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Mitteilung von Höflich (1.4.2014 20:42:34):
>>>>>>>>>>>>>>>>>Langzeitarbeitslose erhalten keinen Mindestlohn

>>>>>>>>>>>>>>>>>Wozu auch, das Menschsein wird ihnen bestimmt auch bald aberkannt.
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>>>>>>>>>>>>>>>>Hm. Auf meiner letzten Gehaltsabrechnung, vom 15., hatte ich 870 Euro. Und da war eine 45 Stundenwoche dabei. Gut, ich habe drei Tage lang angekündigt aber ohne ärztliches Attest gefehlt. Aber mehr als 920 wären es auch damit nicht geworden.
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>>>>>>>>>>>>>>>>Das ist schon irgendwie... naja, scheiße so. Was ich nicht verstehen kann, ist dieser Geiz... ich meine, ich hege ja gar keine Illusionen und so und erkenne das auch an, dass ich als quasi 'unqualifizierter' niemals mit 2000 Euro netto nach hause gehen werde, aber halt: der springende Punkt liegt irgendwo zwischen 900 und 1100 Euro, oder sagen wir vielleicht sogar 1050 Euro. Das sind dann nämlich genau die ca. 100 Euro, für die man sich auch mal irgendeinen Quatsch kaufen kann, ja, man könnte sogar mal ins Kino gehen, LOL! Oh oh oh. Naja, Musik ist ja jetzt wenigstens kostenlos, Spotify und so. Ich merke es ja auch von den Leuten, die da (Call Center) anrufen, manchmal kommen die auf dieser Entstörungshotline raus, zu der ich verdammt bin, und dann haben die da irgendwie offene Posten von ihrer Internetrechnung von, sagen wir: 40 Euro und dann ist es halt so: »Äh, ich kann leider nicht zahlen, können wir eine Ratenzahlung machen?« »Hm. Geht. Wieviele Raten hatten sie denn im Sinn?« »Äh... Zehn?« »Zehn Monatsraten a 4 Euro??« »Äh, ja...« »Grundgütiger...«. Man müsste es machen wie die ganz ausgefuchsten, 100.000 Euro Schulden, SchuFa auf ewig im Arsch, Dokumente und Ausweise fälschen, einfach am laufrenden Band irgendwelche Verträge aufnehmen, nicht zahlen, Knast rein, raus, Bier in der Hand, alles egal. Oder so ähnlich. Ah je...
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>>>>>>>>>>>>>>>Hm ... als Hartzer Roller beziehe ich aktuell ziemlich genau 700 Flöhe. Woraus ich messerscharf schließe, daß Höflich mit einer 40 h – Woche genau 170 Euro erzielt. Bei einer durchschnittlichen monatlichen Arbeitszeit von 160 Stunden macht das einen Stundenverdienst von 1,0625 €. Immerhin mehr, als ein 1-€-Job ! Wen meine allfälligen Anträge, Begutachtungen, Neueinstufungen usw. durchgehen, wonach es derzeit aussieht, werden meine Bezüge sogar noch um 90€/Monat erhöht – von der Freifahrtkarte für Busse und Bahnen mal ganz abgesehen. Ist dies der Fall, dann sinkt Höflichs Arbeitsergebnis ins Bodenlose – sogar noch unter den 1-€-Job. Da kann man nur mit Theo Lingen den Kopf schütteln und seufzen: »Traurich-traurich-traurich!«
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>>>>>>>>>>>>>>Ja, ich sage mir seit langem: gleich nach dem Studium den erstbesten 40h/Woche-Job zu nehmen, das war einer der größten Fehler meines Lebens. Man kommt da nur schwer wieder raus. Wenn ich jetzt aufs Amt gehe und denen erzähle 'hört mal, ich habe meinen Arbeitsvertrag ändern lassen, ich mache da nur noch 10 Stunden in der Woche, also das Geld überweist ihr mir bitte ab jetzt an folgende Bankverbindung: ..." Na, die würden mich natürlich aus dem Warteraum lachen. Hingegen, wenn ich mir damals erstmal einen 12 Stundenjob in irgendeinem Blöden Supermarkt geholt hätte, ich hätte mich wohl die nächsten 20 Jahre auf Stütze parken lassen können... Geld wäre das selbe gewesen... es ist ein Fluch.
