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Mitteilung von Schreibakteur (15.1.2013 00:16:35):
>>Peter K. über »Gottesbeweis«

>>[zum Original-Text]
>>
>>> Ich habe für mich selbst etwas entdeckt, daß nennt sich »strategischer Gottesbeweis«. Man könnte es auch »Gottesbeweis im Wege der Differenzialdiagnose« nennen:
>>>
>>> Die Ausgangslage: Wir können annehmen, daß es Gott gibt, oder daß es ihn nicht gibt. Mit beidem können wir recht haben oder falsch liegen. Was wären nun die Folgen eines Irrtums ?
>>>
>>> Nehmen wir an, wir gehen von der Existenz Gottes aus, und das ist ein Irrtum. Die Folgen dieses Irrtums wären nicht so furchtbar dramatisch, finde ich, ausser daß man sich von seinem Glauben an die Existenz Gottes von irgendetwas hätte abhalten lassen, was man gerne getan hätte.
>>>
>>> Nehmen wir aber dagegen an, wir gehen davon aus, daß Gott nicht existiert – und dies stellte sich dann als Irrtum heraus: die folgen dieses Irrtums für die weitere Existenz wären mit »katastrophal« noch sehr milde beschrieben.
>>
>>Das ist der Hamlet-Way-of-Life.
>>
>>"Des Mächtigen Druck, des Stolzen Mißhandlungen,
>>Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
>>Den Übermut der Ämter und die Schmach,
>>Die Unwert schweigendem Verdienst erweist,
>>Wenn er sich selbst in Ruhstand setzen könnte
>>
>>Mit einer Nadel bloß? Wer trüge Lasten
>>Und stöhnt’ und schwitzte unter Lebensmüh?
>>Nur daß die Furcht vor etwas nach dem Tod,
>>Das unentdeckte Land, von des Bezirk
>>Kein Wandrer wiederkehrt, den Willen irrt,
>>
>>Daß wir die Übel, die wir haben, lieber
>>Ertragen als zu unbekannten fliehn.
>>So macht Bewußtsein Feige aus uns allen;"
>
>Hihi ... bei was für Stichwörtern Du Dich so rumtreibst ...
>
>Das ist »Pascals Wette« (kannse bei Wiki nachgucken) – nur etwas anders formuliert. Ich war stolz wie ein Spanier auf »meinen« Gottes-"Beweis" (denn sowas ist ja schließlich kein Beweis im streng philosophischen Sinne) – bis mich zwei schwule callboys in einem Sexforum darauf aufmerksam gemacht haben. Studierten Philosophie die Junx. Peinlich, peinlich ! Aber es ist wie immer: kaum denkt man, man hätte mal was superkluges selbst zusammen gedacht, schon kommt einer, und hält Dir so einen »Schinken« unter die Nase, so eine Scharteke, eine Schwarte, einen Schmöker, wo Du nachlesen kannst, daß schon ein paar hundert Jahre vor Dir einer so schlau war. Davon hatten wir's doch neulich – oder ?
>
>Immerhin – heute bin ich stolz darauf, »Pascals Wette«, die unter Inkaufnahme systematischer Unkorrektheit zu den kanonischen, von der Kurie und dem Papst approbierten Gottesbeweisen gehört, mir selbst aus den Fingern gesogen zu haben.
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>Und selbst das stimmt nicht ganz – es war die Anwendung der Grundsätze der militärischen Strategie, mit denen ich mich seinerzeit gerade sehr intensiv beschäftigt habe, auf die Frage nach Gott. Strategisches Denken hilft eben immer !

Allerdings hat die Wette einen Fehler: Sie geht von einer falschen Dichotomie aus. Es gibt nämlich drei Möglichkeiten:

* Es gibt gar keinen Gott
* Es gibt den Gott, den Du annimmst
* Es gibt einen anderen Gott, als Du annimmst

Wenn Du keinen Gott anbetest, dann wird Dir das der richtige Gott, so es ihn gibt, vielleicht noch verzeihen. Aber wenn Du den falschen Gott anbetest, dann wird das viel schlimmer sein. Da es aber nun höchstens einen richtigen, aber viele falsche Götter gibt, ist die Wahrscheinlichkeit, den falschen Gott anzubeten, größer als die, den richtigen anzubeten. Strategisch ist es also besser, lieber ganz darauf zu verzichten.