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Mitteilung von Die Leiche (21.11.2012 17:56:43):
>>>>>>>>>>>>>baumhaus über »Brotkasten«

>>>>>>>>>>>>>[zum Original-Text]
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>>>>>>>>>>>>>> Mir das erste Mal seit Jahren wieder ein Brot gekauft. Ein Brot. Ich hatte tatsächlich Heißhunger auf Brot!
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>>>>>>>>>>>>>Öhm, du erweiterst deinen Speiseplan? Haferflocken genügen dir wohl nicht mehr, was? tststs...
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>>>>>>>>>>>>>:-)
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>>>>>>>>>>>>Nun ja, es ist tatsächlich ein Genußerlebnis sondergleichen. Dieses selbsterstandene frische Brot. Wahrscheinlich liegt das an diesem häßlichen, feuchtkalten Novemberwetter. Da wird man gefräßig.
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>>>>>>>>>>>Schon das Wort „preiswert" genügte, um mich ihn, den ich keineswegs als hassenswert in Erinnerung hatte, hassen zu machen, denn ich hasse das Wort „preiswert". Auch mein Vater weiß von Zeiten zu erzählen, in denen ein Pfund Butter eine Mark, ein möbliertes Zimmer mit Frühstück zehn Mark kostete, Zeiten, in denen man mit dreißig Pfennigen in der Tasche mit einem Mädchen tanzen gehen konnte, und im Zusammenhang mit Erzählungen aus diesen Zeiten wird das Wort „preiswert" immer mit einem anklagenden Unterton ausgesprochen, als sei der, dem's erzählt wird, schuld daran, dass die Butter jetzt das Vierfache kostet. Ich habe den Preis für alle Dinge erfahren müssen — weil ich ihn nie zahlen konnte —, als ich als sechzehnjähriger Lehrling allein in die Stadt kam: der Hunger lehrte mich die Preise; der Gedanke an frischgebackenes Brot machte mich ganz dumm im Kopf, und ich streifte oft abends stundenlang durch die Stadt und dachte nichts anderes als: Brot. Meine Augen brannten, meine Knie waren schwach, und ich spürte, dass etwas Wölfisches in mir war: Brot. Ich war brotsüchtig, wie man morphiumsüchtig ist. Ich hatte Angst vor mir selbst, und immer dachte ich an den Mann, der einmal im Lehrlingsheim einen Lichtbildervortrag über eine Nordpolexpedition gehalten und uns erzählt hatte, dass sie frischgefangene Fische lebend zerrissen und roh verschlungen hätten. Noch jetzt oft, wenn ich mein Geld abgeholt habe und dann mit den Scheinen und Münzen in der Tasche durch die Stadt gehe, überkommt mich die Erinnerung an die wölfische Angst jener Tage, und ich kaufe Brot, wie es frisch in den Fenstern der Bäckereien liegt: Zwei kaufe ich, die mir besonders schön erscheinen, dann im nächsten Laden wieder eins, und kleine braune knusprige Brötchen, viel zu viele, die ich dann später meiner Wirtin in die Küche lege, weil ich nicht den vierten Teil des gekauften Brotes essen kann und mich der Gedanke, das Brot könne verderben, mit Angst erfüllt.
