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Mitteilung von Höflich (29.4.2013 22:47:08):
>>>>>verda über »Rassismusunterricht«

>>>>>[zum Original-Text]
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>>>>>> nicht Rasse wirkt sich auf Intelligenz aus, sondern Religion
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>>>>>Sehr gut, könnte schon mehr als nur ein Körnchen Wahrheit dran sein. Warum und von wem diese Assoziation negativ bewertet worden ist...
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>>>>Im deutschen Fernsehen, im deutschen Medizinsystem, in sämtlichen größeren bedeutenderen Industrieunternehmen in den Vorstandsetagen, sogar schon in den geschäften der Innenstadt was Klamotten angeht, überall hat man es leichter wnn man ebenmäßige Gesichtszüge hat und einen wohlgeformten relativ makellosen Körper, dazu artikuliert und angenehm zu sprechen gelernt hat, dann ist der ganze Rest manchmal schon fast nebensache, dann ist man geeignet. Bei der Polizei ist das auch so, es sei denn man braucht typische Vertreter (Klischeebilder) die das Einfiltrieren in gewisse Milieus üben sollen...
>>>>Ich sollte so ein Zeusch nicht von mir geben und mich da raus halten. Ich hatte nur manchmal den Eindruck, genau so ist das, und vielleicht gibt es nicht mal eine Dienstanweisung dafür, vielleicht passiert das von ganz alleine so..
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>>>Zerr Dir doch mal Sigmund Freud: »Über das Unbehagen in der Kultur« rein ! Ein überschaubarer Text, locker an einem Wochenende zu lesen, in sehr, sehr gutem, über weite Strecken sogar brilliantem Deutsch geschrieben, gut eingängig – was man von Freud generell leider nicht sagen kann. Es gibt eine sehr schöne kleine gebundene Ausgabe für 10 Steine rum !
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>>>Der Sinn und Zweck von Mode, Ästhetik und dergleichen liegt schlicht in der Restriktion von Triebbefriedigung – denn die Glücksgüter, auf die es wirklich ankommt, sind von Natur aus in überreichem Maße vorhanden und für jederman auch zugänglich.
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>>Scheiss Rassen, scheiss Religionen. Wären wir ohne beides besser dran. Ganz arm dran sind die Juden. Da wird Rasse und Religion auch heute noch bewusst vermischt – und ob man Jude von der rasse oder der Religion her ist ist beides gleich gut diskriminiert. Aber ich hab's ja eigentlich gut. ich könnte ja auch ein schwuler Neger jüdischen Glaubens sein, der aus der Türkei stammt. Dann wäre ich echt arm dran. Zumindest hier.
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>hm... du müsstest obendrein im rollstuhl sitzen.
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>aber du hast recht: konzepte wie rasse, klasse und religion dienen dazu, ansprüche zu legitimieren: status, bildung, einkommen... drum herum wird ein mythos von leistungsgerechtigkeit gewoben, und fertig ist die bügerliche ideologie.
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>leider haben noch nicht alle begriffen, dass sich leistung nicht für jeden lohnt. die meisten landen mit ihrem uniabschluss im callcenter. unten bleibt unten. ist klar – die haben sich nich genug angestrengt.

