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Mitteilung von Bobby (3.4.2013 07:09:37):
>>>Meine schönste Büroangestelltengeschichte

>>>Ich hatte zwei Anwaltsgehilfinnen, die Anja und die Brit. Mit der Anja zusammen habe ich die Kanzlei aufgebaut. Mit der leicht pummeligen Blondine habe ich super zusammengearbeitet: ich war der kreative Chaot, und die Anja die beinharte Pedantin, die stets mit enormem Ehrgeiz dafür gesorgt hat, daß ich auch wirklich das getan habe, was zu tun war – wir waren ein gutes Team gewesen. Und da war dann noch die Brit. Die hatte bei uns die Lehre gemacht, und es war mir eine quasi-väterliche Freude gewesen, zu beobachten, wie sich das reichlich unattraktive käsige teenie zu einer attraktiven, selbstbewußten jungen Frau entwickelt hat unter Anjas und meinen Fittichen. Wir hatten damals ein super Betriebsklima gehabt, sind alle gerne auf Arbeit gekommen, haben viel Spaß gehabt, und ein, zweimal zusammen Kaffeetrinken und locker-fröhlich quaken war Pflicht gewesen. Die Mädels waren genauso stolz wie ich auf unsere anspruchsvollen Mandate und unsere hochmögenden Mandanten, und ich habe ungefähr das Doppelte des in unserer Kleinstadt üblichen Gehaltes bezahlt für die Mädels. Wenn man mit jemand vertrauensvoll zusammenarbeiten will, als Anwalt, dann darf man keine Ausbeuterei betreiben, und dem Ochsen der da drischt, soll man ja nicht das Maul verbinden. Und ich habe entgegen dem branchenüblichen nie an meinen Mädels rumgegrabscht. Ich habe sie zweimal im Jahr berührt: zu dem Ihrigen und dem meinigen Geburtstag, demonstrativ mit endlos lang ausgestrecktem Arm. Das ist sehr wohl verstanden worden von den Mädels und sehr gut aufgenommen worden. Immerhin mußten wir ja häufig unterhalb der Sozialdistanz zusammenarbeiten: wenn wir über Akten brüteten, ich am Schreibtisch saß mit der Mappe der Diktate und die Mädels neben mir standen undsoweiter.
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>>>Je nun.
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>>>Wir waren ein glückliches Raucherbüro, und mit meinen Feuerzeugen war ich schon immer ein furchtbarer Schussel, mußte immer wieder ins Büro meiner Mädels Feuer schnorren, und habe deswegen darum gebeten, daß mir mal ein Paket Streichhölzer in den Schreibtisch gelegt wird. Die Mädels sind ja sowieso alle 10 Tage einkaufen gegangen: Kaffee, Tee, Sprudelwasser und so Zeugs. Da hätten sie mir ja locker auch mal so'n Paket Streichhölzer mitbringen können. Aber die Streichhölzer kamen und kamen nicht – vergessen, sorry, tut mir leid Chef, ach nicht so schlimm, äh, habense mal Feuer ? Irgendwann hatte ich genug: förmliche Dienstanweisung ! Nächsten Montag liegt ein Paket Streichhölzer in meinem Schreibtisch, ist das klar ? Ja Chef, tut uns leid, am Montag garantiert, versprochen !
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>>>Was war am Montag ? Nix war am Montag ! Keine Streichhölzer ! Jetzt langts aber ! Wer ist hier der Chef ? Ans Telefon: Brit soll mal kommen, sofort ! Also Brit ! Streichhölzer ! Ja Chef, sorry, mir furchtbar peinlich ohgottohgott ! Also Brit: Streichhölzer kaufen ! Jetzt ! Sofort ! Jetzt sofort ? Jetzt sofort ! Ein Paket Streichhölzer ! Sonst wird das niemals was ! OK Chef, wird gemacht !
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>>>10 Minuten später kam die Brit an, und legte mir auf meinen gigantischen Chefschreibtisch ein winziges, einzelnes Päckchen Streichhölzer und grinste dazu, daß man ihr den Spargel hätte quer reinschieben können.
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>>>Ich bin explodiert. Wie ein Rumpelstilzchen bin ich erst um die Brit, dann auch um die Anja rumgehüpft und habe gebrüllt und getobt, wie der Führer bei der legendären Besprechung am 23.4.1945. Was sich die beiden einbilden, mich so zu verarschen ! Wofür bezahle ich sie gut, um mich so dermaßen für blöd verkaufen zu lassen ! Raus ! Alle beide ! Sofort raus ! Ich kann Euch nicht mehr sehen ! Raus ! Sofort !
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>>>So richtig das oberfiese Chef-Arschloch habe ich raushängen lassen – und was sollten die beiden armen Mädels machen, sie sind halt mit betröpfeltem Gesicht heim gegangen.
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>>>"Der Zorn ist kurz – die Reu' ist lang!" spricht der Dichter, und er hat natürlich Recht. Also hab ich am nächsten Morgen zwei fette Blumensträuße gekauft, und zwei Stangen von den Lieblingszichten meiner Mädels, und da haben wir uns dann ausser der Reihe nochmal angefasst – ich mit demonstrativ ausgestrecktem Arm, wie immer bei solchen Gelegenheiten – und ich hab mich zehntausend Mal entschuldigt und die Mädels haben sich zehntausend Mal entschuldigt und in der Mittagspause sind wir zum Italiener Pizza essen gegangen und die Mädels haben sogar drauf bestanden, die Rechnung zu übernehmen, und fanden es ganz, ganz toll, daß ich mich so lieb entschuldigt habe, und wir waren alle drei wieder ein Herz und eine Seele.