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>>>>>>>>>>>Seit damals hasse ich das Wort „preiswert", weil ich es immer aus dem Munde meines Meisters hörte: Wickweber war wohl das, was man einen rechtschaffenen Mann nennt, er war tüchtig, verstand sein Handwerk, war auf seine Weise sogar gutmütig. Ich war noch nicht ganz sechzehn, als ich zu ihm in die Lehre kam. Er hatte damals zwei Gehilfen und vier Lehrlinge, außerdem einen Meister, der aber war meistens in der kleinen Fabrik, die Wickweber damals gerade anfing. Stattlich war Wickweber, gesund und fröhlich, und nicht einmal seine Frömmigkeit entbehrte dersympathischen Züge. Anfangs mochte ich ihn einfach nicht, aber zwei Monate später hasste ich ihn nur um der Gerüche willen, die aus seiner Küche kamen: es roch nach Dingen, die ich noch nie geschmeckt hatte: nach frisch gebackenem Kuchen, nach Braten und heißem Schmalz, und dieses Vieh, das in meinen Eingeweiden wühlte, der Hunger — für ihn waren diese Gerüche unerträglich: er bäumte sich auf, sauer und heiß stieß es in mir auf, und ich fing an, Wickweber zu hassen, weil ich mit zwei Scheiben Brot, die mit roter Marmelade zusammengeklebt waren, morgens zur Arbeit fuhr, und mit einem Kochgeschirr voll kalter Suppe, die ich mir auf irgendeiner Baustelle hätte wärmen sollen, die ich aber meistens schon auf dem Wege zur Arbeit verschlang. Wenn ich dann zur Arbeit kam, klapperte das leere Kochgeschirr in meiner Werkzeugtasche, und ich rechnete damit, dass irgendeine Kundin mir Brot, einen Teller Suppe oder sonst etwas Essbares geben würde. Meistens bekam ich etwas. Ich war damals scheu, sehr still, ein großer und schmaler Bengel, und niemand schien etwas zu wissen, etwas zu spüren von dem Wolf, der in mir hauste. Einmal hörte ich eine Frau, die nicht wusste, dass ich ihr zuhörte, von mir sprechen; sie sprach lobend von mir und sagte zum Schluss: „Er sieht so vornehm aus." Schön, dachte ich damals, du siehst also vornehm aus, und ich fing an, mich eingehender im Spiegel zu betrachten, der im Waschraum des Lehrlingsheimes hing: ich betrachtete mein blasses, längliches Gesicht, schob die Lippen vor und wieder zurück und dachte: so sieht man also aus, wenn man vornehm aussieht. Und ich sagte laut zu meinem eigenen Gesicht dort im Spiegel: „Ich möchte etwas zu fressen haben ..."
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>>>>>>>>>>>Damals schrieb Vater immer, er würde einmal kommen,um zu sehen, wie ich lebe; aber er ist nicht gekommen. Wenn ich zu Hause war, fragte er mich, wie es in der Stadt sei, und ich musste ihm vom Schwarzmarkt erzählen, vom Lehrlingsheim, von meiner Arbeit, und er schüttelte hilflos den Kopf, und wenn ich von meinem Hunger sprach — ich sprach nicht oft davon, aber manchmal entschlüpfte es mir —, dann lief Vater in die Küche und holte alles, was an Essbarem da war: Äpfel, Brot, Margarine, und manchmal stellte er sich hin und schnitt kalte Kartoffeln in die Pfanne, um mir Bratkartoffeln zu machen; einmal kam er hilflos mit einem Kopf Rotkohl aus der Küche und sagte: „Das ist alles, was ich finden kann — ich glaube, man kann Salat daraus machen —", aber niemals schmeckte mir dann etwas. Ich hatte das Gefühl, ein Unrecht begangen oder mich falsch ausgedrückt, die Zustände in der Stadt auf eine Weise geschildert zu haben, die nicht der Wahrheit entsprach. Ich nannte ihm auch die Preise für Brot, für Butter und für Kohlen — und er erschrak jedesmal, schien es aber auch jedesmal wieder zu vergessen, doch er schickte mir manchmal Geld und schrieb, ich solle mir Brot dafür kaufen, und wenn Vaters Geld kam, ging ich zum Schwarzmarkt, kaufte mir ein ganzes Zwei- oder Dreipfundbrot, frisch aus der Bäckerei, setzte mich damit auf eine Bank oder irgendwo in die Trümmer, brach das Brot in der Mitte durch und aß es mit meinen schmutzigen Händen, indem ich Stücke davon abriss und in den Mund steckte; manchmal dampfte es noch, war innen ganz warm, und ich hatte für Augenblicke das Gefühl, ein lebendes Wesen in den Händen zu haben, es zu zerreißen, und ich dachte an den Mann, der uns den Vortrag über die Nordpolexpedition gehalten und uns erzählt hatte, dass sie lebende Fische zerrissen und roh verschlungen hatten. Oft wickelte ich einen Teil des Brotes in Zeitungspapier, steckte es in meine Werkzeugtasche, aber wenn ich dann hundert Schritte gegangen war, blieb ich stehen, packte es wieder aus und verschlang den Rest auf der Straße stehend. Wenn es ein Dreipfundbrot gewesen war, war ich so satt, dass ich im Lehrlingsheim mein Abendbrot an einen anderen abtrat und mich gleich ins Bett legte; und ich lag, in meine Decken gewickelt, allein oben im Schlafsaal, den Magen voll süßen, frischen Brotes, fast stumpfsinnig vor Sättigung. Es war dann acht Uhr abends, und ich hatte elf Stunden Schlaf vor mir, denn auch Schlaf konnte ich nicht genug kriegen.