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>>>>>>>>>>>>>Gibt es eigentlich viele von diesen Studiengängen, die einen direkt in die Langzeitarbeitslosigkeit führen? Ohne in irgend einer Weise ironisch klingen zu wollen: Gibt es keine Möglichkeit, in der Fachrichtung, die du studiert hast, eine Stelle zu finden? (Ich weiß, das ist sicherlich furchtbar naiv und hinterwäldlerisch gedacht und in Berlin da ticken ja die Uhren wie in der großen weiten Welt und so. Aber irgendwie – äh – muß man doch seine Studienentscheidung rechtfertigen, irgendwann. Natürlich muß man das nicht, das ist der provinzielle Protestantismus, der hier aus mir spricht. Aber irgendwie ist es doch schade, dann überhaupt die Zeit für sowas wie ein Studium aufzuwenden ...)
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>>>>>>>>>>>>Ich sage es mal so: Geschichte/Kunstgeschichte ist nicht wirklich ein Feld mit großer arbeitsmarktlicher Relevanz. Dazu muss man sagen, dass ich sehr, sehr, lange studiert habe, war eine lustige Zeit, zugegeben. Allerdings habe ich das von Anfang an geahnt, ja, darauf zugearbeitet. Die größten meiner Vorbilder haben ihr Leben auf dem unqualifizierten Arbeitsmarkt zugebracht. Es hat natürlich in der Hinsicht auch nicht geholfen, dass dieser Typ:
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>>>>>>>>>>>>http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/khi/mitarbeiter-gaeste/privatdoz/arnulf/index.html
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>>>>>>>>>>>>mir nach meinem Abschluss erstmal 1,5 Jahre meine Examensklausur nicht korrigieren wollte, und ich so faktisch bis weit in meine Call-Center-Zeit keinen Abschluss hatte. Hat er wohl vergessen. Die Sekretärinnen im Prüfungsbüro haben mir mehrere E-Mails geschrieben, dass sie leider auch nichts machen könnten, sie hätten mehrere Mahnungen geschrieben, but to no avail etc... Da er bei seinen angeblichen Sprechstunden, für die ich mich teilweise, quasi 'illegal' ('ich habe Migräne! Hilfe!') habe krankschreiben lassen, auch nicht aufgekreuzt ist, er dazu einige meiner E-Mails mit dem lapidaren Spruch: 'bin mir keiner Schuld bewusst! Wer sind sie?' quittiert hat, blieb mir nur der eine Weg:
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>>>>>>>>>>>>ich hatte schon einen Termin bei der Dekanin ins Auge gefasst, habe aber schließlich vorgezogen, ihn auf der Mailingliste des Instituts öffentlich zu beleidigen. Der 'Shitstorm', der auf mich eingeprasselt ist, war für die Zeit (2009) unglaublich ('ich bin entrüstet und schockiert, dass hier...' war eine der besten Reaktionen der Tweed-Jacket-Fraktion, haha! Ich war richtig stolz!) Naja, Ende vom Lied: er hat mir eine E-Mail geschrieben von wegen 'Ja, uff, das tut mir sehr leid, mir geht es nicht sehr gut etc etc etc." (Habe mir nur gedacht, naja, mir geht es auch manchmal nicht sehr gut, aber eine Unterschrift mit dem Kugelschreiber bekomme ich sogar noch im Delir hin, ah weh, Allmächd!...) Eine Woche später durfte ich mir, wieder unter einem Vorwand krankgeschrieben, mein Zeugnis im Prüfungsbüro der FU Berlin abholen. Hurra! 1,5 aber mittlerweile vollkommen wertlos. Ich habe mich durch ganz Dahlem gelacht.
