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Mitteilung von oedipus rector (26.3.2013 01:31:21):
>>Selbstanalyse

>>wie gefährlich das sein kann habe ich an mehreren Stellen meines lebenslaufes überaus deutlich gespürt
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>>eine Ehe kann vielleicht so etwas wie eine analyse ersetzen, wenn sie gut ist, natürlich, aber das sieht man doch auf den ersten Blick, ich jedenfalls, aber ich trau mich nicht, da ist soviel unausgesprochen selbstverständliches dabei, ohne zweifel wäre gut, ein ideal das ich mir noch immer zutiefst wünsche, ohne zweifel gegenüber dem Partner zu sein
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>>was käme denn dabei heraus, das mutter mich sitzenließ als Kleinkind, eingesperrt im hausflur mit geriffelter Glastür nach draußen und mir einschärfte bloß stillzusitzen, weil sie mich sonst holen kämen und ich sah Schatten und schwere Stiefel kamen die Treppe brdrohlich näher, gingen nach oben weiter,
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>>und heute fessele ich mich bewegungslos auf den Stuhl damit ich die Tür nicht öffnen kann, dabei steckt außen der Schlüssel aber keiner kommt rein außer der Handwerksmeister um mir Hähne anzudrehen die ich nicht bestellt habe
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>>oder das ich Pipi einhielt nächtelang bis hin in den Traum aus prügelangst und einnässte obwohl ich längst trocken war und mutter sich lustig machte vor versammelter mannschaft und die Enkel die Version von Mutters Geschichte viel besser kennen als die realität, über die redet man nämlich nicht,
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>>was soll da rauskommen, das ich Mädchen immer vergöttert habe weil ich nur brüder hatte und nun langsam begreife, durch die Nichten, das es auch nur solche und solche sind, die rumgiften, widerwärtig sein können, grob, das es auf die person und nicht das geschlecht ankommt ob einer feinfühlig ist
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>>
>>ich glaube, älter werden ist auch eine Art von Analyse
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>>trotzdem würden mich solche Gespräche durchaus interessieren, wenn das gegenüber irgendwie in mein sexuelles beuteschema passte
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>>wo ich mich doch schon in Vorabendserienfernsehmädchen verlieben kann
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>Was bei einer Psychoanalyse herauskommt, kann man als Analysant nicht wissen. Der Analytiker kann es aufgrund seines Wissens und seines Verständnisses frühzeitig ahnen, und den Verlauf der Analyse dann steuern. Er kann sie auch kontrollieren, und beim »coming-out« von Verdrängtem »auffangen«. Meine Inzest-Gesichte war für mich selbst nicht glaubhaft gewesen, trotz all der Indizien, die sich in den Wochen vor dem »coming-out« (der Terminus technicus ist das Wiedererleben des Traumas) hielt mein Bewußtsein dies nur für eine theoretische Möglichkeit. Die Verdrängungsmechanismen funktionierten bis zuletzt, und der Moment des coming-outs war auch begleitet vom Gefühl eines regelrechten Risses in meiner Psyche: »rrrrratsch«, wie wenn ein Reissverschluß aufgezogen wird.
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>Meine bewußten Vermutungen zu beginn der Analyse lagen nicht so weit ab vom Ziel: des Pudels Kern müsse in der kindlichen Sexualität zu finden sein ...
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>Was bei der Selbstanalyse eben wirklich kritisch ist: sie ist ein »Trip« und zwar ein ultimativer. Es ist mega-hart, was Dir zustößt, und »in Analyse« zu sein ist ein rauschähnlicher Zustand (vielleicht sogar wirklich ein Rausch). Er will beherrscht sein. Ich bin da an eine Grenze gestoßen, brauchte mehrere Tage intensiver Willensanstrengung, um nicht auszurasten, und die Unterstützung durch meine Hautärztin, die das ganze ja begleitet hat und entsprechend präpariert war. Psychologie und Psychoanalyse sind so »Steckenpferde« von ihr, und ich nehme auch an, sie hatte da jemanden im Hintergrund, einen Psychiater oder Analytiker, mit dem sie sich beraten hat. Keine Ahnung, ist auch ihr Bier.
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>Es verhält sich so: nicht nur das Ziel der Analyse kommt – wenn die Analyse gelingt, erfolgreich ist – zum Vorschein, sondern auch alle möglichen weiteren Triebe und was sonst so in Deinem Unterbewußten verborgen ist, kann relativ »ungehemmt« nach aussen steigen und sich »ausleben«. Das kann noch relativ harmlos sein, zB daß man sich nackig auszieht, und durch die Gegend läuft – aber wenn zB Triebe zum Selbstverletzenden Verhalten dann ausser Kontrolle geraten, kann man sich u.U. sehr weh tun, sich sogar umbringen.