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>>>>>>>>>>>(Heinrich Böll, »Das Brot der frühen Jahre«)
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>>>>>>>>>>Wäre der Hinweis auf den Autor ausgeblieben, ich hätte glatt unterschreiben wollen, daß das ein waschechter Höflich ist.
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>>>>>>>>>>"Ich war brotsüchtig, wie man morphiumsüchtig ist. Ich hatte Angst vor mir selbst, und immer dachte ich an den Mann, der einmal im Lehrlingsheim einen Lichtbildervortrag über eine Nordpolexpedition gehalten und uns erzählt hatte, dass sie frischgefangene Fische lebend zerrissen und roh verschlungen hätten. Noch jetzt oft, wenn ich mein Geld abgeholt habe und dann mit den Scheinen und Münzen in der Tasche durch die Stadt gehe, überkommt mich die Erinnerung an die wölfische Angst jener Tage, und ich kaufe Brot, wie es frisch in den Fenstern der Bäckereien liegt: Zwei kaufe ich, die mir besonders schön erscheinen, dann im nächsten Laden wieder eins, und kleine braune knusprige Brötchen, viel zu viele [...]"
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>>>>>>>>>Auch im Blaster scheint die Erkenntnis angekommen zu sein, daß Brötchen ein schier unbezahlbarer Luxus zu werden im Begriff sind.
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>>>>>>>>Ach komm, hör doch auf mit der Scheiße. Du hast 2008 schon im Blaster geschrieben, daß wir nun binnen Monaten alle den Bach runtergehen, in die Anarchie verfallen, uns wegen einer Ration Kartoffeln uns die Köpfe einschlagen werden – und? Was? Wo? Ich seh' nix davon! Ich könnt' die Wut kriegen, wenn ich das lese. Und zwar, weil es die selbe Leier ist, die mein alter Herr seit ich denken kann predigt: Alles werde noch schlimm enden, »dieser Staat« werde, er könne gar nicht anders als, krachen gehen, und zwar gewaltig. Ja wann denn, bitteschön? Immer sind es »nur noch wenige Jahre«, seit mindestens 20 Jahren. Und die Benzinpreise zieht er als Indikator heran. Die Benzinpreise! Und den Euro. Jaaa, der Euro, der hat uns ja alle sooo arm gemacht. Klar, wir fahren jetzt Zweit- und Drittwagen und wohnen im Wohneigentum und fahren dreimal im Jahr in den Urlaub und weiß der Geier (im Gegensatz zu früher, wo ja angeblich alles besser war – da hatten wir ein Auto aus Pappe und eine Wohnung mit Brikettfeuerung!). Aber heute, da wird man beim Bäcker ja ausgenommen. Und dann rechner er mir die Brötchenpreise in D-Mark vor. Skandalös wäre das. Fast 'ne Mark! Für ein Brötchen! Ja und? Du kannst's Dir doch trotzdem kaufen.
