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Mitteilung von Die Leiche (13.1.2013 18:36:14):
>>>an den Schmidt

>>>Ich beneide Dich nicht – wir sind Spiegelbilder. Ich hab Physik und Chemie immer gehasst wie die Pest auf der Penne, und mich in der 10./11. Klasse schweißabwischend davon verabschiedet. 1 Mol Wasserstof und 1 Mol Sauerstoff ergibt 1 Fläschen Kaliumpermanganat – was soll man mit sowas anfangen ? Natürlich nix anderes, als in einen Erlenmeyerkolben mit destilliertem Wasser schmeissen und einen Lackmusstreifen reinhalten ... pffft !
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>>>"Von Naturwissenschaften hatte er die übliche »keine Ahnung« der klassisch Gebildeten." (Arno Schmidt).
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>>>Auch in der allgemein anerkannten »Bildung – alles, was man wissen muß « von Dietrich Schwanitz steht über Physik und Chemie kein Wort – doch, am Ende, bei dem, was gefährlich ist zu wissen, und womit man sich unter gebildeten deswegen blamieren kann: Fußballergebnisse zB oder Fürstenhochzeiten, oder naturwissenschaftliche Kenntnisse. Schwanitz rät, sie zwar nicht unbedingt gerade zu verleugnen, aber auch keinesfalls damit zu protzen.
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>>>Warum das so ist bei mir – wahrscheinlich juveniler Trotz gegen meinen quälend langsam sterbenden Vater, der technischer Zeichner war und natürlich der totale Fan von Physik, Mathe und Chemie, und seinen Sohn unbedingt als das sehen wollte, was für den Vulgärpositivisten der Inbegriff des Übermenschen gewesen war: als Inschenör.
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>>>Ich habe infolgedessen nicht die geringste Vorstellung, was Naturwissenschaftler eigentlich machen, wenn sie nicht gerade Atomkraftwerke solange aufblasen, bis sie platzen oder ihren Mitmenschen hinterlistig glucksend Denksportaufgaben stellen.
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>>>Sie knabbern ständig am Apfel der Erkenntnis rum, und das hat noch nie was Gutes bewirkt. Schon der erste Bissen ist uns ja im Hals steckengeblieben, und seitdem müssen Frauen unter Schmerzen Kinder gebären und Männer im Schweisse ihres Angesichts Pfandflaschen sammeln – alles nur wegen Schmidt & Co.
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>>>Das Wissen von Schmidt möchte ich auch garnicht haben – weil: dazu müsste ich erlebt haben, was Schmidt erlebt hat, und was ich hier lese, langt mir eigentlich, um »nein danke« sagen zu können.
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>>>Als Justus von Liebig den Brühwürfel erfunden hat, haben alle gejubelt, daß jetzt der Hunger in der Welt entgültig besiegt ist – und heute würden sie ihn sofort wegen der Nitratüberdüngung ans Kreuz schlagen. Der Arzt Peter Bamm hat in seinem Sammelbändchen »ex ovo« ein rührendes Loblied über das Babituratsalz (oder so ähnlich) geschrieben – die Rettung der Menschheit vor schlaflosen Nächten, dachte man in den dreissiger Jahren. Und heute schwärmen se alle von Windkraftwerken und Sonnenenergie, und erst in ein paar 20 Jahren werdense merken, daß die vielen Windkraftwerke die atmosphärischen Strömungen total auf Null gesetzt haben und die vielen Sonnenkollektoren die Albedo in den Arsch photovoltiert haben, so daß noch irgendwas ganz viel schlimmeres passiert, als ein paar schmelzende Eiswürfel in Grönland !
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>>>Wetten das ?
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>>Mit anderen Worten: Du hältst aus wissenschaftlichen Erkenntnissen resultierenden technischen Fortschritt für überflüssig, lachhaft?
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>Kannse ruhig lachen, dann bin ich wenigstens zu etwas nütze – das Bübchen mal unter den Armen und an den Fußsohlen kitzeln, das macht Papi ab und an ganz gerne !
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>Wir sind seit der klassischen Antike noch keinen einzigen Schritt, keinen Fußbreit, keinen Macrometer weiter gekommen, hinken im Gegenteil immer noch weit hinter ihr zurück, was unseren zivilisatorischen Standart anbelangt – und was die wirklichen Probleme »des Menschen« anbelangt, die wirklich wichtigen Fragen, die man damals schon identifiziert hat: wo kommen wir her ? wer sind wir ? wo gehen wir hin ? – da sind wir auch noch kein Stück weitergekommen.
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>Dieses ganze Pfandflaschengesammele hat nur eines bewirkt, bewirkt dasselbe immer noch: nämlich unsere Zerstörungskraft gewaltig zu erhöhen. Naturwissenschaftlich-technischer Fortschritt bewirkt nur eines: mehr Menschen in weniger Zeit mit weniger materiellem Aufwand totschlagen zu können – sonst nix. Die Anzahl der Menschen auf diesem Planeten hat sich exponentiell verfielfacht – aber wie leben diese Milliarden ? Die meisten davon leben im Dreck, verbringen ihr Leben damit, Scheisse zu fressen – so what ? Wir leben länger – aber die Verlängerung des Lebens bedingt nichts, als eine Verlängerung des Sichtums. Wir haben sogar verlernt, zu sterben, was man in der Antike noch problemlos konnte. Wenn man damals ne unheilbare Krankheit hatte, dann hat man halt die Reissleine gezogen. Heute hängt man 10, 15, 20 Jahren an den Schläuchen der Pfandflaschensammler ! Ist das »Fortschritt« ? Na denn Prost ! »Ordo y progresso« steht auf der genialen brasilianischen Flagge ! Guck Sie Dir ruhig mal an ! (Das mußte Papi ja immer am Schluß sagen, damit Bubi auch seine Freude hat !) ;-)

Man könnte diesen Fortschritt etwa durch folgende Klimax beschreiben:

Keule – Richtschwert – Fallbeil – Maschinengewehr- Gaskammer – Atombombe – Gleichberechtigung der Frau.