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>>>Aber die Streichhölzer für meinen Schreibtisch – die mußte ich mir dann trotzdem selbst kaufen.
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>>Hmmm naja ob ich denen das doppelte Gehalt gezahlt hätte? Eher nicht. Ich bin ein Freund der Boni! Die mag ich ja selber auch immer gerne. Besonders wenn ich sie mir selber gewähre. Naja aber ich habe glaub ich noch nie Angestellte angeschrien, ich rege mich selten auf denk ich, da müsst schon total die Unverschämtheit passieren. Naja ich kann mich dran erinnern wie ich bei nem Projekt mal 2 Mädels etwas unter Druck gesetzt habe schnell eine Lösung herbeizuzaubern, da habe ich mich dann am nächsten tag mit ner Holzkiste bester Schokolade bedankt. Ne Pulle Moet et Chandon kam auch schon vor. Blumen finde ich zu persönlich, die bekommt nur meine Holde.
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>Ich glaube, da sind die Verhältnisse sehr unterschiedlich. In Meiningen sind die Anwaltsgehifinnen seinerheit mit 5-700 € netto heimgegangen – Vollzeit ! Absolut irre ! Und in meiner Zeit als Vielbesserverdienender sind da die Millionen über mein Anderkonto nur so gerollt, und die oberen 10.000 der Kleinstadt haben sich die Klinke in die Hand gegeben in meinem Büro. Da kannste die Mädels nicht auf Hungerlohn sitzen lassen, das geht einfach nicht. Weil: dann sind sie nicht loyal, und das ist nunmal nötig in diesem Beruf. Die Gehilfinnen eines Anwalts kriegen alles mit, was auch der Anwalt mitkriegt. Es geht technisch garnicht anders. Sie haben ja Zugriff auf alle Akten, müssen es ja haben. Die Zusammenarbeit zwischen einem Anwalt und seinen Gehifinnen ist eine sehr enge, und will bewußt gestaltet werden. Je höher die Tätigkeit des Anwalts aufgehängt ist, um so wichtiger ist es, daß die Zusammenarbeit mit den Gehilfinnen »funzt«. Die branchenübliche Fummelei kommt nicht von ungefähr – es ist ein vertrauliches Miteinander. Trotzdem halte ich diese Fummelei für einen tötlichen Fehler. Ich habe mal mit einer angestellten Anwältin gebumst, und die Rechnung dafür bezahlen müssen.
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>Grundsätzlich gebe ich Dir recht. Niedriges Grundgehalt, daß durch Boni etc. aufgepeppt wird, ist die bessere Lösung. Dann strengen sich die Leute wenigstens an.
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>Blumen – ach Gottchen, ich sage dazu gerne: »nichtessbares Gemüse«. Schmonzette dazu:
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>In meiner Assistentenzeit hatten wir Assis ein super-gutes Verhältnis zum Prof und seiner Frau, wir sprachen von der »Lehrstuhl-Familie«. Geburtstage wurden gemeinsam gefeiert, auch die von der Frau vom Chef. Und einmal, als wir von der Frau vom Chef zu Chefens nachause eingeladen waren, da hatten wir die Blumen vergessen. Ich habe den schwarzen Peter beherzt aufgenommen, in meinem Wohnort einen Blumenhändler aus dem Feierabend geklingelt, und ihm gesagt: hier sind 50 Mark – ich beim Chef eingeladen, machen Sie was, was so protzig wie möglich ist ! Der Blumenfritze hat gegrinst und gemacht, und es ist wirklich ein Kubikmeter Protze draus geworden, mit Kiefernzweigen und so, zum aufpumpen des Volumens.
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>Die Frau vom Chef ist zerflossen vor Begeisterung über diese Blumenbombe, und hat den ganzen Abend an mir drangehangen, wie toll ich doch Ihr Wesen und Ihren Charakter in diesem Strauß zum Ausdruck gebracht hätte und so esotherischen Kram.
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>Ich habe die Frau von meinen Prof sehr gemocht, wir alle mochten sie. Aber trotzdem: Blumen – das ist wie in der Anmach-Kneipe mit dem Porsche-Schlüssel auf der Theke rumklimpern !
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Wow, 700 Euro im Monat, dafür geht noch jemand arbeiten? Bin da nicht so im Bilde aber denke mal das ist sicherlich nah an Hartz IV Niveau dran. Wusste nicht daß Anwaltsgehilfinnen so abgezockt werden, da verdient ja unsere Putzfrau mehr.

Ach Blumen, da fällt mir wieder die Abzocke der Japanischen Hochzeitsmafia ein.

Ich so »Öhhh Schatz wieso sind da für 5000 Euro Blumen auf der Rechnung?«


»Ach das sind nur die Blumen für die Tische der Gäste...«

»Teufel, bekommt jeder Gast einen eigenen Blumenladen als Andenken?«