>>>>>>>>Schon mal was von der Kaufkraft der Lohnminute gehört? In den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts mußte der Durchschnittsbürger für ein Brot 1,5 Stunden arbeiten. Heute sind es acht Minuten oder sowas. Wir schwimmen in billigen Lebensmitteln. Lebensmittel sind hochwertig. Und nirgens auf der Welt so billig wie in Deutschland – gemessen am Einkommen. Aber klar, _BALD_ (in wenigen Monaten schon) geht alles krachen. Sicher.
>>>>>>>>Ich kann ja nix dafür, daß Du so verbittert bist, Alterchen Leiche, Du hast ja auch eine derbe Geschichte mit Deiner Gesundheit hinter Dir, um die ich Dich nicht beneide. Aber es reicht, wenn Du Deinen Pessimismus, um den ich Dich ebenfalls nicht beneide, hier einmal weniger kundtust. Inzwischen dürfte jeder hier kapiert haben, daß es nur Deine kleine, sadistische Sehnsucht ist, all die anderen endlich scheitern und damit Deinem Schicksal folgen zu sehen. Du kannst das hier tagtäglich einfordern – ich glaub' trotzdem nicht dran.
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>>>>>>>Also – ich glaube nicht, daß ich diese Meinung erst seit 2008 kundtue: das müsste schon seit 2004 gewesen sein. Damals sind mir nämlich anlässlich des von mir viel zitierten Boches: »Geld, Gold und Gottspieler« von Roland Baader (keine Verwandtschaft mit Andreas ... oder doch ?) die Tomaten zentnerweise von den Augen geflogen. Das Büchlein ist wohlfeil als TB zu haben – zieh's Dir mal durch ! Dein Papi und ich haben recht, steht da drinnen. Und nicht nur Papi und ich sagen das, sondern eine ganze nationalökonomische Schule – früher nannte man sie (und sie sich selbst) »neoliberal«. In unserem sozialfaschistischen Wertesystem ist aber »neoliberal« schon einer, der nicht laut genug danach brüllt, von Frauen, Schwulen, Türken und Negern den Maiskolben in den Arsch gerammt zu bekommen – weswegen man heutezutage lieber den zweiten Ausdruck nimmt für diese Schule: die/the »austrians«, weil ihre Väter Ludig von Mieses und F.A. von Hayek Kakanier waren. Mit letzterem seinem Alterswerk »Mißbrauch und Verfall der Vernunft« (nur noch antiquarisch (sic!) und recht teuer zu haben), hatte ich kurz vor meinem Zusammenbruch grad angefangen – es ist, im Gegensatz zum holzschnittartig polternden Baader, sehr schwere Kost, und im Moment sind mir meine psychischen Malaisen wichtiger. Was ich an intellektueller Kapazität noch habe, brauche ich für C.G. Jung und so Zeuch, aber ich schwaffele wieder ab.
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>>>>>>>Jaja, mein lieber »auch Du mein Sohn Baumhaus« bist Sozialdemokrat vom (möglicherweise vorhandenen) Scheitel bis zur Sohle, und wiederkäuest gläubig die monetaristisch-keynesianische mainstream-Ökonomie des fiat-money und der ja originär sozialdemokratischen Bonzokratie: »es wird schon alles gutgehen«.
