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Mitteilung von Christine (28.12.2012 11:05:17):
>>>>>>>>>>Die Leiche über »Europa«

>>>>>>>>>>[zum Original-Text]
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>>>>>>>>>>> »Es bedarf keines langatmigen Beweises, um darzutun, daß eine europäische Solidarität zwar gewisse Verzichte der daran beteiligten Staaten mit sich bringen, zugleich aber eine ungeahnte Blüte wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Art unseres Kontinentes herbeiführen wird.«
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>>>>>>>>>>> Joseph Goebbels, am 11.11. (!) 1942, zitiert nach ders. »Der steile Aufstieg – Reden und Aufsätze aus den Jahren 1942/43« München, Zentralverlag der NSDAP, 1944, S. 65.
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>>>>>>>>>>> Ich vermute die Erstveröffentlichung in der Zeitschrift »Das Reich«.
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>>>>>>>>>>> Woraus man übrigens ersehen kann: diese ganze EU ist einfach nur faschistisch !
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>>>>>>>>>Hast du das gegoogelt?
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>>>>>>>>Nö – erbeutelt. Ich besitze »Der steile Aufstieg« – ich weiß garnicht mehr, wo oder bei welcher Gelegenheit ich den Band abgegriffen habe. Aber er ist hochgradig interessant, enthält zum Beispiel die berühmte Sportpalastrede (»Wollt Ihr den totalen Krieg?«) sozusagen im directors cut. Meine gegenwärtige Nachttischlektüre.
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>>>>>>>Tut dir das gut? Ich würde mich auf Angenehmeres konzentrieren. Grad vorm Einschlafen.
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>>>>>>Ich finds ja auch ziemlich pervers, im Bett vorm Einschlafen Goebbels zu lesen – neben der »Wand«, die ich mir aus gegebenem Anlass nochmal vorgenommen habe.
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>>>>>>Faschismus, III. Reich, II. Weltkrieg – das ist mein Steckenpferd. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Thematik, gewissermaßen zuhause.
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>>>>>>Mein Vater war als FDJ-ler bei der Flak gewesen, und seine Beteiligung am Krieg war das Trauma seines Lebens – verständlicherweise. Das war auch zuhause immer Thema gewesen.
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>>>>>>Tja – und dann gabs diese doofen Geschichten, die man uns in der EOS so erzählt hat: das die Nazis alles Idioten und Verbrecher gewesen wären, und das dieser Irrsinn niemals hätte gut gehen können, und das alles so hat kommen müssen, wie es dann gekommen ist, und der geistige und moralische Führer der BRD, Gen. Helmut Kohl, hat ja damals auch die »Bdroffnhayd« als Motto der 80er Jahre ausgegeben ... das hat mir alles gestunken, das hab ich nicht gelaubt. Ebensowenig, wie das Bild vom Führer, daß man so vermittelt: seine Dämonisierung. »Bruder Eichmann« hat mich damals tief beeindruckt, und ich würde heute bedenkenlos sagen: »Bruder Hitler« – wenn der Mann nicht genial gewesen wäre, wovon ich weit entfernt bin, Lichtjahre entfernt.
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>>>>>>Tja ... dann fängt man halt so an, zu lesen und zu lesen und zu lesen ... kennse ja vielleicht, sowas ?
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>>>>>Ich hab mal so 2003 hier bei ein paar WGs vorgesprochen. Bei der einen war das so ein Ami, der sogar in der Küche lauter einschlägige Literatur hatte, Kershaw, Hitlerbiographie und so. Er hat dann so, radebrechend, gemeint, er interessiere sich eben sehr für den Nationalsozialismus. Ich nur so: 'okay...'. Nachdem ich aus der Wohnung raus war, war meine erste Amtshandlung gewesen, den Zettel mit der Telefonnummer in einen Gulli zu werfen.
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>>>>>Das ganze Zeug ist so dermaßen schrecklich... ich habe auch in meinem Geschichtsstudium immer einen großen Bogen um die einschlägigen Seminare gemacht (schon weil die immer so überlaufen waren, dass man auch nur kaum einen Stehplatz bekommen hat... man hätte sich da querlegen müssen!) Diese ganze Scheisse ist so unglaublich deprimierend, es ist unglaublich. Allein wo ich dann doch mal ein praktikum im Bundesarchiv gemacht habe, 'Polizeidienststellen im besetzten Europa', ich musste/sollte zuerst eigentlich nur Inhaltsverzeichnisse an einem antiquerten 486er erstellen, ich habe jeden Tag übelst abgekotzt 'Partisanenkampf, Meldung aus den Pripjetsümpfen', 'Wirtschaftsbericht aus dem Lodzer Ghetto', 'Weinprobe in Frankreich' (ohne Scheiß, da hat so ein Strumpfbandführer die Verköstigungen aufgelistet) etc. Übel. Am Ende durfte ich sogar noch Einleitungen zu den Findbüchern bzgl. der verschiedenen Polizeidienststellen von Norwegen bis Griechenland schreiben. Ich hatte zwei Tage Zeit. Da war es naheliegend dass ich mir aus der Bibliothek vor Ort einfach das mehrbändige DDR-Standardwerk aus der zu einer Bibliothek umfunktionierten, ursprünglich von amerikanischen Soldaten dort errichteten methodistischen Kirche (sah sehr Neu-englandmäßig aus, weißes Holz und so...) geholt habe, um dann zwanzig bis dreißig Seiten Einleitungen in die Tastatur zu hauen. Ich wurde dafür sogar gelobt, die Sachen waren auch mal auf der Seite online, habe ich jetzt aber nicht mehr gefunden. Viele tote Links auf der Internetpräsenz des Bundesarchivs, sehe ich gerade. Schrecklich, bei alten Menschen bin ich grundsätzlich erstmal vorsichtig.
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>>>>"Dem Jurist – ist nichts zu trist!"
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>>>Ich besitze noch so eine grandiose tristesse: die 17 Bände »Meldungen aus dem Reich« vom SD der SS. Ich erwäge gerade, den Goebbels mit den SD-Meldungen parallel zu lesen. Einen Durchgang der SD-Meldungen hab ich schon hinter mich gebracht – da werden regelmässig auch die Reaktionen auf solche Reden und Aufsätze berichtet. Goebbels mochte die SD-Meldungen überhaupt nicht – er hielt sie für defaitistisch, und ab 1944 werden sie sehr spärlich.
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>>pass bloß auf, gedanken werden gefühle
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>Jaja – ich weiß ... »Doktor Mabuse«. Das hat mich schon sehr ergriffen, wie der Geist des Doktor Mabuse Besitz vom Direktor der Irrenanstalt ergreift, rein durch die Lektüre seiner Manuskripte – eine faustische Vorstellung: daß man einen Text schreiben könnte, mit dem man vom Leser Besitz ergreifen könnte, so richtig, daß man mit ihm machen kann, was man will !

das ist illusion. du kannst mit jemandem immer nur das machen, was er will. alles andere ist autosuggestion oder folter.