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Mitteilung von Schmidt (25.2.2013 16:56:39):
über Schmidt/Wolf/.inge.

Ein vierzehnjähriger Junge, zwei achtjährige Jungen, nein, drei achtjährige Jungen. Die achtjährigen Jungen sind untereinander befreundet. Das Dreiecksverhältnis dieser drei Jungen gilt als schwierig, einer ist körperlich ein wenig tollpatschig und kräftiger als die beiden anderen, wohl auch ein wenig dümmer. Der eine der beiden anderen Jungs sucht die Nähe zu dem Tollpatschigen, vielleicht weil er gerne mit ihm befreundet sein möchte, es sind Nachbarskinder und die älteren Brüder der beiden Familien sind ebenfalls befreundet. Außerdem hatte der Junge schon immer ein ausgleichendes Wesen und wollte daß sich alle vertragen, das könnte iin der Mittelstellung liegen die er in der Vierbubenfamilie einnimmt. Also sucht er ebenfalls die Freundschaft und Nähe des anderen Buben, also dem dritten, feingliedrigeren aus einem Elternhaus das etwas entfernt liegt, wahrscheinlich gebildete Eltern. Ich sehe die Drei Jungs vor mir, ich bin der Vierzehnjährige. Ich habe nicht viel mit ihnen zu tun, es freut mich nur das mein Bruder anscheinend Freunde hat, fast sehe ich diese Freunde ebenso wie meine Brüder an, es ist ein schönes Alter, acht Jahre, das machte mir als Vierzehnjährigem Spass. Die Jungs sind so lustig, können schon gut antworten und sind quirlig, spassig, lebensfroh.


Nun tritt ein Ereignis ein das alle verstummen lässt. Ich komme von der Schule nach Hause. Mutter hat ihr berühmtes Gesicht. Sie ist ganz still und flüstert. Man weiß sofort, es muß etwas sehr schlimmes passiert sein. Es hat mit deinem Bruder zu tun sagt sie. Aber wir dürfen nicht darüber reden. Die Nachbarjunge hat damit zu tun. Die beiden sind Zeuge wie es bei einer Rangelei dazu kam daß der dritte Junge gestürzt ist und mit dem Bein unter die Räder des Zugs gekommen ist. Er hat ein Bein verloren. Wir dürfen um Gottes willen niemals mit der anderen Familie darüber reden. Hörst Du das. Versprich mir das. Unsere ganze Freundschaft hängt davon ab. Was tut ein Vierzehnjähriger. Ich habe diese Geschichte total verdrängt. Ich habe meinen Bruder niemals dazu befragt. Er war total verstört, lange Zeit. Der andere Nachbarsjunge schien nicht so sehr verstört zu sein, vielleicht Folge seines einfacheren Wesens. In den Folgejahren ist eine „Freundschaft“ zwischen den beiden Nachbarskindern gewachsen, mit dem Beinamputierten hatten sie nicht mehr viel zu tun. Dessen Eltern starben auch bald darauf und er kam in ein Internat. Die Frage was damals tatsächlich passiert ist hat mich immer wieder begleitet, manchmal schmerzhaft. Die Heimlichtuerei und vielleicht Lüge der Mutter zum Schutz von.....ihres Kindes oder des Nachbarkindes, weil sie ja befreundet waren....
Es ging darum ob eine Versicherung etwas zahle, das weiß ich noch.
Dann hieß es, die Familie hat sowieso genug Geld. Und wir sind beide arm.
Dann hieß es , der Nachbarjunge sei ja eigentlich schuld gewesen, er hätte geschubst.


Gut, Sprung zum heute:

Die Geschichte ist vierzig Jahre her.
Der Beinamputierte ist niedergelassener Psychiater und Psyschotherapeut.
Er hat eine gut gehende Praxis....in einer Kleinstadt
Ich laufe fast täglich daran vorbei, möchte hineinplatzen und mit ihm reden, doch jedesmal laufe ich von der Eingangstür wieder weg.

Mein Bruder war Jahre in behandlung bei ihm und hat von ihm antidepressive Neuroleptika erhalten.
Der andere Junge lebt verheiratet mit Kindern in der Nähe von berlin und hat manchmal Kontakt zu meinem Bruder.
Ich habe meinen Bruder mehrfach darauf angesprochen ob die Geschichte Thema der Gespräche gewesen sei.
Er sagte, nein, er will darüber nicht reden.

Ich muß feststellen daß ich an dieser geschichte leide.
Nicht zu wissen was geschehen ist ist weniger schlimm als nicht zu wissen

Ich bin verwirrt.
Isdt meine Bruder schuld. Ist der andere Junge schuld,
Ist keiner wirklich schuld und war es ein Unglück
Das Schlimme daran war das jahrzehentelange Schweigen
Das nicht mehr über diesen netten kleinen Jungen in der familie gesprochen wurde
Das er nicht mehr befreundet war mit den beiden nach der Amputation.
Oder mit dem einen,

Mutter sagte noch, die Eltern wollen einen Prozess gegen den nachbarsjungen machen.
Mehr habe ich davon nicht mehr gehört.

Dieses Schweigen das uns von Mutter auferlegt wurde,
Ich habe nach dem Abitur einmal drei ganze Monate geschwiegen gegenüber der ganzen Familie.
Sogar bei Einladungen bei denen mehrere Bekannte da waren.

Nein, es stimmt nicht ganz, ich habe nur noch französisch geredet.
Das verstand mein Vater, aber nicht Mutter.

Ich glaube irgendwie hat mir das eine Zäsur in mein leben gesetzt.
Ich habe mir so oft gewünscht mein Bruder sei an der sache nicht schuld.
Ich sah die beiden Komplizen zusammen kiffen.
Meijn Bruder hat mich mal vor die Tür gesetzt als ich anfing bei einer versammlung im „Freundeskreis“ unangenehme Fragen zu stellen.
Da war auch ich bekifft.
Seitdem vertritt er die Meinung ich vertrage das Kiffen nicht.

Wo ich der Ansicht bin, das bringt meine verdrängten Gedanken vielleicht gerade erst heraus.