Ich wollte reden, aber nun schreibe ich.

Du bist eine tolle junge Frau. Ich habe jeden Moment den ich mit Dir zusammensein durfte genossen. Ich habe dich beobachtet und musste oft innerlich lachen, wie schön Du Dir immer deine Pausen herausgenommen hast, jedesmal mit einem anderen kleinen Grund, und immer wenn ich anfing etwas zu kompliziert zu werden.

Es ist schön Dir ehrlich schreiben zu können, weil ich nun gehört habe das Du nicht beleidigt bist, oder nur sehr kurz und dann alles wieder vergibst. Du hast mich sehr schrecklichen und ulkigen Menschen mit seinem schlechten Mundgeruch tapfer ausgehalten und hast Dir alle Mühe gegeben mir zuzuhören, was Dir manchmal sehr schwerfiel.

Du hast mir auch das Vergnügen zuteil werden lassen mir deutlich deine Langeweile zu zeigen wenn ich manche Themen etwas langatmig behandelt habe, aber niemals hast Du die Augen nach oben weggedreht sondern immer nur dezent gegähnt oder mal wieder eine Pause genommen.

Ich mag Dich ganz ehrlich sehr, habe natürlich manchmal etwas zu kritisieren wie das der Schreibtisch wichtiger als der Schminktisch ist, aber viele Dinge dir ich Dir gesagt habe, kannst Du nun wirklich, Du hast ein sehr sehr ordentliches Chemieheft geführt, die Zeichnungen könnten vielleicht genauer sein und nicht schludern bei den Formelzeichen, sehr sehr deutlich eine Formel schreiben, das wär schon alles an Lektion für die versäumte gestern,

Ich mag, wenn Du mir wiedersprichst, wenn Du versuchst Gründe für deinen Widerspruch zu liefern, überhaupt, das Du mit mir redest und ehrlich so tust, als ob dich mathematik interessiert. Das ist eine sehr gute Haltung die Dir einmal später hoffentlich nützlich sein wird. Einige Dinge sicher zu wissen oder zu können ist sehr gut für das Leben. Du bist nahe daran manche Dinge durchschauen zu können und sie zu verstehen.


Ich möchte eben sehr gerne Thaeter spielen, und nach der Schauspielerin, dem ersten Wunsch, kam die Ärztin, die hast Du sehr gut geschauspielert, mit aller Langeweile im Gesicht dem Hypochonder zuzuhören und dabei den Radiergummi langsam mit den Händen zerkrümeln und einen verstohlenen Blich auf die Uhr, das ist schon alles was man als Psychologe können muß in der Begegnung mit dem Patienten,


jetzt käme als nächstes die Essigabfüllerin in deiner eigenen Essigfabrik weil Du einen reichen stabilen Weinbauersohn geheiratet hast der keine Brüder hat und deshalb den ganzen kleinen Weinberg seines Vaters erbt und ihr dann, weil er in Geisenheim an der Weinfachhochschule studiert hat, den teuersten Essig macht der verdünnt, auch als Gesundheitstrunk bei den vielen Japanern in Rüdesheim verkauft wird. Ihr habt dann ein Patent und werdet stinkreich, dann kannst Du Dir einen Studienplatz in Medizin auch einklagen, das kosten zur Zeit dreissigtausend, vielleicht bezahlt Mutter das bis dahin aj sogar aus ihrem Erbe damit die Brüder nicht soviel absahnen.

Ich bekomm davon sowiesonichts, also von Mutters Erbe, weil nämlich, ich dem Amt allen Besitz abgeben muß sonst werde ich nicht mehr bezahlt pro Monat. Und meine Arbeitskraft ist ein wenig ungewiss. Deshalb wäre es auch sehr schmerzlich für mich, das Klavier an Dich in vier Jahren wieder zuverlieren, was dein Vater und Du ja beide eingeklagt habt, ich finde schon, das, wenn er den Flügel hat nicht auch noch das Klavier selbstständig weiterzuvererben ohne das ich daran bin in der Reihe. Vielleicht ginge es auch wenn ich mir ein sehr sehr teures neues Klavier aussuchen dürfte, das Du es dann haben sollst, das leise Klavier mit dem man singen kann, aber ich würde mich ganz wahnsinnig freuen, wenn Du manchmal anwesend sein könntest, in aller aller Ruhe und mit mindestens zwanzig Minuten in denen kein Telefon dazwischenklingelt, keiner an der Türe klopft, keiner zur Türe hereinkommt, an genau diesem Klavier zu sitzen und Du sollst nur im Raum herumstehen und zuhören ob es irgend einen Teil in meinem Lied gibt wo Du nachsingen könntest, das ist das, was wirklich Interessant ist und was ich mir wünsche.