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Mitteilung von Die Leiche (10.1.2013 21:34:16):
>Wenkmann über »Programmkino«

>[zum Original-Text]
>
>> Ob als professionell arbeitender Psychologe oder Hobbyanalytiker, die Schlange an der Kasse eines Programmkinos ist ein wahres Störungsbiotop, eine Freude für jeden, der sich im DSMIV auskennt.
>> Speziell die hamburger Zeisehallen, im Herzen des alternativ linken Altonas gelegen, lässt so manche längst verschollen geglaubte Spezies wieder ans Tageslicht kriechen.
>>
>> Dort sieht man die links ökologische Mittvierzigerin, die in ihren engen, grünen Wollhosen irgendwie einen merkwürdigen Geruch ausströmt, gleichsam der provoziernden Aussage: »Wer Deo benutzt verleugnet seine Menschlichkeit« und: »Emanzipierte Frauen unterwerfen sich nicht dem männlichen Schönheitsideal; meine Achselbehaarung trage ich zum Zopf geflochten«.
>> An der Schlange zum Film: »Der komunistische Kaktus«
>> stehen etliche Lehrer, die sich unheimlich für die Filmexperimente der späten 60er Jahre in der UDSSR interessieren und im Grunde lieber Künstler oder Literaturkritiker geworden wären, wobei das Talent aber leider nicht ausreichte, was sie natürlich nie zugegeben werden.
>> Stattdessen fallen Aussagen wie: »Ich fand es zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach wichtiger, der Jugend eine intellektuelle Perspektive zu zeigen«.
>> Aha!
>> Gerne gesehen ist auch der pseudointellektuelle Schönling, der seiner um etwa 20 Jahre jüngeren Freundin ein für alle mal zeigen will, dass er auch künstlerisch ineressiert ist.
>> In der absoluten Mehrheit sind aber die Kunst und Germanistik Studentinnen, die gemäß dem psychologischen Prinzip der elitären Gruppenzugehörigkeit ihren Ruf natürlich gerecht werden müssen und auch den langweiligsten japanischen Kurzfilm aller Zeiten: »Vier Stunden im Leben eines westindischen Grenzsteines« mit einem
>> 'Ach, war das ein ausdrucksvoller Film, der hat mich wirklich berührt' kommentieren, was natürlich sofort mit einem freundlichen Schweigen der relevanten Peergroup aufgenommen wird.
>> Es lebe die Sozialpsychologie!
>>
>>
>>
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>> Hoffentlich hat mich letzte Woche niemand in den Zeisehallen gesehen....
>> War natürlich nur zu Testzwecken da...
>
Es mag ungefähr 20 Jahre her sein, da rief mich meine alte Freundin Ute an. Wir haben uns öfters mal angerufen, meine alte Freundin Ute und ich. Zusammen waren wir nur ein gutes Jahr gewesen – aber hinterher dufte Freunde, die Ute und ich. Sogar zusammen geschlafen haben wir noch jahrelang – nur halt nicht mehr gebumst. Das war kurz nach meinem c.o., und hat mir nix ausgemacht, zumal ich ja damals auch schon die Affaire mit Minu hatte ... äh ... was wollte ich sagen ?

Ach ja – meine alte Freundin Ute hat mich angerufen, vor ungefähr 20 Jahren, und hat gesagt: »Du Peter ! Ich hätt' mal wieder Bock auf'n schlechten Film !«

Weil: ein schlechter Film ist ein sauguter Start in einen schönen Abend ! Für mindestens 3 h hat man eine tolle Gelegenheit, um sich absolut vollinhaltlich einig zu sein !