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>>>>>>>Ich habe uns 2007/2008 schon am Rande des big-bang gesehen – das war zu früh gebrüllt, ich gebe es zu. Damals war es ja schließlich nur eine Großbank, die über'n Jordan gegangen ist. Heute geht ein bischen mehr über die Wupper: Griechenland, Portugal und Spanien sind schon pleite, Italien und Frankreich stehen auf der Kippe, der Rating-Ausblick für die EU ist auf negativ gesetzt, und selbst die BRD steht auf der watch-list. Nicht nur die Lebensmittelpreise spielen verrückt, weil die Gier der Manager den Staatsanleihen nicht mehr vertraut, und schon sehr viele lieber mal ein paar 10.000 to Weizen, Soja oder Schweinehälften kaufen, um ein paar Milliarden zu parken, als Anleihen. Auch der Immobilienmarkt schwimmt auf einmal in Geld. Es ist unglaublich, welche Bautätigkeiten selbst in einem gottverschlafenen Kaff wie Hildburghausen sich in diesen Tagen entfalten. Die Inflation ist ja schon da ! Es ist nur noch nicht zu wirklich heftigen Ausschlägen der Verbraucherpreise gekommen, weil die Inflation immer noch über unseren Köpfen in der »Finanzwirtschaft« herumschwabbt. Aber die ersten Spritzer fallen schon auf den Boden, mon chèr, ob Du es sehen willst, oder nicht !
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>>>>>>LOL! Ein Abbonent der KOPP-News. Prost!
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>>>>>'Abonnent', verdammt.
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>>>>>Außerdem: vor dreißig Jahren hättest du wahrscheinlich das selbe Geschrei um 'die Umwelt' oder 'den Atomtod' veranstaltet. Erklär mir auch bitte mal, inwiefern die bundesdeutsche Wirtschaft sich den 'keynesianismus' auf die Fahnen geschrieben hat? Wenn die Witschaftspolitik in diesem Land an einem nicht interessiert ist, dann sind es Nachfrage und Kaufkraft im Binnenmarkt. Sehr viel Phantasie hier im Spiel, aber das hält bekanntlich jung...
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>>>>Ich habe das oft genug getan, und man wirft mir oft genug vor, mich zu wiederholen. In dem v.g. Buche von Roland Baader steht alles drin – haargenauer als ich es könnte, und viel schöner. Ich zweifele indessen, ob die reine Lektüre wirklich etwas nützt bei so jemandem wie Dir oder Baumhaus, Bobby etc.
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>>>>Es wird nur etwas geglaubt, was dem eigenen Denkstil entspricht. Was nicht in dieses Muster passt, wird abgetan – »irgendwie«.
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>>>Das sagt genau der Richtige, will ich meinen. Jede Form von Diskussion Herrn Leiche wird ja abgetan mit süffisanten Verweisen auf irgendwelche Literatur. Auch hier wieder die Parallele mit meinem alten Herrn: Lies mal daunddort nach. Derundjener hat das schon Anno dreiundfuffzig gesagt.
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>>>>Ausserhalb der formalen Logik kann man eben nichts beweisen, sondern nur argumentieren, und eine These erlangt nur dann Approbation, wenn sie sich als zweckmässig herausstellt – und dann auch nicht über die konkrete historische Situation hinaus.
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>>>>Aber auch das vorstehende ist ein gewisser Denkstil, der über seinen Schatten kaum zu springen vermag. Viele glauben an »historische Wahrheit«(-en) , halten Begriffe wie Staat, Eigentum, Sex oder Pfandflasche für präzise genug, um darauf Weltbilder aufzubauen, die dann als Rechtfertigung zum Massenmord dienen.
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>>>>Solange man nicht zum philosophischen Pragmatismus gefunden hat, sondern in existenzialistischen oder erkenntnistheoretischen Konstrukten herumwühlt, bleibt man eben in dunkeler Nacht.
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>>>>Prost !
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>>>Cheers!
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>>Zwengs »Diskussionen«:
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>>Irgendwann hat jeder Papa es satt, mit der Frucht seiner Lenden zu »diskutieren« und ich bin im Papa-Alter, wenngleich ich mich der Produktion von Unterhaltsgläubigern wohlweisslich entzogen habe – die Vorstellung, jetzt auch noch zu allem anderen Zorres einen mit anwaltlicher Hilfe um Atzung maunzenden Höflich im Pelz zu haben, gruselt mich noch als Potential ...