naja, das kann ich jetzt so nicht unterschreiben. Eigentlich habe ich auf meiner bisherigen Call Center Tour nur ziemlich wenige ehemalige Studenten getroffen. Die Leute, mit berufsbildlosen Studiengängen, die ich von früher kannte, haben eigentlich alle irgendwie Glück gehabt, obwohl die meisten eigentlich bis kurz vor Studienende gar nicht wußten, was sie machen wollten. Im Gegensatz zu mir, lol! Aber naja, es kam bekanntlich anders. Die arbeiten jetzt teilweise bei irgendwelchen städtischen Einrichtungen (Politikwissenschaftstudent, der, nachdem er mal eben drei Jahre an einer Disseration geschrieben hat – in einem Graduiertenkolleg – die nie fertig wurde, wofür er dann noch insgesamt über die Zeit rund 40.000 Euro von der DFG bekommen hat, arbeitet jetzt bei einer städtischen Bildungseinrichtung. Für einen 20h-Job (halbtags) bekommt der genausoviel Kohle wie ich, wenn ich eine 45-50 Stunden-Woche runterreiße! Grotesk! Ich habe ihn mal gefragt, was er da so macht. Er konnte es mir nicht wirklich plausibel erklären. 'Naja, morgen ist erstmal ein Meeting, und dann planen wir z.B. die nächste Reise in andere Kommunen, nach Oberhausen, NRW oder so, da hören wir uns dann einen Vortrag an. Dann schreibt einer einen Bericht. Und Freitags, vorbereitung aufs Wochenende, arbeite ich von zu Hause aus, und schreibe mal eine E-Mail oder so.... Ach ja, zum Geburtstag habe ich Bücher von meinen Kollegen geschenkt bekommen' 'Hm. OKAY!')
Oder Sie sind nach Irland gegangen und arbeiten jetzt bei IBM, obwohl man eine Geisteswissenschaft studiert hat. Naja, hier in Berlin hatte ich ja kurioserweise größtenteils mit BWLern zu tun. Crazy. Die reden aber auch nicht gerne über ihre Arbeit, unklar wieso. Wenn ich auf einer der wenigen Partys, auf die ich noch eingeladen werde, von meiner Tätigkeit erzähle, schauen die meisten betreten auf den Boden, oder klopfen mir traurug auf die Schulter. 'Das schaffst du schon!' Naja, so übel ist es eigentlich nicht. Die Leute da sind halt gewöhnungsbedürftig. Das ist halt schon so, ich meine, das ist jetzt nicht der 'Bodensatz', dass man telefonieren darf, muss man schon so ein wenig Umgangsformen haben, saublöd sollte man auch nicht sein (obwohl es de facto einige dann doch sind...naja). Schlimm ist es mit den Frauen. Die sind alle dick! Also nicht nur dick, richtig unglaublich fett. ich denke mir manchmal 'wie ist das nur möglich'? Die Männer sind auch alle fett. Das würde dir gefallen. Naja, man sitzt halt schon viel. Einfach mal aufstehen und eine Runde durchs Center drehen ist auch nicht bzw. wird einem das vom Pausenkonto abgezogen, klar. Naja, ich bin ja jetzt 'Backoffice', telefoniere vielleicht nur mal eine Stunde am Tag. Komischerweise hat mir das aber besser gefallen, als nur den ganzen Tag irgendwelche Scharten in irgendwelchen Internetverträgen auszuwetzen oder Leuten nachzutelefonieren die irgendwelche Hardware zurücksenden müssen, umgezogen sind oder weiß der Teufel. Der Vorteil im Callcenter generell: du musst absolut nicht tageslichttauglich sein. Da laufen Leute rum: krass. Einfach nur krass. Da waren Menschen, die konnten auf einem normalen Bürostuhl nicht sitzen, weil die zu dick waren. Einer hat dann – ohne Scheiß – sich so eine Kiste von zu Hause mitgebracht. Der saß dann eben immer auf dieser Kiste... Du musst dir das so vorstellen, du kommst morgens zur Arbeit, und dann sitzt da dieser unglaublich breite Buddha mit den sonderangefertigten Hose... auf einer Kiste!!! Hahaha! Aber auch ich profitiere natürlich davon: durch meine, tja, 'Säuferitis', war es natürlich schon so, sage ich mal, dass es Tage gab, wo ich mehr tot als lebendig da einmarschiert bin, teilweise, als ich den Rechner angemacht hatte, schon nicht mehr genau wußte, wie ich eigentlich her gekommen bin. Im Klo, dann vor dem Spiegel: Schock. Ein Toter starrt einem aus dem Glas an. Augenringe bis zum Arsch, die Augäpfel leicht gelblich grundiert. Sagen wir mal so: in jedem Job, wo man Angesicht in Angesicht mit Kunden/Käufern etc verhandelt, wäre ich schon achtkant rausgeflogen. Im Callcenter ist es aber vollkommen egal. Solange man nicht lallt oder Unsinn erzählt, ist alles okay. Da gibt es immer noch Fertigere als dich. Da wo ich jetzt bin, da gab es drei vier Typen, da wußte ich einfach: Shore, 100 Pro! Diese wächsernen Junkiegesichter etc. Substi kannste ja da nicht machen, wenn du immer andere Arbeitszeiten hast, es sei denn man hat 'take home', was aber recht selten ist.
Ach ja, das Schlimmste sind die Klos! Es gibt da wohl ein paar Kandidaten, die entweder nicht pissen können, oder die so angekotzt sind, dass sie absichtlich neben das Urinal pinkeln. Von den Toilettenschüsseln will ich jetzt mal gar nicht reden... Ekelhaft! Hase van der Fuurz ist ja auch ein Callcenterling, wundert mich nicht.