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>>>>>>>>>>>>Naja, das ganze war mehr eine Episode, wäre wohl auch nicht anders rausgelaufen, wenn ich dieses 'Zertifikat' umgehend damals ausgehändigt bekommen hätte, aber das war schon dreist. Wenn ich mir da zärtere Gemüter vorstelle... ich dagegen habe kein Problem damit, bei einer 45 Stundenwoche mit 930 Euro nach Hause zu gehen. Das gesagt, du wohnst ja in Chemnitz, oder? Das ist genau unser Versorgungsgebiet! Brauchst du möglicherweise noch einen zweit- oder dritt- Internetanschluss? Das ist kein Problem, du kannst mit vier bis fünf Kabelmodems bis zu 10 (!) Rufnummern haben. Wir rufen einfach den Servicepartner in deiner Region an und die werden dann, wild wie die Teufel, mehrere Multimediadosen, ungefragt, in deinen Gewerberäumen installieren! Dann wird alsbald eine ganze Phalanx an Kabelmodems in diesen Räumen lustig blinken!!!!!!
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>>>>>>>>>>>Ufff, ja das ist schon hart. Naja, nicht fürs Leben sondern für die Belustigung lernen wir, nicht wahr?
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>>>>>>>>>>>Aber Geld ist ja auch nicht alles! Mein vater klagt immer ich könnte ja schon weiss-der-geier was sein, Vorstandsvorsitzender bei ner tollen bank, Besitzer eines multinationalen Konzerns oder sonstwas. Mir fehle nur der Ehrgeiz!
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>>>>>>>>>>>Stimmt aber nicht ganz, ich habe an manchen Stellen echten Ehrgeiz. Als ich zum Beispiel aus diesem alten 80er Jahre Tomy Tabletop einen Miniatur PC gebastelt hatte. Oder als ich dieses Grafikprogramm gecrackt habe. Oder als ich bei einem Pokerturnier neulich immerhin satte 850 Dollar abgeräumt habe.
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>>>>>>>>>>>Ich glaube mir fehlt eigentlich der Anreiz. Irgendwann hat man einfach alles was man je wollte und neigt dann dazu nach STrohhalmen zu greifen...
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>>>>>>>>>>>Meine Frau fragte neulich »Was haben wir eigentlich noch nicht?« und ich so »ööhhh. hmmm tja... lass mal überlegen...warte ich habs gleich... HEUREKA! Ja einen Privatjet haben wir noch nicht!«
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>>>>>>>>>>>Und sie dann so »Hmmm naja was machste denn damit?«
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>>>>>>>>>>>"Naja rumfliegen denke ich..."
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>>>>>>>>>>>"Ja aber wohin?"
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>>>>>>>>>>>"Ähhh ja zu irgendeinem Flughafen. Zum Beispiel Timbuktu..."
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>>>>>>>>>>>"Aber das wurde doch von irgendwelchen islamischen Spinnern überrannt, was wollen wir denn da?"
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>>>>>>>>>>>"Hmmm naja dann nach Paris?"
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>>>>>>>>>>>"Naja, da können wir auch nen Linienflug nehmen oder mit dem Auto hin..."
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>>>>>>>>>>>"Ja auch wieder wahr..."
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>>>>>>>>>>>Ich hatte auch mal die Idee auf eine einsame Insel zu sparen, aber das mag meine Frau nicht. »Nur wenns da ein Einkaufszentrum gibt!« meinte sie. Hmmm also auch schwer. Ja vielleicht noch ne tolle Luxusyacht. Was macht man eigentlich so auf Luxusyachten? Meist so an Deck rumliegen glaub ich. Vielleicht sind wir dafür auch zu einfache Menschen... Letztlich sind wir immer am glücklichsten wenn wir uns die Hucke zusaufen. Aber dazu muss man gar nicht mal so reich sein...
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>>>>>>>>>>Sagen wir so, für ein paar Öttinger Hefeweizen hie und da reicht es haha (die sind aber, im Gegensatz zu den restlichen Sachen von denen, ziemlich gut, ich trinke die lieber als Paulaner/Erdinger oder so...). Kenne auch ein paar BWLer von früher und so, Bekannter von mir arbeitet jetzt zum Beispiel in FRÄNKFORT bei einer der drei großen Uternehmensberatungen, wahrscheinlich hat DER meinen Arbeitgeber bei der straffung des Vergütungsmodell beraten, HAHA! (!). Naja ne, ich verstehe das schon, wenn man zielstrebig eine Richtung einschlägt, das man sagt »okay, so mit Anfang dreißig kriege ich dann mit ziemlicher Sicherheit jeden Monat so 5000 Euro aufs Konto...« etc etc. Grundsätzlich waren bei mir aber zwei Überlegungen federführend:
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>>>>>>>>>>a) meine Familie ist »wohlhabend« (das führt einen mit einer gewissen Sorglosigkeit ins Leben... zumindest was Gelddinge betrifft. Gut, die Perspektive hat sich die letzten Jahre ein wenig, äh: verändert, hihi...)