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>>"Diskussionen haben nur den Zweck: daß einem die guten Gedanken hinterher einfallen." (Arno Schmidt). Ich glaube nicht mehr an einen »Sinn« von Diskussionen und auch nicht mehr an soetwas wie »Diskurs« zwischen Hegel und Habermas, aus dem sich dann irgendein Optimum heraus ... würgen ? Na irgendwie soll da was sinnvolles bei unten rauskommen. Einen solchen Diskurs gibt es nicht. Diskussionen gibt es – aber nur dann, sofern alle Teilnehmer übereinstimmende Interessen haben, zumindest eine große Schnittmenge von übereinstimmenden Interessen. Das ist zB der Fall, wenn eine Diebesbande beratschlagt, auf welchem Weg sie zur Beute kommen oder mit derselben fliehen soll. Das ist nicht der Fall in Internet-Foren, Seminarräumen oder Wohnzimmern. Söhnchen opponiert aus Prinzip, Papa will erziehen – Herr und rebellischer Sklave – »Revolutionslage«. Seminarteilnehmer wollen sich untereinander um die Gunst des Seminarleiters ausstechen, gegebenfalls die Grundlage für ein erfolgreiches Ins-Bett-quatschen eines Blaustrumpfes legen und in Internetforen geht es ums Recht-haben in Reinkultur. Man »diskutiert« nicht im Sinne eines freien Spiels von Argumenten, man betreibt Rhetorik, so wie Anwälte vor Gericht, Redner vor Parlamenten und sonstigen Gremien. Es geht nicht nur um Argumente, sondern auch Fraktionen, Allianzen, Koalitionen. Die Argumente schweben nicht frei im Raum, sie sind Schachfiguren, Batallione, die von irgendeinem Feldherrenhügel aus mehr oder weniger geschickt übers Spielfeld gezogen werden.
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>Schöne Beschreibung!
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>Möglich, daß das alles nur so eine Generationen-Geschichte ist. Jung vs. Alt. Jede Generation macht ihre ganz eigenen Erfahrungen. Und vielleicht sind Leute, die im kalten Krieg großgeworden sind und die entsprechende geistige Veranlagung haben, von einem beißenden Kulturpessimismus, wenn nicht gar -zynismus gar nicht wegzubekommen. Sei's drum. Das bereichert die kuriose Gesellschaft der Blaster-Insassen um eine weitere Facette.
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>>Dieses Spieles, daß ich au fond studiert, und 15 Jahre meines Lebens mit höchster Professionalität gespielt habe, bin ich müde.
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Zwengs »Kalter Krieg«:

Das ist viiiiel komplexah ! Der kalte Krieg war die Zeit der Großen Freiheit Nr. 7 – zumindest in der BRD. Als Schaufenster Richtung Zoffjetzone war man auf Liberalität und Toleranz geeicht gewesen, und eine sehr selbstbewußte Justiz hat den Rest des Staates immer weiter in die Ecke gescheucht. Die Bombe hat einen herrlichen Frieden beschert: Vietnam, Afghanistan, und die Juden, die alle 10 Jahre die Arabs verdroschen haben – sonst herrschte Ruhe: »How i stopped worrying and learned to love the bomb!« Ich liebte sie und wünsche mir den kalten Krieg schon lange wieder zurück. Ich will den Großen und den Kleinen Ehrich wiederhaben, das MfS mit der HV-Aufklärung und Andrej Gromyko als russischen Aussenminister ! Ich für meinen Teil war damals sehr optimistisch gewesen, und um die galoppierende Staatsverschuldung hatte ich mir auch keine Gedanken gemacht. Der Geist Helmut Schmidts schwebte über den Wassern, und die BRD hatte gerade ihren Krieg gegen die RAF gewonnen, und das bischen Arbeitslosigkeit, das würde man doch wohl in ein paar Jahren in den Griff bekommen, oder ? Pustekuchen ! Pfeiffendeckel !