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Mitteilung von Schmidt (10.8.2014 01:54:26):
>>>Psychiatriereform

>Aufmerksamkeit und Zuwendung, Zuneigung und Liebe sind in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen.

Ich finde sogar, man kann sie gar nicht hoch genug einschätzen, sie ist soviel mehr als bloße Tablettengabe.
Diese Tablettengabe die ich anstrebte, war ein mir sehr selten bekanntes Gefühl von Verbundenheit mit den Menschen hervorzurufen, allerdings möchte ich dadurch nicht dicker träger und fauler werden.

Mit LSD, mit Valium intravenös hatte ich dieses Erlebnis, mit Chloroform hatte ich dieses Erlebnis sehr sehr deutlich, mit Marihuana hatte ich dieses Erlebnis, mit Alkohol hatte ich dieses Erlebnis nur zu Anfang, später gar nicht mehr, da habe ich mich scharf abgegrenzt und war sehr arrogant.

Höflichs Bleischwere fühle ich auch ein wenig auf das halbe Milligramm Risperidon, am Morgen, wenn ich derart mich schon verheddere mit den Gliedmaßen in der großen Decke, das ich leicht agressiv ganz innen werde, und mir Mühe geben muß mich geordnet und mühevoll da herauszuwinden.

Meine Erfahrung mit mir ist, wenn mir eine Beziehung zu nahe kommt bevor nicht alles ins allerwinzigste Detail besprochen ist und man sich kennt wie sonst niemand, ist Rückzug. Immer mit Hoffnung, aber immer mit dem eingehämmerten Gedanken, die Chance, daß es passt, ist vorhanden, wenngleich sicherlich nicht so groß. Dieses immerhin möglich nervt mich. Ich will immer alles gleich wissen. Wo ich doch weiß, manche Antworten können sich über Zeiten erstrecken, wo ich mich nur noch ferne erinnere, was war da damals eigentlich genau los,

als ich da zum ersten Mal in die Klinik kam,

ich erinnere gut, ich meine viel ist nicht passiert zwischendurch

man bläute mir ein, ich solle sagen, ich bin freiwillig hier,

ich sträubte mich und fügte mich

auf der Station war ich sofort Außenseiter, »oh, ein Freiwilliger«

iCH HATTE DAS zIMMER DIREKT am Flurtelefon das alle zig Minuten nervig laut bimmelte und ich in dem beständigen Wahn lebte jeder Anruf dort sei für mich, man erwartete geradezu das ich endlich drangehe, schließlich hatte ich zu Protokoll gegeben daß ich die Bundesrepublik respektive die Militärregierung verklage auf LSD-Rente, ins Nebnzimmer zog kurz darauf ein uniformierter Hauptmann ein, das nagte an meiner Vermutung, die nehmen dich hier echt ernst und forderte mich zu unverzüglichem Handeln auf, ich müsse dem Mann NUR MEINE gESCHICHTE VORTRAGEN, und alles ginge seinen geordneten Weg, doch ich blieb im Stuhl hocken uns las Pharmaziebücher.

Ich bestellte Tomate und Camenbert zum Abendessen nachdem ich sieben Tage das Essen verweigerte und unter starken Wehen den letzten harten Klotz ausdrückte, meinem Wunsch nach Flohsamen wurde nicht entsprochen, nach wiederholten Bitten bekam ich nach einer Woche eine Calcium und eine Magnesiumtablette, das ist bei uns eigentlich nicht üblich war die Aussage, ein Substanzzitternder junger Mann freute sich jedesmal auf meine zusätzliche Portion die ich nicht anrührte. Zumindest ließ man mich in Ruhe hundern und drohte mir keine Zwangsernährung an, wie in der zweiten Klinik. Später mehr. Erinnerung ist irgendwie schwer.