Ich stelle mir manchmal schon vor, wie es gewesen wäre, wenn ich nicht auf diesen irren Film gekommen wäre, um dann ca 16 Semester zu studieren, die einzigen praktika in irgendwelchen vertsaubten Archiven mit Naziakten zubringend, wo man den lieben langen Tag für 0 Euro Inhaltsverzeichnisse erstellt ('Banditenbekämpfung in den Pripjet-Sümpfen', 'Höherer SS- und Polizeiführer West lädt zur Weinprobe im Elsässer Hof', 'Säuberungsaktion im Ghetto Minsk' etc...). Zugegeben, auch wenn das alles nach Plan gelaufen wäre: ich könnte mir kaum vorstellen, wie das wohl mal angedacht war, irgendwo im Archivwesen als höherer Beamter zu arbeiten, das wäre ja der Witz schlechthin gewesen, dann am besten noch in Sachsen oder Rheinland-Pfalz, buahh! Ich glaube, ich würde schon nicht mehr leben. Das wäre ja eine einzige Sesselfurzerei gewesen, Alter! Alleine wenn ich an meine Vorgesetzte im BArch denke, die den lieben langen Tag Kaffee getrunken hat, und dann schon überfordert war, wenn man ihr nur eine simple Frage gestellt hat (»Ufff, seien Sie doch mal etwas selbständig...« Wenn man dann keine Fragen gestellt hat, wars auch wieder nicht recht »Ja, leben Sie noch, wieso höre ich nichts von Ihnen??!?« Man muss sich vorstellen, ich habe da für UMME gearbeitet. Dann haben Sie mich einen Monat lang Inhaltsverzeichnisse erstellen lassen, das hatte etwas Thomas-Bernhardisches. Und dann sollte ich, zum Schluss, auf einmal Einleitungen zu allen Findbüchern über die Bestände der SS- und Polizeikräfte im besetzten Europa verfassen, von den Niederlanden bis nach Griechenland. Klar. In zwei Tagen. »Wieso dauert das so lange bei Ihnen?«. Ich habe dann alles aus einem DDR-Standardwerk über diese Sache mehr oder weniger abgeschrieben, denkend, 'ja leckt mich doch'. 30-40 Seiten insgesamt. War eine Zeit lang online, jetzt nicht mehr.

Naja, es kann schlimmer kommen. Halbe Bekannte, aus Kunstgeschichte, arbeiten jetzt als Kustos für irgendweclhe Sammlungen im Kirchspiel »Kloster Lehnin« oder so, hahaha! DAS würde mich ankotzen! Der High-Flyer, der beim Deutschen Institut für Kunstgeschichte in Paris war, nun ja, von dem findet sich auch im Internet keine Spur mehr. Letzte Station: Lehrbeauftragter Fachhochschule Hildesheim. It's all downhill from Hildesheim.

Das lustige ist ja, das wenn bei solchen Leute mit 40 oder so die akademische oder sonstwie Institutionennahe Laufbahn zu Ende ist, stehen sie vor einem unqualifizierten Arbeitsmarkt, wo sie irgendwo nur denkbar schlecht reinpassen. Da kommt dann schonmal die Frage »Sagen Sie, haben Sie im leben schon mal körperlich gearbeitet?«
Naja, bei mir geht es noch, im Herzen bin ich ja ein halber Asso, höhö. Oh mann.


Prost!

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>es ändert sich erst etwas, wenn auch lehrerkinder und arztkinder und anwaltkinder im callcenter landen... das scheint inzwischen öfters zu passieren. fein fein!