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>Ich hatte in den letzten Wochen vor dem »coming-out« erwogen, daß durch Cannabis zu fördern, weil ich das – ex post: absolut richtige – Gefühl hatte, festzuhängen. Ich habe es schließlich verworfen, im wesentlichen aus genau diesem Grund: ich habe befürchtet, daß dann »irgendwas« aus meinem Unterbewußten herausdringen könnte, was in Richtung Selbstverletzung gehen könnte. Immerhin waren Gewaltphantasien als Zwangsvorstellungen bei mir die Ursprungsmotivation für diese Seelenklempnerei.
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>Ich beschreibe Dir das so ausführlich, weil ich kein systematisches Wissen über Psychoanalyse habe, sondern nahezu ausschließlich meine Selbsterfahrung. Vielleicht kannst Du was damit anfangen.
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>Schmidt, ich meine aufgrund dessen, was ich aus Deiner Geschichte noch erinnerlich habe, daß Du eine Tendenz zumindest zum selbstgefährdenden Verhalten hast. Ausserdem nimmst Du mit gewisser Regelmässigkeit ziemlich harte Drogen/Psychopharmaka.
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>Eine Psychoanalyse wirkt ähnlich wie eine harte Droge, und ihre Wirkmacht ist unglaublich hoch. Wie gesagt: ohne meine Ärztin hätte ich diesen Schritt nicht gehen können.
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>Daß Du zur Selbstanalyse imstande wärest, steht für mich ausser Zweifel. Empathisch und phantasiebegabt (so nenne ich das mal) genug bist Du allemal dazu, und das psychoanalytische Basiswissen, daß man benötigt, um eine Selbstanalyse voranzubringen, kann ein gebildeter Mensch aus wenigen Titel relativ rasch erwerben. Welche Titel man nimmt, mit welchen Modellen man arbeitet, ist m.E. ziemlich egal – kann nach Opportunität recht willkürlich gehandhabt werden: rein pragmatisch. Man nimmt das, womit man am besten zurechtkommt.
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>Es ist aber auch so, daß man bei einer Selbstanalyse deren Voranschreiten nicht richtig registriert – dazu braucht es eben einer aussenliegenden Instanz. Die Fähigkeit zur Reflexion des aktuellen Bewußtseinszustandes, zur Selbstbeobachtung und zur kritischen Distanz zu sich selbst nimmt paradoxerweise mit Fortschreiten der Analyse ab. Man nimmt zwar viel über sein eigenes Wesen wahr, kommt zu beachtlichen Zwischenergebnissen – aber das eigene Handeln in dieser Zeit wird immer zügelloser.
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>Je näher man dann ans Herz der Finsternis heranrückt, um so belastender wird eine Analyse. Ich habe mich verkrampft, bin sehr depressiv geworden, habe enorme Schlafprobleme bekommen, sehr viel Alkohol getrunken. Auch das ist kritisch.
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>Schließlich ist bei mir auch nach dem coming-out ein Zustand eingetreten, den man »Überanalyse« nennt: ein Überschießen des »analysierten Bewußtseins«, daß zu regelrechten Wahnvorstellungen führen kann. In meinem Falle: daß meine Ärztin in mich verliebt sei. Auch das hat meine Ärztin gut auffangen können, wir haben da kein Problem mit. Wie gesagt: meine Ärztin hat den Vorgang begleitet, war fachlich top präpariert. Ausserdem gab es – zunächst sehr im Hintergrund – einen professionellen Analytiker, mit dem ich die Zusammenarbeit erst beginnen konnte, als ich schon kurz vorm Ziel stand.
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>Ich habe auch noch andere Leute um mich herum, die diesen Vorgang zwar aus größerer Distanz verfolgt haben, aber gleichwohl als empathische Helfer sozusagen in Reserve gestanden haben, zB meine Betreuerin, die sehr engagiert und hilfsbereit ist, und deren Büro gerade mal 10 min zu Fuß entfernt liegt (in Hildburghausen gibt es sowieso keine weiten Wege, von einem Ende der Stadt zum anderen braucht man maximal ne knappe halbe Stunde). Wenn ich wirklich ein »ausrasten« befürchtet hätte, wäre sie auf einen Anruf hin sofort bei mir gewesen. Ausserdem gibt es hier eine psychiatrische Klinik. Die mag ich zwar nicht, aber wenn man ausflippt, ist es besser, ein paar Tage »in der Zwangsjacke« zu verbringen, als sich etwas anzutun.
>
>All dies sind Voraussetzungen, die bei Dir nicht gegeben sind.

Da oben im Abschnitt über die Indizien des Inzests bin ich aus der Konstruktion gefallen – ich bin immer noch überanalysiert, gleichwohl abnehmend ... grmpf. Also nochmal von vorne:

Als ich in der Zielkurve war, haben sich die Indizien für einen Inzest unglaublich stark gehäuft, ich habe darüber bewußt immer wieder reflektiert, aber es »nicht glauben können«, weil ich bewußt meine Mutter sehr stark ablehne. Sie ist mir, solange ich denken kann, nur als dumm, borniert, nazistisch, spiessig und widerwärtig vorgekommen und rein körperlich ekele ich mich sogar vor ihr nicht wenig.

Auch war das Inzest-Motiv niemals offen in meinen Phantasien aufgetaucht, sondern in Form einer Projektion auf einen – fiktiven – homosexuellen Freund in der Jugendzeit.

Man sieht buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht, hat eine regelrechte Blockade, die zu durchdringen, sehr schwer ist.