>>Heute ist ja irgendsoein Spiel, es muss mutmasslich schon begonnen haben, ich habe davon im Vorfeld nur Kenntnis bekommen, weil einige 'auf Arbeit' davon geraunt haben, seit Tagen...
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>>Gegen besseres Wissen bin ich heute mit der U2 nach Hause gefahren, ja, diese U2 führt an meiner Wohnung vorbei, oder besser: an der Straße, die nach zweimaligem Abbiegen zu meiner Wohnung führt, aber, weiter gedacht, auch genau zum Austragungsort des großen Spiels, dem Olympiastadion der Hitleriade von 1936! Da ist dann mehr oder weniger Endstation. Als Nicht-Hertha-und Fußi-überhaupt-Fan bin ich da nur ein einziges mal, vor Jahren ausgestiegen (ich hatte zu der Zeit in Charlottenburg gewohnt, also war es nicht ganz so weit weg... Ruhleben... Das ist ja sonst wie eine Reise nach Hellersdorf: es dauert Stunden!) um ein wenig die 'air' zu spüren. Naja, was soll ich sagen, es war ganz malerisch. Ich stand also davor, inmitten dieses Parkplatzes: besonders beeindruckend ist es nicht mal, da es ja irgendwie in die Erde versenkt ist, dieses riesige Wehrsportstadion. Ich habe also fleißig der Rückansicht des ersten Albums der Einstürzenden Neubauten gedacht und bin dann zurück in die U-Bahn, Richtung Bismarckstraße, habe mir einen Döner gekauft und mich, wahrscheinlich, zu hause mal wieder einsam besoffen (über letzteres bin ich mir nicht sicher, aber der stöchastischen Lehre nach war es wohl so, egal).
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>>Als ich heute aber eingestiegen bin, ist mir sofort eine unangenehme Traube von mittelalten Bayernfans aufgefallen, es war eigentlich eine Szene, entfesselt von höchstens fünf bis sechs mittelschichtigen Poloshirtträgern, die man ansonsten nur, dann aber klar und dezidiert 'unterschichtig', in einem ostdeutschen Sonderregionalzug zu einem Auswärtsspiel erwarten würde. Oder in Russland! Geschrei, gegröhle, verschüttetes Bier, harte Fäuste auf die Innenverkleidung des Abteils. Die allgemiene Krankheit der Fuballfans ist wohl eine, welche die Erkenntnis befällt! Die Erkenntnis, dass sich ein normaler Mensch ebenso, wenn auch nur nach ein wenig Übung (welche diesen Wochenendtrinkern wohl gänzlich fehlt!) nach eineinhalb Flaschen Vodka noch zivilisiert, kosmopolitisch und elegant verhalten kann!
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>>Was aber haben diese Hunnen, die nicht mal sehr 'Ultra' aussahen, getan? Sie haben schrecklich schief gesungen, gröhlend wie die Wilden auf den Fenstern getrommelt, obszön krakeelt (»ROBBEN, ROBBEN, ROBBEN!«), wie es ein wenigköpfiger Fantross wohl nur in der Gewissheit tun kann, auf neutralem Boden zu sein, und damit mitnichten die Ansammlung einer großen Zahl gegnerischer Fans befürchten zu müssen, welche plötzlich die U-Bahn stürmen, um mit der Faust Fussballgerichtstag zu halten!
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>>Das Schlimme ist: gerade wollte ich das härteste Urteil über diese Bayern München Fans fällen, welche sonst einen großen Bonus bei mir genießen, nur dadurch, dass dieser Verein wohl der Verhassteste, ja: der Allerverhassteste in ganz Deutschland ist [ich hätte mir, als 'Staatsbayer', beinahe mal eine 'Schelle' von irgendsoeinem sonst sehr normale wirkenden Fußballfan eingehandelt (der mittlerweile wahrscheinlich 'irgendwas mit Medien' macht und wohl schon damals Abonnent der '11 Freunde' war), nachdem ich im Jahr 2004 in einer Kneipe, Werder Bremen hatte gegen Bayern München gespielt, meine Stimme, eigentlich nur aus BOSHEIT, in lautstarkem Jubel ob eines Tores der damals wohl noch von Felix Magath regierten Fußballer erhoben hatte, während alle anderen Anwesenden, Schaum vorm Mund, in wildeste Gebärden des Hasses ausgebrochen waren...], als sich zu meiner rechten ein eigentümlich affektiertes, aber trotzdem entschieden hasserfülltes Stimmchen erhob.
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>>"Haltets Maul! Haltets Maul!"
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>>Ich, nachdem ich die etwas surrealen und unangenehm lärmenden Späße der Münchner Fußballfans staunend verfolgt hatte, drehte meinen Kopf zur anderen Seite:
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>>"Eigentümlich..."
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>>dachte ich mir
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>>"...wahrscheinlich ist es ein Homosexueller! Ah, Freund, ich fühle mit dir, auch ich kann diesem Krach nichts abgewinnen, es ist kindisch, so männertümelnd nach nur vier oder fünf Bier die U-Bahn der braven berliner Bürger auseinanderzunehmen, denn... wenn aber nur dein Geheule nicht wäre, das ist ja..."
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>>Dann stockte ich. Ich hatte an eine Art Conchita Wurst gedacht, sah aber...
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>>eine Bande schwuler Skinheads!
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>>Der eine war außer Rand und Band, sein dünnes Stimmchen war bis zum Bersten gespannt, der andere hielt, ungelogen, ein GLAS (in der U-Bahn) Bier in der Hand, während der erste immer wilder wurde um mit seiner Kinderstimme gegen die immer lauter gröhlenden Bayernfans anzuwüten.
>>
>>Es war eine absurde Rede, die Bayernfans sollten zurück nach England gehen, sie seien alle Säue. Dann die ungehört in die U-Bahn gebrüllte, entsetzlich zitternd dünn gebrüllte Frage des Schwuli:
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>>"Wo kommen die her? ALLE AUS AUSSCHWITZ GEFLOHEN ODER WIE, HAHAHHAHA!"
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>>Genau zu diesem Zeitpunkt war mein Gehirn an dem gewissen Punkt kurz vor der Kernschmelze angelangt. Da war ich aber auch schon an meiner Station. Ich dachte mir nur, als ich aus der Tür stolperte:
>>
>>"neee, neee, neee... Bayern FTW!!!"
>
>Erst bei der Lektüre eines solchigen Erlebnisses kann man das Leibnitzsche Dictum so richtig goutieren, wonach die bestehende Welt die beste aller Möglichen sei, wir also darob noch einmal Glück gehabt und unserem Schöpfergotte zu Dank verpflichtet sind: es hätte ja noch viehl schlimmer kommen können !

Ja, irgendwie schon, so absurd es klingt. Manchmal zumindest. Lustig fand ich, dass dieser letzte Samstag, an dem sich all dies zugetragen hat, der »Internationale Tag gegen Homophobie« war. LOL!