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Mitteilung von Höflich (24.11.2012 00:31:19):
>>>>>>>>>>>>>>>>baumhaus über »Brotkasten«

>>>>>>>>>>>>>>>>[zum Original-Text]
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>>>>>>>>>>>>>>>>> Mir das erste Mal seit Jahren wieder ein Brot gekauft. Ein Brot. Ich hatte tatsächlich Heißhunger auf Brot!
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>>>>>>>>>>>>>>>>Öhm, du erweiterst deinen Speiseplan? Haferflocken genügen dir wohl nicht mehr, was? tststs...
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>>>>>>>>>>>>>>>>:-)
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>>>>>>>>>>>>>>>Nun ja, es ist tatsächlich ein Genußerlebnis sondergleichen. Dieses selbsterstandene frische Brot. Wahrscheinlich liegt das an diesem häßlichen, feuchtkalten Novemberwetter. Da wird man gefräßig.
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>>>>>>>>>>>>>>Schon das Wort „preiswert" genügte, um mich ihn, den ich keineswegs als hassenswert in Erinnerung hatte, hassen zu machen, denn ich hasse das Wort „preiswert". Auch mein Vater weiß von Zeiten zu erzählen, in denen ein Pfund Butter eine Mark, ein möbliertes Zimmer mit Frühstück zehn Mark kostete, Zeiten, in denen man mit dreißig Pfennigen in der Tasche mit einem Mädchen tanzen gehen konnte, und im Zusammenhang mit Erzählungen aus diesen Zeiten wird das Wort „preiswert" immer mit einem anklagenden Unterton ausgesprochen, als sei der, dem's erzählt wird, schuld daran, dass die Butter jetzt das Vierfache kostet. Ich habe den Preis für alle Dinge erfahren müssen — weil ich ihn nie zahlen konnte —, als ich als sechzehnjähriger Lehrling allein in die Stadt kam: der Hunger lehrte mich die Preise; der Gedanke an frischgebackenes Brot machte mich ganz dumm im Kopf, und ich streifte oft abends stundenlang durch die Stadt und dachte nichts anderes als: Brot. Meine Augen brannten, meine Knie waren schwach, und ich spürte, dass etwas Wölfisches in mir war: Brot. Ich war brotsüchtig, wie man morphiumsüchtig ist. Ich hatte Angst vor mir selbst, und immer dachte ich an den Mann, der einmal im Lehrlingsheim einen Lichtbildervortrag über eine Nordpolexpedition gehalten und uns erzählt hatte, dass sie frischgefangene Fische lebend zerrissen und roh verschlungen hätten. Noch jetzt oft, wenn ich mein Geld abgeholt habe und dann mit den Scheinen und Münzen in der Tasche durch die Stadt gehe, überkommt mich die Erinnerung an die wölfische Angst jener Tage, und ich kaufe Brot, wie es frisch in den Fenstern der Bäckereien liegt: Zwei kaufe ich, die mir besonders schön erscheinen, dann im nächsten Laden wieder eins, und kleine braune knusprige Brötchen, viel zu viele, die ich dann später meiner Wirtin in die Küche lege, weil ich nicht den vierten Teil des gekauften Brotes essen kann und mich der Gedanke, das Brot könne verderben, mit Angst erfüllt.
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>>>>>>>>>>>>>>[...]