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>>>>>>>>>>b) jetzt ist es ja schon so, dass man in Deutschland zwar – was oft in Abrede gestellt wird – durchaus unter den »richtigen« Umständen verhungern kann, auch obdachlos ist man schneller als man denkt. Effektiv ist es aber ja noch so, dass es die »Stütze« gibt, wenn da auch nicht alles immer so läuft, wie man sich das im Volksgehirn so vorstellt. Wenn ich in Moldawien oder so aufgewachsen wäre, ich hätte natürlich den Teufel getan, sowas zu studieren, wie ich es studiert habe (oder sagen wir in den U.S.A., wo eine meiner Schwestern seit Jahrzehnten lebt, und wo du so etwas studierst, dann auf dem unqualifizierten Arbeitsmarkt landest, aber zusätzlich noch mit einem abzuzahlenden Studienkredit von ca $ 200.000, kicher...). Als ich früher darauf angesprochen wurde, was ich denn mit so einem Zeug machen will, wenn ich etwa mit einem Buch erwischt wurde, die Geschichte des frühen Christentums, oder Arnobius': 'adversus gentes', 'französische Salonmalerei des 19. Jahrhunderts' oder 'Britisches Dissentertum im 18. jahrhundert', wenn da beispielsweise der Kollege mit seiner Fibel über die "wirtschaftliche Gesamtrechnung' ankam, schreiend: 'du wirst ja Arbeitslos!!!!', naja, ich habe dann immer gemeint: 'ja das wäre schon COOL! Hehehe!' Naja, diesen Lebenstraum konnte ich mir bis jetzt leider nicht verwirklichen... Okay, ich habe die nächste Zeit über ein paar Bewerbungstermine, die Chancen stehen gut, dass ich demnächst zumindest einen Job habe, wo ich monatlich verbürgt immer über 1000 netto komme, und nicht nur, wenn ich 50 verschiedene, absurde Kennzahlen erfülle... Mal schaun...
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>>>>>>>>>Sebastian Haffner schreibt in seinen »Anmerkungen zu Hitler«, welches eines meiner allerliebsten Liebingsbücher ist, so schön, daß es wenige Gestalten in der Geschichte gibt, die mit derart »staunenerregender Wucht danebengehauen« hätten – dieses Kompliment darf ich an Dich weitergeben, mon chèr: Du haust beständig mit »staunenerregender Wucht« daneben, bist selbst zum arm sein zu unqualifiziert, folgst nach wie vor irgendwelchen Normativen, die Deiner Lebenssituation völlig unangemessen sind, kuschelst Dich ein in wunschlosem Unglück und Ethanol. Es gäbe zwei richtige, angemessene Entscheidungen in Deiner Lage, die natürlich dann auch umzusetzen wären:
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>>>>>>>>>a) Der Erwerb einer zur Erwerbstätigkeit geeigneten Qualifikation oder
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>>>>>>>>>b) Die professionelle Organisation der Armut unter Vermeidung jeder Arbeit.
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>>>>>>>>>Zu keinem von beidem siehst Du Dich imstande, seit Jahren schon !
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>>>>>>>>ich bin, wenn es hart auf hart kommt, eben eher der Mann des mittleren Weges...
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>>>>>>>Hitler war ja genau das keineswegs. Eigentlich war er das von allen Dingen zuletzt, oder vielmehr: gar nicht. Also würde ich den Vergleich zu dem erstmal in Abrede stellen – auch wenn ich wahrscheinlich Jahre meines Lebens ähnlich wie der zu seiner Zeit in Wien und den ersten Jahren in München zugebracht habe. Ja, tatsächlich überlege ich mir, ob ich wieder Vegetarier werden soll. Hast du die zweibändige Biographie von Ian ('Nik', hätte ich beinahe geschrieben...) Kershaw gelesen? Da gibt es Passagen, die Aspekte seiner Zerrissenheit tatsächlich auf seine 'ungesunde Ernährung' zurückführen, lol!
