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Mitteilung von Freno d'Emergenza (10.11.2014 20:35:03):
>Sprachwandel!

>Meine Güte, ich war gestern mir eine Jacke kaufen, weil mir meine alte in Fetzen mehr oder weniger vom Körper gehangen ist. Naja, ich habe da immer keinen großen Bock drauf, groß rumzusuchen, 90 Prozent aller Läden scheiden aufgrund meines Budgets eh aus. Also gehe ich: in die »Young Fashion« (höhö, »jung« ist man, solange man sich so fühlt!)-Abteilung des Peek & Kloppenburg. Ich begutachte also alle Jacken unter 100 Euro (viele waren es nicht) auf einmal fällt mir ein übles Asi-Gelaber hinter mir auf. »Ey, voll, krass...«. Ich denke mir noch »was mögen denn das für Hochhauskinder sein?«, drehe mich um und sehe: junge deutsche (wahrscheinlich: Jura-) Studenten in HOLLISTER-Pullovern! Als ich die Pullover gesehen habe, da war mir natürlich alles klar. Und es stimmt ja auch: die Mittzwanziger aus der ungebildeten Schicht der Funktionsträger reden heute wie die Türken vor 20 Jahren. Die jungen Türken wiederum reden heute – und Gründe hierzu kann ich mur mutmaßen – als ob sie vor gerade 3 Monaten mit dem Leiterwagen auf ihrem Weg aus Falludscha in der ZAST in Zirndorf angekommen wären (auch gerne, wenn schon die Großeltern hier geboren wurden...). Haha.

»Die jungen deutschen Studenten« – wäre das ein schöner Titel ? »Die jungen Pharmazeuten« hieß ein Buch, daß einer in einer oder eher: aus einer Vorabendserie vor 30 Jahren mal schreiben wollte. Wenig ist mir in Erinnerung an diese Episode – aber »Die jungen Pharmazeuten« wäre wirklich vielleicht genau das Buch, auf das alle warten, sofern sie Schmidt heißen – und das tun verdammt viele: Schmidt heißen, im wörtlichen, wie im übertragenen Sinne !

Woran erkennt man junge deutsche Studenten ? An der dunkelen Hautfarbe, dem pechschwarzen Krausbart über dem Kaftan ? Den Mandelaugen ?

Junge deutsche Studenten habe ich mal wieder den ganzen Sommer über gesehen. Nämlich so:

Wenn ich Sonntagsabends von der Kiesgrube Immelborn mit dem letzten Zug der Südthüringenbahn das Werratal hinauf heimwärts strebte, dann war er voll mit jungen deutschen Studenten. Artig saßen sie da, mit ihren Stöpseln im Ohr, den Rollenkoffer mit Ausziehgriff neben sich, gesenkten Blicks in ihr smartphone vertieft, blass und ordentlich. Eilig strebten sie stets in Wernshausen (Werra) zum Anschlußzug nach Zella-Mehlis, welchen sie jedoch zuverlässig in Schmalkalden verlaßen haben werden (werden haben ? haben würden ?): dort gibt es eine Fachhochschule. Sie wirbt in der Südthüringenbahn, die FH Schmalkalden: »Kurze Wege – schnelles Studium!« Das Gebäude kenne ich. Es liegt direkt hinter dem McDonalds in Schmalkalden und ist etwa so groß, wie der Neubau der Berufsschule Hildburghausen.

Nur eines habe ich von diesen Menschen niemals gehört: soetwas wie ein gesprochenes Wort. Sie schweigen mit geradezu verbissenem Eifer.