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>>>>>>>>>>>>>>Seit damals hasse ich das Wort „preiswert", weil ich es immer aus dem Munde meines Meisters hörte: Wickweber war wohl das, was man einen rechtschaffenen Mann nennt, er war tüchtig, verstand sein Handwerk, war auf seine Weise sogar gutmütig. Ich war noch nicht ganz sechzehn, als ich zu ihm in die Lehre kam. Er hatte damals zwei Gehilfen und vier Lehrlinge, außerdem einen Meister, der aber war meistens in der kleinen Fabrik, die Wickweber damals gerade anfing. Stattlich war Wickweber, gesund und fröhlich, und nicht einmal seine Frömmigkeit entbehrte dersympathischen Züge. Anfangs mochte ich ihn einfach nicht, aber zwei Monate später hasste ich ihn nur um der Gerüche willen, die aus seiner Küche kamen: es roch nach Dingen, die ich noch nie geschmeckt hatte: nach frisch gebackenem Kuchen, nach Braten und heißem Schmalz, und dieses Vieh, das in meinen Eingeweiden wühlte, der Hunger — für ihn waren diese Gerüche unerträglich: er bäumte sich auf, sauer und heiß stieß es in mir auf, und ich fing an, Wickweber zu hassen, weil ich mit zwei Scheiben Brot, die mit roter Marmelade zusammengeklebt waren, morgens zur Arbeit fuhr, und mit einem Kochgeschirr voll kalter Suppe, die ich mir auf irgendeiner Baustelle hätte wärmen sollen, die ich aber meistens schon auf dem Wege zur Arbeit verschlang. Wenn ich dann zur Arbeit kam, klapperte das leere Kochgeschirr in meiner Werkzeugtasche, und ich rechnete damit, dass irgendeine Kundin mir Brot, einen Teller Suppe oder sonst etwas Essbares geben würde. Meistens bekam ich etwas. Ich war damals scheu, sehr still, ein großer und schmaler Bengel, und niemand schien etwas zu wissen, etwas zu spüren von dem Wolf, der in mir hauste. Einmal hörte ich eine Frau, die nicht wusste, dass ich ihr zuhörte, von mir sprechen; sie sprach lobend von mir und sagte zum Schluss: „Er sieht so vornehm aus." Schön, dachte ich damals, du siehst also vornehm aus, und ich fing an, mich eingehender im Spiegel zu betrachten, der im Waschraum des Lehrlingsheimes hing: ich betrachtete mein blasses, längliches Gesicht, schob die Lippen vor und wieder zurück und dachte: so sieht man also aus, wenn man vornehm aussieht. Und ich sagte laut zu meinem eigenen Gesicht dort im Spiegel: „Ich möchte etwas zu fressen haben ..."
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>>>>>>>>>>>>>>Damals schrieb Vater immer, er würde einmal kommen,um zu sehen, wie ich lebe; aber er ist nicht gekommen. Wenn ich zu Hause war, fragte er mich, wie es in der Stadt sei, und ich musste ihm vom Schwarzmarkt erzählen, vom Lehrlingsheim, von meiner Arbeit, und er schüttelte hilflos den Kopf, und wenn ich von meinem Hunger sprach — ich sprach nicht oft davon, aber manchmal entschlüpfte es mir —, dann lief Vater in die Küche und holte alles, was an Essbarem da war: Äpfel, Brot, Margarine, und manchmal stellte er sich hin und schnitt kalte Kartoffeln in die Pfanne, um mir Bratkartoffeln zu machen; einmal kam er hilflos mit einem Kopf Rotkohl aus der Küche und sagte: „Das ist alles, was ich finden kann — ich glaube, man kann Salat daraus machen —", aber niemals schmeckte mir dann etwas. Ich hatte das Gefühl, ein Unrecht begangen oder mich falsch ausgedrückt, die Zustände in der Stadt auf eine Weise geschildert zu haben, die nicht der Wahrheit entsprach. Ich nannte ihm auch die Preise für Brot, für Butter und für Kohlen — und er erschrak jedesmal, schien es aber auch jedesmal wieder zu vergessen, doch er schickte mir manchmal Geld und schrieb, ich solle mir Brot dafür kaufen, und wenn Vaters Geld kam, ging ich zum Schwarzmarkt, kaufte mir ein ganzes Zwei- oder Dreipfundbrot, frisch aus der Bäckerei, setzte mich damit auf eine Bank oder irgendwo in die Trümmer, brach das Brot in der Mitte durch und aß es mit meinen schmutzigen Händen, indem ich Stücke davon abriss und in den Mund steckte; manchmal dampfte es noch, war innen ganz warm, und ich hatte für Augenblicke das Gefühl, ein lebendes Wesen in den Händen zu haben, es zu zerreißen, und ich dachte an den Mann, der uns den Vortrag über die Nordpolexpedition gehalten und uns erzählt hatte, dass sie lebende Fische zerrissen und roh verschlungen hatten. Oft wickelte ich einen Teil des Brotes in Zeitungspapier, steckte es in meine Werkzeugtasche, aber wenn ich dann hundert Schritte gegangen war, blieb ich stehen, packte es wieder aus und verschlang den Rest auf der Straße stehend. Wenn es ein Dreipfundbrot gewesen war, war ich so satt, dass ich im Lehrlingsheim mein Abendbrot an einen anderen abtrat und mich gleich ins Bett legte; und ich lag, in meine Decken gewickelt, allein oben im Schlafsaal, den Magen voll süßen, frischen Brotes, fast stumpfsinnig vor Sättigung. Es war dann acht Uhr abends, und ich hatte elf Stunden Schlaf vor mir, denn auch Schlaf konnte ich nicht genug kriegen.
