahrer, wie ich in meiner Motorradzeit wohl »erfahren« habe, mit ihrem Boliden überhaupt nicht umgehen können – ich hab noch jeden Porsche im Thüringer Wald zersägt mit meiner fast 20 Jahre alten BMW. Ich selbst habe nur einmal einen – relativ alten – Porsche gefahren – und war entsetzt darüber, wie anstrengend so ein Gerät ist – das war noch vor meiner Motorradzeit gewesen. Das ist aber der Punkt: so ein Bock demonstriert Dir gnadenlos, daß Du eine Flasche am Lenkrad bist ...
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>>Die »buissness angels« kenne ich auch, habe für sie gearbeitet. Es war ja meine Spezialität gewesen, sogenannte »KMUs« durch die Insolvenz hindurchzuschleusen. Das ist Nervenkitzel auf der einen Seite – »zocken« oder »Krieg führen«, das macht schon Laune. Und es heißt: konkrete, ungeheuerliche Macht. Auch das habe ich erlebt, wie es ist, Macht zu haben. In den letzten Wochen vor der Insolvenzantragstellung ist es der insolvenzbegleitende Anwalt, der das Unternehmen führt, und zwar nach Art des altrömischen Diktators. Der Geschäftsführer oder Vorstand hängt ebenso an seinen Lippen, wie das gesammte Management, und wenn man mal durch den Laden hirscht, merkst Du es an den Blicken. Alle wissen es, wer Du bist: die letzte Hoffnung, der Held bei der Arbeit. Das ist geil und kann süchtig machen. Ich glaube auch, eine Zeitlang war ich auf dieser Droge drauf gewesen. Es ist ja auch wirklich geil, wenn hunderte von Augenpaaren bei der obligaten Betriebsversammlung am Tag (vor) der Antragstellung nach einer Sportpalastrede zu Dir aufblicken, und Dir stumm zurufen: »Führer – befiehl ! Wir folgen !« Aber das ist genauso schal. Wenn der Job gelaufen ist, alles in trockenen Tüchern, das fette Honorar in der Kasse, dann kommt wieder diese gähnenden, deprimierende Leere, wie wenn man den Porsche schon überall vorgeführt hat – es muß der nächste, geilere Porsche her, oder am besten gleich n Ferrarri ... und der nächste Job: noch mehr »Mitarbeiter«, noch mehr Probleme, noch mehr strafrechtliche Risiken ... und so ist dann wohl auch so ein Konglomerat von 13 Unternehmen zusammengekommen. Meine heutige Überzeugung ist: diese Art von Geschäften ist für diese Leute ersatz für Sex – einen sexuell befriedigeten »Unternehmer« habe ich nur einmal kennengelernt, alle anderen waren Nuttengänger – und die Bündel von 500€-Scheinen sind für sie Liebesersatz.
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>Naja mit der Aussage über den Porsche kann ich mich nicht ganz anfreunden. So ein 911er oder Panamera mit ordentlicher Maschine zieht schon verdammt gut. Naja aber stimmt schon, kostet schon viel ERfahrung damit umgehen zu können. Naja aber auch ohne Erfahrung – vielleicht nicht im Thüringer Wald aber auf der Autobahn macht es natürlich schon Spass mal richtig aufs Gas zu latschen und andere zu überholen als wenn die stehen würden.
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>Naja Unternehmen aufpäppeln. Warum eigentlich nicht. Genau wie mein Vater bin ich ja bekennender McKinsey hasser – ich hielt noch nie viel von dem Schwachsinn das »5 Säulen Konzept« vorzutragen und nur Leute rauszuwerfen. Ich denke immer die behandeln nie die Probleme sondern nur die Symptome.
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>Aber es kommt auf die Branche an. Wie mein vater habe ich immer nur für Banken gearbeitet. Wäre damals fast bei der NOA Bank eingestiegen – glücklicherweise sind wir uns nicht einig geworden, ein halbes Jahr später waren die Pleite. Aber da hatte so vieles nicht gestimmt. Nicht nur das Konzept war zu weich auch viele kaufmännische Entsscheidungen haben nicht gestimmt. Ich hätte definitiv das Kernsystem auf Kordoba x86 weitergeführt, in meinen Augen das witschaftlichste was es gibt. Daß man dann auf Hosts umstellen wollte war der Anfang vom Ende.

Für mich immer wieder ein Rätsel, warum die Banken sich nicht von ihren Mainframes verabschieden wollen. Daß eine Banküberweisung Inland noch immer zwei bis drei Tage dauert, weil das halt immer noch per Batch-Lauf in der Nacht abgewickelt wird, halte ich für eine Gängelung der Kunden. Oder Schlimmeres. (Legen die Banken die Kohle in den drei Tagen, wo sie »unterwegs« ist, etwa irgendwo kurzfristig an??)

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>Aber das ist auch mein problem. Mich interessiert die IT mehr als alles andere. Ich wäre kein guter CEO oder Vorstandssprecher, ich hatte immer Harald Wilsing bei der apobank bedauert. Wie sagte er doch immer nachdem die ihn zum Vorstand gemacht hatten? »Gibt nix beschisseneres als am Wochenende die Bank repräsentieren, 50. Geburtstage von Direktoren kassenärztlicher Vereinigungen feiern und sich bis drei Uhr morgens an der Bar die Trauerarien über schlechtbezahlte Mediziner anhören.«
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>Ich glaube was mich echt glücklich machen würde wäre einen kleinen Laden in Akihabara (Tokyo) aufmachen und gebrauchte Laptops verkaufen und reparieren. Bringt gar nix ein aber es würde sooooo viel spass machen. Nebenbei könnte ich wieder Haushaltsroboter und Miniaturcomputer bauen. Ich bin eben doch ein Techniker vom herzen. Nein kein heruntergekommener furzender DDR Fernsehmechaniker aber dennoch der Technik irgendwie verbunden.

Hm. Ich bin zwar nicht in Tokyo, kann Dir aber versichern, daß auch das nur begrenzt glücklich macht. Die Bastelei macht Spaß, man kann sich reinvertiefen und Tüfteln, jedenfalls bekommt man keinen Bluthochdruck davon. Aber glücklich?

Naja. Ich glaube sowieso, daß Glücklichsein nur ein sehr temporärer Zustand sein kann. Es gibt immer Möglichkeiten sich wegzuschießen. Ob mit irgendwelchen Drogen (Alk, Medikamenten, Koks) oder mit im Moralkodex gebilligten Mitteln (Alk, Geld, Erfolg, Sex) – runter kommt man immer wieder, und was bleibt, ist dann nur die Sehnsucht nach dem großen Glück. Endlosschleife. Sich einfach freuen können an dem, was ist, ist gesellschaftlich aber auch verpönt: Bescheidenheit ist keine teutsche Tugent (»Wer ewig strebend sich bemüht/ den können wir erlösen« – Faust I) und Zustände hinzunehmen, bringt einem evtl. sogar den Vorwurf der Gleichgültigkeit ein (»Da muß man doch was tun!«)