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Mitteilung von Schmidt (12.7.2013 23:02:49):
Nussberg

Ich will leben. Es ist mir egal ob der Bub sich für meine achtundfünfzig Euro bedankt. Nicht ganz, aber fast. Es ist so geworden daß ich immer nur bis morgen lebe. Ich würde gerne weiter denken, aber es geht nicht. Ich denke oft daran was sie sagen würden, ginge ich, irgendwie. Aber das ist irrelevant. Sie sagen dann immer, warum haben wir nicht dieses oder jenes, gesagt, getan. Ein wenig Verständnis, gelegentliches Schulterklopfen, ein unerwarteter Kuss, eine Berührung, keine Belehrungen, kein Du musst doch, warum tust du nicht, du kannst doch nicht. Ihr seid im Grunde recht materiell interessiert, ich habe nachgedacht über Sätze die ich groß auf Zettel schreibe, grämt euch nicht, haha, ich habe es hinter mir, ihr noch vor euch, es wird ja nicht leichter so sagt man, einer, ich habe nicht mehr genug Spass, wir alle haben ja ein gewisses Defizit mit dem Reden, dem schönen, dem Warmen, dem Reden das tröstet, ja, ich sagte, ich will eure Hilfe nicht. Aber das sagte Mutter auch und trotzdem kam ich und saugte, putzte, kochte, wusch ab, badete sie, fuhr mit ihr in die Stadt, im Bus, Katzenfutter kaufen, am Sonntag, in der Bahnhofsdrogerie, in Hausschlappen.
Wir liefen den Nussberg hoch, wie ein Hund folgte sie mir, ein Stöckchen in der Hand, kuck mal, was ich gefunden habe, der Raps war großflächig gelb, nicht so schnell, ich komm nicht hinterher.
Oben mußte sie sich erstmal neben die Büsche setzen zum Pinkeln. Es wehte ein angenehm kühler Wind bei der Hitze die war. Beim Herunterlaufen vom Berg in die Nachmittags-, fast Abendsonne wehte jener Wind uns entgegen. Sie breitete die Arme aus und lief. Ich fliege, rief sie.

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