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>>>>>>>>>>>>>>(Heinrich Böll, »Das Brot der frühen Jahre«)
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>>>>>>>>>>>>>Wäre der Hinweis auf den Autor ausgeblieben, ich hätte glatt unterschreiben wollen, daß das ein waschechter Höflich ist.
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>>>>>>>>>>>>>"Ich war brotsüchtig, wie man morphiumsüchtig ist. Ich hatte Angst vor mir selbst, und immer dachte ich an den Mann, der einmal im Lehrlingsheim einen Lichtbildervortrag über eine Nordpolexpedition gehalten und uns erzählt hatte, dass sie frischgefangene Fische lebend zerrissen und roh verschlungen hätten. Noch jetzt oft, wenn ich mein Geld abgeholt habe und dann mit den Scheinen und Münzen in der Tasche durch die Stadt gehe, überkommt mich die Erinnerung an die wölfische Angst jener Tage, und ich kaufe Brot, wie es frisch in den Fenstern der Bäckereien liegt: Zwei kaufe ich, die mir besonders schön erscheinen, dann im nächsten Laden wieder eins, und kleine braune knusprige Brötchen, viel zu viele [...]"
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>>>>>>>>>>>>Auch im Blaster scheint die Erkenntnis angekommen zu sein, daß Brötchen ein schier unbezahlbarer Luxus zu werden im Begriff sind.
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>>>>>>>>>>>Ach komm, hör doch auf mit der Scheiße. Du hast 2008 schon im Blaster geschrieben, daß wir nun binnen Monaten alle den Bach runtergehen, in die Anarchie verfallen, uns wegen einer Ration Kartoffeln uns die Köpfe einschlagen werden – und? Was? Wo? Ich seh' nix davon! Ich könnt' die Wut kriegen, wenn ich das lese. Und zwar, weil es die selbe Leier ist, die mein alter Herr seit ich denken kann predigt: Alles werde noch schlimm enden, »dieser Staat« werde, er könne gar nicht anders als, krachen gehen, und zwar gewaltig. Ja wann denn, bitteschön? Immer sind es »nur noch wenige Jahre«, seit mindestens 20 Jahren. Und die Benzinpreise zieht er als Indikator heran. Die Benzinpreise! Und den Euro. Jaaa, der Euro, der hat uns ja alle sooo arm gemacht. Klar, wir fahren jetzt Zweit- und Drittwagen und wohnen im Wohneigentum und fahren dreimal im Jahr in den Urlaub und weiß der Geier (im Gegensatz zu früher, wo ja angeblich alles besser war – da hatten wir ein Auto aus Pappe und eine Wohnung mit Brikettfeuerung!). Aber heute, da wird man beim Bäcker ja ausgenommen. Und dann rechner er mir die Brötchenpreise in D-Mark vor. Skandalös wäre das. Fast 'ne Mark! Für ein Brötchen! Ja und? Du kannst's Dir doch trotzdem kaufen.
>>>>>>>>>>>Schon mal was von der Kaufkraft der Lohnminute gehört? In den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts mußte der Durchschnittsbürger für ein Brot 1,5 Stunden arbeiten. Heute sind es acht Minuten oder sowas. Wir schwimmen in billigen Lebensmitteln. Lebensmittel sind hochwertig. Und nirgens auf der Welt so billig wie in Deutschland – gemessen am Einkommen. Aber klar, _BALD_ (in wenigen Monaten schon) geht alles krachen. Sicher.
>>>>>>>>>>>Ich kann ja nix dafür, daß Du so verbittert bist, Alterchen Leiche, Du hast ja auch eine derbe Geschichte mit Deiner Gesundheit hinter Dir, um die ich Dich nicht beneide. Aber es reicht, wenn Du Deinen Pessimismus, um den ich Dich ebenfalls nicht beneide, hier einmal weniger kundtust. Inzwischen dürfte jeder hier kapiert haben, daß es nur Deine kleine, sadistische Sehnsucht ist, all die anderen endlich scheitern und damit Deinem Schicksal folgen zu sehen. Du kannst das hier tagtäglich einfordern – ich glaub' trotzdem nicht dran.
