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Mitteilung von Justerini (27.3.2014 02:17:33):
>>>>Berliner Kindl!

>>>>Mir ist kein einheimisches Bier bekannt, das qualitativ so stark schwankt, wie das Berliner Kindl! Es will mir nicht recht in den Kopf: manchmal schmeckt dieses Bier wie eine frisch ausgekotzte Bulette, manchmal ist es eine Offenbarung! Es ist, als ob da hunderte von Produktionsstandorten existierten, was aber – natürlich – so nicht sein kann. So nicht sein darf! ES DARF NICHT SEIN! ES KANN NICHT SEIN, WAS NICHT SEIN DARF!
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>>>>Ich erinnere mich noch an den Tag im Jahr 2002, als ich mit einem Kumpel mit dem Kastenwagen und unseren Möbeln in Neukölln aufgeschlagen bin. Zur Feier des Umzugs haben wir uns erst mal einen sixer Kindl geholt, das kannten wir als am selben Tag Zugezogene natürlich noch nicht. Nur Sekunden, nachdem wir die ersten Flaschen geöffnet hatten sind wir schreiend über den Boden gerollt und haben uns an die Kehlen gegriffen, schieres Entsetzen in unseren Augen... Aber dann gab es auch wieder ganz andere Tage... dann gab es wieder Tage mit Berliner Kindl, die heiter und fröhlich, ja: ausgelassen waren...
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>>>Ja das Berliner Kindl. Das ist wie Absynth, immer ein Gluecksspiel. WIRD DER WAHn DICH FROEHLICh AUFNEHMEN? ODER DICh MIT LAUTEM RUELPSEN AUSKOTZEN?
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>>>Ich glaube bei Berliner Kindl ist es tagesabhaengig. Eine Charge aus der gleichen Stunde ist in der Regel schon konstant. Aber wenn eine Stunde der meister besoffen in die Brauerei kommt dann kann es schon boes enden. Der Meister torkelt dann betrunken in die Braustube kotzt erst mal in den Kessel. Dann nimmt er noch einen Hub Export und pisst erst mal schoen lange in den Kessel. Dann kotzt er nochmal rein, ruelpst und gibt dem naechsten Azubi eine Ohrfeige. Das sind dann die Chargen bei denen du dir an die Kehle gegriffen hast.
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>>Man muss auch einfach mal dran bleiben und Durchhaltevermögen zeigen. Auch meine reizende Person, die täglich in der Hermannstraße Berliner Kindl (oder wie der in dieser Rauschgiftszene versierte Kenner sagt: »Kindl«) erwirbt,
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>Haha! Wilkommen! In die Hermannstr. komme ich nur noch ca. (oder ganz genau) einmal die Woche, Sonntagmorgen zum Wäschewaschen im Schnell&Sauber an der Leinestraße. Schon blöd, wenn man seine Waschmaschine verkaufen (naja, verschenken eher...) muss, weil die Küche in der neuen Wohnung zu klein zum Aufstellen eines solchen Apparats ist. Heißt aber extreme Fitness, seitdem die U-Bahn da nicht mehr fährt, voller, nasser Sportsack voller nasser Wäsche und so. Ich fühle mich inzwischen wie der unglaubliche Hulk, und alles nur, weil ich, im Alter von fast 35 Jahren, immerhin, jede Woche wie ein Depp eine triefende Sporttasche die Hermannstraße entlangtragen muss. Zwischendurch war ich da ja Jahre nicht mehr. hat sich eigentlich nicht viel verändert, das einzige äußere Anzeichen von 'Gentrifizierung' scheinen die ganzen Bretterbuden zu sein, in die viele Imbißverkäufer jetzt ausgewichen sind. Ach ja, und die eine oder andere Bäckerkette mit chromglänzenden Auslagen und ein paar Dönerläden mit 'upscale'-Inneneinrichtung und gestylterem ethnischen Publikum (also nicht mehr mit Resopaltischen und den älteren Männern mit gehäkelten Mützlein, hilflos das Rakiglas balancierend...). So diese ganzen Hardcore-Oldschool-Nazis habe ich auf meinen Ausflügen dahin auch nicht mehr gesehen. Gute Güte, das war schlimm damals! Da bist du von der Boddinstraße (habe damals Karlsgartenstr. gewohnt, magical number 19) die Straße runtergelaufen und hast nur runtergezählt: »Spinnennetztatoo auf dem Hals, check, 'Odin statt Jesus'-T-Shirt, check, okay, 'Adolf Hitler European Tour 1939-45', check« und der ganze Quark. Ich habe mir nur gedacht: 'Boooah sooo, eeey booooah ey, BOOAAAAAH EYYYY! EEEY BOOOAHHHHH: das kann ja nicht sein, hier einerseits gefühlte 70 Prozent Ausländerlein, und dann das...
>Möglicherweise wurden die aber alle von den Amis und Spaniern verdrängt, zwei historisch sehr mächtigen Nationen. Es sei! Ich würde den einschlägigen Gestalten auf ihrem Weg nach Treptow und darüber hinaus keine Träne nachweinen (natürlich blöd für die braven Bewohner von Treptow, aber naja... höhö), doch ich will trotzdem angemerkt haben, dass die wohlhabenden Besucher aus diesen weit entfernten Ländern zwar eine weit sanftere, keineswegs aber wesentlich nachgiebigere Knute schwingen! Als ich mir (meine Staffelmiete in Kreuzberg hatte langsam gedroht, mich finanziell unrettbar zu erwürgen) Ende 2012 wieder die ersten Wohnungsinserate für Neukölln angesehen hatte – Motto: wir gehen wieder da hin, wo es billig ist – hätte es mich fast vom Stuhl gebrettert: durchschnitt 430 Euro (1-Zimmer) für irgendwelche Buden im »Schillerkiez«! Hätte man noch um 2005 für 170 bekommen. Jetzt wohne ich in einem Hinterhausverschlag mit kaputter Heizung an der Grenze zwischen Schöneberg und Tiergarten mit einem Thaipuff im Vorderhaus. Zumindest grüßen die alten Männer immer ganz freundlich, wenn man die, meist lechzend, an der Tür vorne trifft. ('Klar, junger Mann, ich wohne hier!!! Ich bin Ihr Nachbar. Wie geht es Ihnen? Auf gute Nachbarschaft! Hehehe!' '?????' *stiehlt sich kichernd die Treppe zum Vorderhaus hinauf*)