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>>>>>>Nö – ich habe nur die Fest-Bio gelesen, und so einige Memoirenliteratur von Leuten, die ihn gut kennengelernt hatten: Speers Erinnerungen vorab, dann seine Sekretärin Christa Schroeder, der Panzergeneral Heinz »Brausewind« Guderian, der von August 44 – März 45 Generalstabschef des Heeres war, eines der vielen Bücher von Schacht (73 Jahre meines Lebens), Schwerin-v.Krosigks »Staatsbankrott«, und – sehr luzide: Francois-Poncets Erinnerungen an seine Botschafterzeit in Berlin 1930-38.
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>>>>>>Und daß Nichtrauchen und vegetarische Ernährung faschistisch sind, weiß ich nicht erst seit gestern !
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>>>>>War der nicht magenkrank?
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>>>>Naja, er hatte Koliken. Er wird also wohl viel gefurzt haben...
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>>>Mal 'was ganz anderes, Höflich, wie kriegst Du nach extremem Konsum Deinen »Tatter«, »Kaltschweißigkeit« und »Kopfschmerz« weg ohne Zugang zu Distra und anderen Frohlockungen der Entzugsmedizin? Guck, ich arbeite den ganzen Tag mit ehemaligen Krankenschwestern und Ärzten zusammen und grad morgen habe ich ein persönliches Gespräch mit dem obersten Boss (nicht, weil ich schlecht bin, sondern generell), aber ich bin deutlich im Eimer (mit blutunterlaufenen Augen, Zittern und dem ganzen Scheiß) und eine Apotheke auszurauben, traue ich mich nicht, genauso wenig, wie ich mittlerweile Ärzte davon überzeugen kann, dass ich sehr dringend Tavor, Diazepam, Bromazepam oder gar das gottheiligste Distraneurin abschwatzen kann, gerade in der neuen großen bösen Stadt ... was kann man da machen?
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>>Mmmmh. Ich muss sagen, bis auf die mittlerweile drei Mal, wo ich wirklich im Krankenhaus auf qualifizierter Entgiftung war (zwei mal im Urbankrankenhaus, hoho, das war heftig, mit so bodybuildenden Schlägern auf dem Weg ins Methadonprogramm auf dem Zimmer, haha: »alta! Grummel, was will denn der LAUCH hier?!? GRRRR!!!«) hab ich es so ausgeschlichen. Hatte ein paar mal einige wirklich LUSTIGE Tage auf der Arbeit (wo ich die Pausenzeiten auf dem Klo so jeweils um 1 Stunde überzogen habe. Naja, Call Center ist da der perfekte Job, die Leute da sehen alle so unglaublich fertig aus, ich rede mir immer ein, da ist noch nie jemanden was aufgefallen. Naja, ich werde mich wahrscheinlich täuschen). Naja, da wünsch ich dir morgen viel Glück. Wenns hart kommt, kannste ja vielleicht in der Hasenhaide ein paar Dias klarmachen, 10er oder so dürfte die gängige Rate für eine sein, also nicht wirklich billig. Distraneurin wirst du nicht kriegen, das verschreibt dir mittlerweile kein Arzt in Deutschland mehr zum mit nach Hause nehmen, das war vielleicht mal in den achtzigern so, oder keine Ahnung. Wenn du ganz viel Glück hast, kannst du einem Allgemeinarzt vielleicht ein Rezept für eine Schachtel Valium abschwatzen, wenn du ihm genau auseinandersetzt, dass es jetzt vollkommen unmöglich ist, eine Woche in der Entgiftung zu verschwinden (wegen Arbeit, könntest ja sagen, dass die Entscheidung über die Vertragsverlängeung ansteht, und du, wenn du die nicht kriegst, im Arsch bist, weil die Wohnung zu teuer ist für ALK II, ALK I bei 900 Euro Monatsverdienst nicht reicht etc... wäre ja bei vielen Leuten nicht so aus der Luft gegriffen...). Dann wird er / sie aber – im bsten Fall, muss man sagen – wahrscheinlich div. Folgetermine mit dir vereinbaren, wird dich hoch und heilig schwören lassen, dass du zur Suchtberatung gehst, blablabla, dieser ganze ätzende Scheiß. Naja, und zu guter Letzt steht man natürlich wie der letzte Arsch da. Im schlechteren Fall sagt er / sie einfach: »Ja! Das ist nicht mein Problem. Sehen sie, dieser nette ältere Herr, dem sie auf dem Weg ins Sprechzimmer begegnet sind, der hat Nierenkrebs. Was haben Sie nochmal? Achja, Sie sind ein Säufer... Was wollten Sie nochmal? etc etc (gebe zu, ich bin «Ärztehopper"). Naja, wenns gar nicht geht, also wenn es: überhaupt nicht geht, würde ich versuchen 'runterzutrinken'. Wobei ich sagen muss, wenn ich da jetzt bei mir zurückdenke... naja, lassen wir das. Jaja. Persönliches Gespräch. Das ist scheiße. Das ist immer scheiße... Vor allem so.
