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Mitteilung von Schmidt (1.5.2015 11:45:53):
45r55

Tag der Arbeit
Wäret Ihr an jedem Tag der Arbeit hier bei mir aufgekreuzt seitdem ich hier wohne, so wären nun gute vierzehn Tage Arbeit zusammengekommen. Die Deckenlampen würden hängen und die Fensterbretter wären so breit, das man Blumen darauf stellen könnte. Außerdem könnte ich die schrägen Dachfenster im Sommer öffnen ohne das reger Flugtierdurchgangsverkehr herrscht. Besonders die Essigmücke welche ab September hier vorherrscht ob der vielen gärenden Weinkeller im Ort ist lästig.
Die normalmachenden Pastillen gehen wieder zur Neige, den Rest des Jahres werde ich wieder in dumpfer Abgeschiedenheit, nein, dazu nicht mehr. Ihr glaubt ihr tut viel oder genug, für mich. Ich hätte da noch etwas. Ich brauche einen Radiocasettenrecorder dessen Aufnahmefunktion intakt ist. Und was ich nicht brauche, ist ein Bruder, der mir hier einen großen Karton mit einem gebrauchten Drucker hinstellt und dann geht ohne diesen Drucker auch anzuschließen. Erst stand der Drucker zwei Jahre unausgepackt in der Küche, nun steht er im Keller.

Ich habe mir dieses Übel von Computer gänzlich anders vorgestellt. Zuallererst dachte ich, es sei eine Schreibmaschine mit endlich einmal wirklich erweiterten Funktionen. Ich will einmal sagen, man sollte damit ein Integralzeichen und einen schönen Doppelbruch und solche ähnlichen Dinge problemlos aus einer Tabelle auswählen können und in den Text einfügen. Ganz bestimmt geht das auch irgendwie, aber eben nicht wirklich einfach.

Zum Zweiten, dachte ich, man sieht das im Fernsehen bei Sandra Bullock und Captain America, daß man eine kleine Kommunikationszeile hat zu einem Partner, die augenblicklich reagieren kann, und nebenher läuft. Doch ja, das gibt es , so ähnlich, aber es stürzt ab, es ist mit Werbung vollgepropft, die Kommunikation geht in unauffindbaren Kanälen verloren, ist nicht mehr aufrufbar, alles viel komplizierter als es sein müsste.

Wenn diese Kiste sich aufhängt, und das tut sie oft, und ich kann nicht erkennen ob der Aufruf bestimmter Seiten oder Programme dazu beiträgt, dann ziehe ich den Stecker raus und drücke danach den Startknopf. Mitunter dauert es eine volle Stunde bis sie wieder normal läuft, und normal, das heißt hier manchmal so unendlich langsam daß es einem echt auf den Wecker geht, zehn Minuten zum Aufrufen einer einzigen Seite. Das macht Kommunikation dann so richtig spontan. Aber das ist ja auch nicht ihr wahrer Charakter. Sie sollte viel mehr überlegt sein.

So kommt es denn am Ende dazu, daß man vermutet, hinter all jener Verlangsamung stecke ein erzieherischer Plan der einem die schnellen und voreiligen Gedanken austreiben und nur das Überlegte, Abiturient, vervollständigen Sie diesen Satz selbstständig.

Glückwunsch, mein Mädchen, Du hast es hinter Dir.
Im Nachhinein prahlt man immer ganz gerne, stimmts ?