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Mitteilung von Schmidt (11.1.2013 13:08:12):
an die Leiche

Eigentlich mag ich Sie nicht so nennen, auch ein Vorname mit einem Du wäre mir nicht recht, möglich wäre vielleicht der Nachname mit dem Du. Wobei ich gerne mit dem Sie, ohne Namensnennung abwechsele, je nach Situation oder Moment.

Doch das soll nicht überbewertet werden, das geht mir mit allen Menschen so, ich habe da generell meine Schwierigkeiten. Ich wollte sagen, ich bin neidisch auf dein Wissen vor allem was die Historie betrifft, damit kann man bei deutschen Gerichten und Polizeistationen bestimmt ein wenig Eindruck schinden und so dazu beitragen daß man von denen nicht allzu schlecht behandelt wird. Der präzise belegbare historische Vergleich mit irgendwelchen Untaten der jeweiligen Vorgänger kann dazu sicher beitragen, auch Ihr Vermögen zur Allegorie, man weis nie genau, wie ist das nun gemeint und davor nimmt man sich dann eher in Acht.

Ich kannte während meiner Studienzeit zwei Juristen, einen Typen und eine Frau. Der Typ war damals auch mit einer jungen Französin liiert und war total locker drauf. Er wohnte mit den Eltern in einem von außen schon erkennbaren »anderen« Haus in einer typischen Reihenhaussiedlung in Mainz Gonsenheim und der Herbst gehörte ganz den Steinpilzen. Er nahm uns beide, also wir fuhren dann zu viert, zwei Französinnen und zwei bärtige Typen, in den Hunsrück und schleppten waschkörbeweise die Steinpilze aus den Tannendickichten, zurück hing einer am Telefon und rief alle Restaurants der Umgebung an um Liefermengen und Qualität abzumachen, die sache lief enorm gut und ich erinnere daß ich einmal einen vollen Waschkorb mit uralten gelbgrünschwammigen wurmdurchsetzten Steinpilzen in das Hauptrestaurant des Thermalstädtchens Schlangenbad geliefert habe für unseren günstigsten Preis (5 DM /kg), das waren wohl an die zwanzig Kilo, davon zehn Kilo aufgesaugtes Regenwasser, und ich hatte ein enorm schlechtes Gewissen, der andere Typ, mir fällt sein Name jetzt nicht ein hatte mich damit dorthin geschickt und meinte, das geht schon, ich wollte erst nicht, aber dachte, probiern geht über studieren, die hundert Mark lockten auch sehr, also ich mit dem Koch und der Kiste runter in die Küche, der wirft nur einen kurzen Blick darauf, nimmt keinen einzigen Pilz in die Hand, ganz im Gegenteil wie die Sterneköche der Region, die jeden einzelnen kleinen Pilz betatschen, sogar mittendurchschneiden, jedenfalls drückt mir der Koch hundert Mark in die Hand und ich gehe mit rotem Kopf die Treppe rauf zum Auto.
Ich wollte sagen, das war ein ganz schöner Windhund, bei dem stand Kumpel immer vor dem korrekten Juristen, mit dem hätte man auch Straftaten ausbaldowern können. Die nächste Juristin war eine Bekanntschaft mit der ich einmal im Bett lag und die mich am Tag danach in eine Kirche schleppte und ich sah mich schon von einer Ehe in die nächste gestürzt. Ich ging dann noch ein paar mal mit ihr im Freibad schwimmen, sie war groß und sportlich, es wurde anstrengend und ich verlegte mich darauf ihr einmal die Woche eine Klavierstunde zu geben, sie kaufte sich extra ein Klavier dafür. Nicht lange danach wohnte dann ein weiterer Jurist bei ihr und irgendwie war ich erleichtert. Fast entschuldigte sie sich bei mir, für ihn, aber das habe sich so ergeben. Ich war erleichtert.

Eigentlich wollte ich nur das mit dem Neid loswerden. Ich hätte gerne mein chemisches Wissen und deins obendrauf....