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>>>>>>>>>>Also – ich glaube nicht, daß ich diese Meinung erst seit 2008 kundtue: das müsste schon seit 2004 gewesen sein. Damals sind mir nämlich anlässlich des von mir viel zitierten Boches: »Geld, Gold und Gottspieler« von Roland Baader (keine Verwandtschaft mit Andreas ... oder doch ?) die Tomaten zentnerweise von den Augen geflogen. Das Büchlein ist wohlfeil als TB zu haben – zieh's Dir mal durch ! Dein Papi und ich haben recht, steht da drinnen. Und nicht nur Papi und ich sagen das, sondern eine ganze nationalökonomische Schule – früher nannte man sie (und sie sich selbst) »neoliberal«. In unserem sozialfaschistischen Wertesystem ist aber »neoliberal« schon einer, der nicht laut genug danach brüllt, von Frauen, Schwulen, Türken und Negern den Maiskolben in den Arsch gerammt zu bekommen – weswegen man heutezutage lieber den zweiten Ausdruck nimmt für diese Schule: die/the »austrians«, weil ihre Väter Ludig von Mieses und F.A. von Hayek Kakanier waren. Mit letzterem seinem Alterswerk »Mißbrauch und Verfall der Vernunft« (nur noch antiquarisch (sic!) und recht teuer zu haben), hatte ich kurz vor meinem Zusammenbruch grad angefangen – es ist, im Gegensatz zum holzschnittartig polternden Baader, sehr schwere Kost, und im Moment sind mir meine psychischen Malaisen wichtiger. Was ich an intellektueller Kapazität noch habe, brauche ich für C.G. Jung und so Zeuch, aber ich schwaffele wieder ab.
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>>>>>>>>>>Jaja, mein lieber »auch Du mein Sohn Baumhaus« bist Sozialdemokrat vom (möglicherweise vorhandenen) Scheitel bis zur Sohle, und wiederkäuest gläubig die monetaristisch-keynesianische mainstream-Ökonomie des fiat-money und der ja originär sozialdemokratischen Bonzokratie: »es wird schon alles gutgehen«.
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>>>>>>>>>>Ich habe uns 2007/2008 schon am Rande des big-bang gesehen – das war zu früh gebrüllt, ich gebe es zu. Damals war es ja schließlich nur eine Großbank, die über'n Jordan gegangen ist. Heute geht ein bischen mehr über die Wupper: Griechenland, Portugal und Spanien sind schon pleite, Italien und Frankreich stehen auf der Kippe, der Rating-Ausblick für die EU ist auf negativ gesetzt, und selbst die BRD steht auf der watch-list. Nicht nur die Lebensmittelpreise spielen verrückt, weil die Gier der Manager den Staatsanleihen nicht mehr vertraut, und schon sehr viele lieber mal ein paar 10.000 to Weizen, Soja oder Schweinehälften kaufen, um ein paar Milliarden zu parken, als Anleihen. Auch der Immobilienmarkt schwimmt auf einmal in Geld. Es ist unglaublich, welche Bautätigkeiten selbst in einem gottverschlafenen Kaff wie Hildburghausen sich in diesen Tagen entfalten. Die Inflation ist ja schon da ! Es ist nur noch nicht zu wirklich heftigen Ausschlägen der Verbraucherpreise gekommen, weil die Inflation immer noch über unseren Köpfen in der »Finanzwirtschaft« herumschwabbt. Aber die ersten Spritzer fallen schon auf den Boden, mon chèr, ob Du es sehen willst, oder nicht !
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>>>>>>>>>LOL! Ein Abbonent der KOPP-News. Prost!
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>>>>>>>>'Abonnent', verdammt.
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>>>>>>>>Außerdem: vor dreißig Jahren hättest du wahrscheinlich das selbe Geschrei um 'die Umwelt' oder 'den Atomtod' veranstaltet. Erklär mir auch bitte mal, inwiefern die bundesdeutsche Wirtschaft sich den 'keynesianismus' auf die Fahnen geschrieben hat? Wenn die Witschaftspolitik in diesem Land an einem nicht interessiert ist, dann sind es Nachfrage und Kaufkraft im Binnenmarkt. Sehr viel Phantasie hier im Spiel, aber das hält bekanntlich jung...
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>>>>>>>Ich habe das oft genug getan, und man wirft mir oft genug vor, mich zu wiederholen. In dem v.g. Buche von Roland Baader steht alles drin – haargenauer als ich es könnte, und viel schöner.