Um aus einer Wiener Ein-Zimmer-Wohnung, die nicht schlecht, aber teuer, wenn auch nicht teurer als alles Vergleichbare hier, ist, zu grüßen: deine Worte machen mir eine ganz seltsame Lust auf Berlin, das ich mittlerweile nur noch in Erinnerungen an Dinge, die ich damals vielleicht wenig zu schätzen wußte und die es damals jedenfalls schon nicht mehr gab, erlebe (http://inaltenundneuenstaedten.wordpress.com/2014/03/11/was-hellersdorf-sein-muste/). Daher, wenn ich mal wieder da bin, ich würde mich gerne melden und mit dir (und sehr gerne auch mit Dem Gift) große Mengen Alkohol zu mir nehmen.

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>>ertappt sich gelegentlich bei einem prüfenden Blick aufs Etickett, ob es sich nicht doch versehentlich um ein Sternburg oder gar Öettinger Export handeln könnte, welches gerade in den zittrigen kaltschweißigen Händen gierig zum Munde geführt wird und dem ein mahnender Foetor diabolicus voranschreitet. Hier ist es an delysierten Geistern wie uns, Standhaftigkeit zu waren, um ja nicht so zu enden wie die bedauernswerten Gestalten im U-Bahnhof Boddinstraßezu enden, die im Wege der inneren Verhehrung zu Berliner Pils greifen ...
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>>Hasta la victoria siempre!
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