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Mitteilung von matthias (3.10.2015 15:01:45):
ich hasse einheitsfeiern

ich kenne keinen einzigen ostdeutschen persönlich. allerdings kenne ich auch nicht wirklich irgendeinen westdeutschen. mein traum, einige einzelverbindungen mit jeweils einem einzigen Menschen herzustellen ist mir bisher nicht geglückt. Weder mit einem Familienmitglied noch mit sonst einem unverwandten Menschen. Ich hatte Momente in meinem Leben in denen mir die Schönheit des geglückten Gesprächs, dieses Freie, Ermutigende, nicht Wertende, darin zuteil und bewußt wurde. Ab dann will man nicht mehr weniger. Man wird viel kompromissloser. Man will diese so im Großen unerreichbare Freiheit wenigstens im Kleinen haben, im Austausch mit einer Person. Mit zwei Personen gleichzeitig einen beglückenden Austausch zu haben, ich rede nicht von Unmöglichkeit, aber es muß wohl eine große Seltenheit sein. Ich kann mir das aber nicht vorstellen. Es bilden sich sofort innerliche Koalitionen. Und man stellt Vermutungen über die anderen innerlichen Koalitionen an. Das belastet mehr als es gut tut. Zwei, die könnten miteinander. Aber selbst dort gibt es unglaubliche Hindernisse. Die Sprachverwirrung. Die völlig andere Bedeutung die wir dem gleichen Wort zumessen. Worte, von denen der andere noch nie etwas gehört hat. Wozu Worte solange man einen Körper hat. Körperfrei zu sein, ein weiter Traum, ohne den Körper zu fühlen frei zu schweben, mitten im Raum, und ein Ende zieht wie an Marionettenfäden, kein schönes Spiel zu zweit, nein, dann gehören wir sowieso nicht zusammen, wohin mit der zeit die uns ist, die welt verbessern, nein danke, das machen wir schon in der übrigen zeit, indem wir glasscherben auflesen und an kindern mit Tüten mit leicht strafendem Blick vorrübergehen. Die Stadt in der Früh leergefegt, ein zerplatzter Gemüseplastikbeutel mit einer Handvoll Kupfermünzen auf dem Zentralplatz Busrondell aufgesammelt, zwei Busse mit dänischen Touristen gequeert, besichtigen den gschamigen Flaschensammler, der, die die gesammelten Flaschen an der Tanke nur mit Handschuhen anfasst, fünf Flaschen zu acht Cent von gegenüber der Großbaustelle abgeliefert, im Kiosk im Altenheim zwei Buttermilchbrötchen zu je fünfzig Cent, die Verkäuferin erinnert mich an Anna Maria Mühe, ein Grund nun dort schon zum dritten Mal Buttermilchbrötchen gekauft zu haben,
dort drinnen, im Aufentaltsraum nahe der Pforte, wo der Kiosk sich befindet, steht auch ein altes Klavier, ich hab mal ein paar Töne dort angeschlagen, es klingt leider nicht weich, der neu zugezogenen Frau mit den Hunden ganz am Ende der Straße bin ich durch einen Umweg heute ausgewichen, außerdem war ich mir nicht sicher ob sie es war, denn sie hat fast jedes Mal einen anderen großen Hund dabei, ich meine aber sie an ihrem Gang zu erkennen, es ist doof, wir hatten uns mal begrüßt, weil ihr Hund an mir herumschnüffelte, sie ihn zurückrief und ich sagte, lassen Sie ihn nur, er hatte ein freundliches Wesen, sie äußerte sich dann sehr erfreut darüber daß ich Hunde mag, das würde man mir anmerken, ich sagte, naja, nicht alle, sie schob das auf deren Besitzer, die Hunde würden im Grunde ähnlich wie ihr Halter, wir gingen dann auseinander nachdem der Hund geschnüffelt hatte, und nun begegnet sie mir andauernd aber ich weiß wieder nie genau ob sie es ist, ich müsste also sagen, hatten Sie letztes Mal nicht einen anderen Hund dabei, oder, Sind Sie die Frau mit dem Hund der da demletzt an mir geschnüffelt hat, und irgendwie ist mir das alles zu blöde, ich könnte auch sagen, sind wir uns nicht da oben auf dem Weg schon mal begegnet, aber wenn sie das nicht ist würde sie das für eine blöde Anmache halten, ach, mir war nicht danach heute, ich wollte nicht, es ging nicht, ich hab den Tag wie all die anderen verbracht, genau wie all die anderen und ich freue mich am Abend nun müde zu sein und nicht die Nacht durchzuwachen,

ich bin dann, bevor ich die Frau überholt hätte links nach ober durch die Reben gelaufen, da wollte ich sowieso langlaufen fällt mir jetzt ein, weil da grade reife süße blaue Trauben sind von denen ich im Moment täglich zwei Perkel abmache und esse.

Hier im Ort ist still wie das ganze Jahr am Sonntag. Die Feuerwehrleute haben sich in ihre Dienstanzüge Ausgehuniform geschmissen und sind mit dem Laster irgendwohin gefahren. Ich habe mir ein französisches Buch gestohlen vom Gratisbücherstand, Michel Onfray, L'art der jouir. Was jouir bedeutet hat mir damals meine erste französische Ehefrau erklärt. Ich aber, habe dieses Thema erweitert und ausgebaut. Da wollte sie dann nicht mehr mit mir gehen.

Dieser Lemon tree ist so einfach gar nicht zu verrocken, finde ich jedenfalls, ein Hobbymusiker.