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>Hihi, ich merke, da spricht jemand aus wahrer Erfahrung. Ich habe das mittlerweile so organisiert, dass ich ja uffm abend mir meine 6 bis 8 Fixen setze und danach, so ich es im Suff nicht vergesse, irgendetwas Anstrengendes esse, Thunfischpizza mit extra Zwiebel und Knoblauch oder so, in der irrigen Annahme, ich hätte am nächsten morgen keine Fahne. Für die ganz kritischen Tage habe ich meiner MS-kranken Mutter ein paar Carbamazepin gegen Krampfanfälle geklaut, die »shiften« einen zwar nicht, aber sorgen zumindest dafür, dass man nicht mit verdrehten Augen auf dem Bürgersteig liegt und Sachen sagt wie z.B. »ghhhrghhhh« oder »akhchakcha«, das macht immer einen schlechten Eindruck, vor allem wenn man dabei versucht, sich selbst ins Gesicht zu beißen. Und dann habe ich mir aus einer recht dunklen Quelle Fenazepam besorgt, dass steht da in kiryllischen Lettern auf dem Blister, aber dass zu nehmen braucht mindestens 3 Tage Urlaub, weil dass echt ganz dolle downt. Beim letzten Mal bin ich auf allen Vieren durch die Bude gekrochen und habe mir Schürfwunden an der Stirn geholt, weil meine Motorik schlichtweg nicht mehr gegeben war. Das würde auf Arbeit zumindest Fragen aufwerfen, wenn ich in Funktion des »Teamleiters Intensivmedizin« so über die Flure krieche. Egal, für heute scheint es zu gehen, ich werfe mir gleich zum Frühstück eine Ibu ein, 'ne Reisetablette und 200 mg Carba, damit sollte sich zumindest über den Tag getragen werden können. Und in der Heide einfach mal nach Dia fragen? Ich wusste gar nicht, dass das möglich ist, aber das wäre mal ein Gedanke ... apropos: Danke.

Kein Ding. Im Nachhinein: das mit dem Arzt würde ich nicht (oder in meinem Fall: nicht mehr) machen, war nur so eine Überlegung. Das artet manchmal geradezu in Slapstick aus, wenn es nicht so schmerzvoll wäre. Ich hatte das drei oder vier Mal, beim Arbeitgeber anzurufen geht gerade noch, krank melden, okay, dann nach und nach die Arztpraxen abklappern, während man mit zusammengekrampften Organen durch die Gegend steuert, psychisch ist das natürlich vor allem... harhar. Normalerweise, meinetwegen auch mit 50 Grad Fieber, wäre das wohl kein Problem, in einem normalen Zustand könnte ich das wohl gelassen mit mehreren blutenden Stichwunden absolvieren ('Ah? es blutet? Ich blute? HAHAHAH! Kein Problem, ich kenne SCHLIMMERES! Let it bleed! Hähähä!"). Ich hatte das mal letzten Mai, es ging wirklich nicht mehr, ich bin in absoluter Panik aufgewacht, beim längeren Betrachten der Tapete bilden sich lustige, eigentlich recht verstörende Muster, wegschauen, egal. Ich habe dann mit letzter Kraft diverse Arztpraxen auf Google Maps rausgesucht (habe mir mehrere rausgeschrieben, da ich schon ahnte / wußte, wie das läuft). Bei der ersten war Ruhetag, die zweite existierte gar nicht mehr, die dritte war nur für Privatpatienten, bei der vierten wurde mir gesagt, ich solle zwischen 16 und 17 Uhr wiederkommen (war glaube ich 10 Uhr morgens, zu der Zeit), man könne aber nicht garantieren, dass ich dann auch dran käme... bei der fünften wurde mir