>>>>>>Ich zweifele indessen, ob die reine Lektüre wirklich etwas nützt bei so jemandem wie Dir oder Baumhaus, Bobby etc.
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>>>>>>Aha. da steht also alles drin. Und nehmen wir nur mal den höchlich unwahrscheinlichen Fall an, dass dieser Baader fehlbar ist, vielleicht, bewahre, »Unrecht« haben könnte?
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>>>>>>http://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Baader
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>>>>>>"Baader, in der Tradition von Friedrich August von Hayek und Ludwig von Mises stehend, warb in seinen Veröffentlichungen für einen Minimalstaat, auch wenn er zugab, dass die Anarchokapitalisten die seiner Meinung nach besseren Argumente hätten."
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>>>>>>Natürlich sagt so einer, dass jeder Staat, der so verantwortungslos ist, überhaupt Steuern zu erheben, dem Untergang geweiht ist.
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>>>>>>Mir könnte es ja egal sein. Dass jede Gebietskörperschaft, die sich über einen »Minimalstaat« organisiert, in Richtung Afghanistan, oder, eben: Griechenland steuert (der größte Teil der Mailaise dort scheint sich ja dadurch ergeben haben, dass es faktisch kein effektives Steuerverwaltungssystem dort gibt...zu wenig, statt zu viel Staat!), scheint von den Anhängern dieser Denkrichtung aber niemand so richtig auf der Pfanne zu haben, oder vielmehr: haben zu wollen.
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>>>>>>Der Großteil der üblichen Argumente dieser Marktradikalen ist so durchschaubar wie dämlich. Wunschdenken, im besten Fall.
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>>>>>>Es ist lustig, dass du weiter unten schreibst:
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>>>>>>'Solange man nicht zum philosophischen Pragmatismus gefunden hat, sondern in existenzialistischen oder erkenntnistheoretischen Konstrukten herumwühlt, bleibt man eben in dunkeler Nacht.'
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>>>>>>Ganz abgesehen davon, dass der Begriff vom 'existenzialistisches Konstrukt' dass vollkommene Gegenteil von einem 'erkenntnistheoretischen' nahelegt:
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>>>>>>letztendlich ist doch diese ganze 'neoklassische/neoliberale' Denke nichts anderes
>>>>>>als ein, wenn man so will: 'erkenntnistheoretisches Konstrukt'. Da geht man hin und sagt: 'Der uneigeschränkte und in jeder Hinsicht von regulierendem Einfluß unbeeinträchtigte freie Markt führt zu einem natürlichen Ausgleich aller Interessen.' Oder: 'Jedes Wirtschaftssubjekt handet in seinem Markthandeln von Anfang bis Ende rational'
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>>>>>>Natürlich. Im luftleeren Raum, unter optimalen Bedingungen des wirtschaftswissenschaftlichen Labors. Überall anderswo (= in der 'Wirklichkeit')
>>>>>>hat all dieses Geschwafel den Wert einer Deutschen Reichsmark um 1923
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>>>>>>>Es wird nur etwas geglaubt, was dem eigenen Denkstil entspricht. Was nicht in dieses Muster passt, wird abgetan – »irgendwie«. Ausserhalb der formalen Logik kann man eben nichts beweisen, sondern nur argumentieren, und eine These erlangt nur dann Approbation, wenn sie sich als zweckmässig herausstellt –
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>>>>>>Was genau der Ansatz dieser neoklassischen Wirtschaftsweisen und Ihrer Anhänger ist...
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>>>>>>>und dann auch nicht über die konkrete historische Situation hinaus.
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>>>>>>>Aber auch das vorstehende ist ein gewisser Denkstil, der über seinen Schatten kaum zu springen vermag. Viele glauben an »historische Wahrheit«(-en) , halten Begriffe wie Staat, Eigentum, Sex oder Pfandflasche für präzise genug, um darauf Weltbilder aufzubauen, die dann als Rechtfertigung zum Massenmord dienen.
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>>>>>>>Solange man nicht zum philosophischen Pragmatismus gefunden hat, sondern in existenzialistischen oder erkenntnistheoretischen Konstrukten herumwühlt, bleibt man eben in dunkeler Nacht.
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>>>>>>>Prost !
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>>>>>Gut gesprochen. Zumindest bei mir ist es tatsächlich fraglich ob die Lektüre des Buches von herrn Baader was hilft. Bis eben hatte ich gedacht der ist wohl der Vater von nem RAF Terroristen. Oder so ähnlich.
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>>>>>Aber mich langweilt das philosophische Geschwafel über vermeintliche ideale Staatsformen sowieso. Nur darüber sinnieren und träumen bringt hier eh nicht viel.
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>>>>>Das erinnert mich an das geniale Video vom »Goldschmied Fabian«. Das war auch von Milchmädchen für Milchmädchen.
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>>>>Ach ja der Link
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>>>>https://www.youtube.com/watch?v=sIIC2ZZtdwo
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>>>Das Buch von Baader ist kein »philosophisches Geschwafel über vermeintlich ideale Staatsformen« – der Staat kommt da, typisch neoliberal, 'nur' als Störfaktor der Ökonomie vor – der sie ganz allmählich zugrunde richtet.
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>>>Mein diesbezügliches credo habe ich bereits öferts kundgetan: Ökonomie ist Vernunft. Das Ausmaß der uns erreichbaren Rationalität ist: die Ökonomie. Ausserhalb der Ökonomie gibt es keine Rationalität mehr, höchstens »philosophisches Geschwafel«, Vernünftelei und jonglieren mit Variablen im luftleeren Raum. Die Politik ist hingegen das andere Ende des Spektrums – der Gegenpol, der Begriff des Unvernünftigen und Irrationalen. Dem entspricht die Rolle, die der Mensch für seinesgleichen in der Ökonomie einerseits und der Politik andererseits einimmt. Ökonomisch ist der Mensch dem Menschen der Partner. Politisch gesehen ist der Mensch des Menschen Feind. Den eben das ist die politische Grundentscheidung: einen – meist mehrere – andere als Feind zu definieren: Klassenfeind, Rassenfeind, Klimafeind, Frauenfeind, Glaubensfeind usw.
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>>>Auch wenn es pubertierende Jungs nicht mögen, wenn Papi sagt, lies mal da und da nach:
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>>>Carl Schmidt: Der Begriff des Politischen
>>>Bergfelth: Theorie der Verschwendung – Zur Anti-ökonomie von Georges Bataille.
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>>>Nur der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, daß Ökonomie sich nicht mit dem erschöpft, was in der Zeitung im »Wirtschaftsteil« steht, und Politiker wie Pubertierende meinen, wenn sie »die Wirtschaft« meinen. Mein Begriff der Ökonomie stammt zwar von dort, aber reicht viel weiter:

Das kannst du dem Adolf Hitler erzählen! Dir ist bloß seit Jahren regemlmäßig die Hutschnur hochgegangen, während der Tage des Erstellens der Steuererklärung! Ich kenne das doch, von meinen etlichen Verwandten in den ganzen 'freien Berufen'! Die denken sich dann halt: 'hm, Krankenversicherung muss ich eh privat bezahlen, in die Verlegenheit, Arbeitslosengeld oder gar AlkII beziehen zu müssen, werde ich nach Maßgabe der Dinge eh nie kommen, der Staat legt mir nur Hindernisse in den Weg!' Die denken dann daran, dass das Ferienhaus in Italien des Bekannten vom Studium damals so viel schöner ist als das eigene, für das man womöglich noch einen Kredit bedienen muss, der andere womöglich den Oberklassewagen alle 3 und nicht nur alle fünf Jahre wechselt, der Nachbar womöglich schon wieder einen Anbau an sein Haus genehmigt bekommen hat, mutmaßlich nur weil er jemand aus dem Stadtrat kennt etc etc. Letztendlich ist es doch nur die Langeweile, welche all diese, all euch Leute auf die Palme bringt.