gesagt, man könne heute keine Arbeitsunfähigkeitsbestätigungen ausstellen, da die Ärztin heute nicht da sei. Okay. Ich habe dann auf meinem billigst-Smartphone eine sechste rausgesucht (hat ca. eine halbe Stunde gedauert, da muss man ja sehr filigran diesen Mini-Touchscreen bedienen können, war zu der Zeit eher außer meinen Möglichkeiten). Da kommen dir dann so vollkommen bescheuerte Ideen, wenn du am U-Bahn-Bahnsteig stehst, von wegen, 'naja, spring mal auf die Gleise, dann hast du für heute wenigstens Ruhe. Ach so, morgen und übermorgen dann wahrscheinlich auch, möglicherweise auch einige Wochen danach... ach nee, das ist auch blöd... lass mal' Bei der letzten hatte ich dann das gelobte Land erreicht. Bin aber erstmal auf das absolute Unverständnis der Arzthelferinnen gestoßen... das ist ja so ein Kapitel für sich. »Was wollen Sie?« »A-U! 'röchel'« »A-U?« »Arbeitsunfähigkeits... Bescheini...« »???« »Krankschreibung!!!« »Krankschreibung???« »Mmmmh...« »Wieso Krankschreibung? Hier?« Ich habe mir nur gedacht 'BEI GOTT, BEI GOTT, BEI GOTT UND JESUS UND MOHAMMED!!!' Sagend: »Hier... ja... Krankschreibung! A-U...« »Sie wollen also eine Krankschreibung?« »Mmmmg, mmmh. MMMMH!« »Ah gut! Sagen sie das doch gleich! Ich brauche Ihre Karte...« Dann noch drei Stunden in einem überfüllten Warteraum, dicht an dicht, paranoid bis aufs Messer, die Blumen auf den Bildern bewegen sich etc...' Lief dann alles super. Habe gemeint, ich hätte einen Virus oder so erwischt, Darm-Magen, Magen-Darm etc. 'Ach ja, der geht derzeit um... wann sind sie wieder fit?' 'Och, sagen wir.. drei Tage?' (hatte mich, um kein Aufsehen zu erregen, auf den aus Erfahrungswerten heraus kürzest möglichen Zeitraum festgelegt). 'Ah ja! Sind sie eigentlich gegen Masern geimpft?' Ich wollte zu dem Zeitpunkt nur noch jedem Gespräch aus dem Weg gehen, ich habe nur gesagt: 'vielleicht...' Es folgte ein halbstündiger Vortrag darüber, dass die Masern wieder, gerade hier, im Kommen seien, und ich so schnel wie möglich meinen Impfpass raussuchen solle, denn wenn ich nicht zwei Impfungen hätte... dann' Ich wäre fast gestorben, ich wollte nur noch weg..., meine Energie hat kaum gereicht, mich einigermaßen gerade auf dem Stuhl zu halten, man kann blöderweise auch nicht so einfach rausrennen, macht so einen etwas schlechten Eindruck, irgendwann hat man alle Mediziner durch, und dann... naja. Als ich dann vorne den gelbroten Zettel in die Hand gedrückt bekommen habe, ich hätte fast vor Glück geweint... bis ich zu hause draufgesehen habe. Krankschreibung nur für GENAU DIESEN TAG! Oooohoooohoooh! Ich musste dann zwei Tage unentschuldigt dranhängen. Habe dann gemeint, »naja, das ist schon doof mit der Krankschreibung, aber ich war der Ansicht dass, etc etc..« was ja auch stimmte. Reaktion war nur: 'Böse, böse! Wenn das jeder so machen würde etc.' Habe dann eine Abmahnung angekündigt bekommen, aber nie erhalten. Auch gut. Kann ich dann ja demnächst mal wieder machen, wegen der spaßigen Erfahrung etc, hähä. Ooooooh. Da macht man einen Dreck durch, es ist unglaublich... man könnte sich fast schon fragen, ob es das wert ist...