Nicht dass ich sagen will, dass mein eigenes Leben als Niedriglohnkasper und heftiger Quartalssäufer besonders abwechslungsreich wäre... aber tauschen möchte ich, komischerweise, mit niemanden von denen. Ist es besser, anstatt als niedergelassener Arzt im Eigenheim mit 2 blödigen Kindern und der depressiven Ehefrau zu sitzen und jeden Abend auf die Krankenkassen und die Kassenpatienten zu schimpfen, also ist es stattdessen besser, bar jeden Kredits, von einer Katastrophe in die nächste zu stolpern? Besser ist es wohl nicht, aufregender sicherlich, auf eine Art allerdings, die vielleicht nicht jedermanns Vorstellung von 'Spaß', also eigentlich rundum gar nicht erstrebenswert ist (beispielsweise ab und an, weil man einen epileptischen Anfall bekommt z.B., per – mehr oder weniger – Blaulicht ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, um dann da mitten unter Schlägern ohne Geldbörse, Telefon und Hausschlüssel aufzuwachen). Ein Abflachen des Charakters ist wohl irgendwie in beiden Lebensentwürfen die unvermeidliche Folge. Tatsächlich ist es nämlich natürlich dann doch irgendwo so, dass sich beide Lebensentwürfe irgendwo in der Mitte treffen, also, wenn man annimmt, dass die Mitte der Welt – zumindest für den Menschen – der Mensch ist, im Menschlichen. Bestes Beispiel und ein Augenöffner war für mich seit meiner letzten 'Einfuhr' im Mai dieser Junkie-Grieche. Ein 'gemeiner' Typ in jeder Hinsicht des Begriffs. Die Überschrift über sein Leben hat der meiner Meinung nach in einer dieser bescheuerten Gruppensitzungen in der qualifizierten Entgiftung treffend geliefert: 'dachte früher, ich hätte mit 25 eine Frau mit dicken Titten und einen fetten Benz... höhö. Ist scheiße, wa. War nichsch' man...' Da habe ich die Glocken läuten hören. Nur Monate vorher hat mir mein mittlerweile in die Senilität abdriftender Vater von seinem verbleibenden älteren Bruder erzählt, der wohl zeitlebens, wie seine beiden Brüder (darunter natürlich auch mein 'Oller'. Mit einem gewissen Ekel habe ich bei der Ansicht diverser alter Fotoalben feststellen müssen, dass meine 'Alte' so Anfang der siebziger sehr Richtung der sprichwörtlichen Sophia Loren unterwegs war. Seit den späten achtzigern sitzt die jetzt in ihrem riesigen Haus, liest Selbsthilfeliteratur, wirft sich Schüssler-Salze ein, lebt streng nach einer 'zöliakischen' Diät und west vor allem in einem so hohen Grade des Wahnsinns vor sich hin, wie man nur in ihm hinwesen kann, wenn man noch nicht die Grenze zur Unzurechnungsfähigkeit überschritten hat, aber sich langsam an diese herantastet. Zwischendurch wirft sie immer mal ein Paar Mieter ihrer ausgedehnten, ererbten Immobilien auf die Straße...) denselben Zielvorstellungen hinterhergehangen ist. Nur mit dem Unterschied, dass der eben Notar war, das alles hatte, das letzte Auto aber mittlerweile auch schon nicht mehr ganz neu und die zweite Frau mit den dicken Titten auch schon ein paar Jahre tot ist. 'back to square one'. Wo lag der Unterschied? Dass der (der Notar) wohl mit 16 oder so im Mittelfränkischen nicht an Heroin rankam, mag ein Faktor gewesen sein, dass dessen Eltern steinreich waren, wohl ein anderer. Ansonsten sind das absolut kongruente 'Wollungen' mit wohl recht verschiedenen Endergebnissen. Das Ziel ist der Weg, und wenn dieses Ziel nur das Ende des Lebens wäre, es würde mich nicht so schaudern. Aber nein, alles ist viel finsterer. Die Nenner sind Schicksal und Dummheit, Bosheit, Rohheit, Egoismus, der ganze Scheiß. Kotzen könnte ich, BLUT KOTZEN!!! Ich will saufen heute, und ich werde saufen. Prost. Säufer soit qui Suffleben pense. Abfuck.


>in eine Ökonomie der Körperlichkeit, des In-der-Welt-seins, der Sexualität, der Liebe. Öko-nomos ! Ihr dürft wieder mal blättern ! Nomos – das heißt: nehmen, weiden, teilen (Carl Schmidt: Der Nomos der Erde). Und »öko« ist nicht nur der Bioladen oder der Krötenpfuhl neben dem Zubringer zur Autobahn.
>>
>>Das Öko kommt vom griechischen Oikos: der Herd. Ökonomie ist das, was früher die Hausfrau gemacht hat.
>
>Ich bin mal wieder – genauso wie Du, mein Sohn Brutus – zum nachschlagen zu faul, und wenn es stimmt, sei Dir die Zunge herausgestreckt: Du kleiner Chauvi, Duh !